Er ist ein blaues Irgendwas und für viele Kinder ein echter Star. Wann immer Woozle Goozle, so sein Name, auf dem Bildschirm auftaucht, wird es laut. Mal knallt es, mal zischt es, mal geht etwas zu Bruch. Das geschieht natürlich nicht zufällig, sondern in bester Absicht: Woozle Goozle ist eine Puppe und dient als Türöffner, um der jungen Zuschauerschaft von Super RTL auf möglichst unterhaltsame Weise pünktlich Abendbrot ein wenig Wissen auf den Weg zu geben. "Am Anfang stand die Überlegung, ein Wissensmagazin von einem menschlichen Moderator und einer ungewöhnlichen Figur präsentieren zu lassen", erinnert sich Igor Hartmann im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Er hatte zusammen mit Andreas Guni die Idee zu der Sendung. "Wir dachten über ein computeranimiertes, gehirnartiges Wesen nach. Über den Kontakt zu Puppenspieler Martin Reinl entwickelte sich das zu einem blauen, liebenswert-anarchischen Co-Moderator mit Hang zu explodierenden Erfindungen weiter."
Dass Super RTL die Sendung von diesem Montag an bereits in die vierte Staffel Staffel schickt, zeigt, dass die Macher von "Woozle Goozle" den Geschmack des jungen Publikums ganz gut getroffen haben. Und zwar von Anfang an: "Die Mischung aus Wissen, Comedy und Dynamit hat sich seit der ersten Folge nicht verändert", sagt Guni. Allerdings sei "Woozle Goozle" mit der Zeit runder geworden. Reinl, aber auch Benedikt Weber, der sich seit vielen Jahren als Moderator diverser Kindersendungen einen Namen gemacht hat, und die Requisiteure hätten seit dem Start aber noch eine Schippe draufgelegt. Vor allem aber ist das von Endemol beyond produzierte Magazin spezifischer geworden: "In der ersten Staffel gab es noch eine Folge ganz allgemein über den menschlichen Körper. In der nun startenden Staffel haben wir eine ganze Episode nur über das Herz und können so mehr in die Tiefe gehen.
Noch vor wenigen Jahren hätte man ein Format dieser Art bei Super RTL vermutlich nicht erwartet. Dass "Woozle Goozle" heute ein fester Bestandteil im Programm des Kölner Privatsenders ist, hat allerdings einen guten Grund. "Wissen ist ein gutes Differenzierungsmerkmal“, betont Super-RTL-Geschäftsführer Claude Schmit. Und Programmdirektor Carsten Göttel ergänzt: "Wir hatten Druck und mussten uns etwas einfallen lassen." Für erwähnten den Druck sorgte der Disney Channel, der dem langjährigen Marktführer im Kindersegment mit seiner Ankündigung, ins Free-TV zu wechseln, so manche Schweißperle auf die Stirn trieb. So entstand die Idee, verstärkt den Wissensbereich zu beackern und damit ein Feld, auf dem bis dato vor allem der öffentlich-rechtliche Kinderkanal unterwegs gewesen ist.
"Das macht uns außergewöhnlich."
Super-RTL-Geschäftsführer Claude Schmit
"Wir werden dadurch ein Stück weit 'kikaesker', unterscheiden uns damit aber zugleich klar von unseren privaten Mitbewerbern. Davon abgesehen erhöhen solche Formate die Akzeptanz bei den Eltern", betont Schmit, der mit der Produktion von Wissensformaten eine mittelfristige Strategie verfolgt. "Das macht uns außergewöhnlich", sagt er – und tatsächlich hat Super RTL in diesem Segment derzeit wohl keinen Angriff durch den Disney Channel oder Nickelodeon zu fürchten. Auch Carsten Göttel verweist im Gespräch mit DWDL.de auf das Vertrauen der Eltern, das man mit "Woozle Goozle" gewonnen habe. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil die Erwachsenen am Vorabend häufig gemeinsam mit ihren Sprösslingen vor dem Fernseher sitzen. Da kann es nicht schaden, wenn das Programm nicht völlig banal daherkommt.
Genau dafür sorgen Igor Hartmann und Andreas Guni, die für Regie und Buch von "Woozle Goozle" verantwortlich zeichnen. "Schwierig ist vor allem eine Sache: Wie vereinfacht man komplexe Abläufe, ohne sie zu verfälschen? Wenn wir so was im Fernsehen sehen, macht uns das richtig wütend", so Hartmann über die Herausforderung bei der Produktion von Wissenssendungen für Kinder. "Was aber auch nicht geht: Zu viele Fachworte verwenden. Unsere Zuschauer sind ja überwiegend in der Grundschule. Und wir wollen nicht wie ein Schulbuch klingen. Diesen Spagat hinzubekommen, akkurat und leicht verständlich sein, das ist echt harte Arbeit." Unterstützung bekommen die beiden Macher von einem Expertenteam des Schulbuchverlags Klett MINT, der seit der ersten Staffel mit dabei ist.
Dass "Woozle Goozle" ein gutes Stück weit öffentlich-rechtlich daherkommt, hat übrigens einen guten Grund. Vor ihrer Zeit bei Super RTL waren Hartmann und Guni lange für den Kika im Einsatz. Deswegen habe es sich anfangs auch "merkwürdig angefühlt, für den bösen, privaten Gegner tätig zu sein“, sagt Guni und schiebt schnell hinterher: "... aber nur ganz kurz". Doch wie sehr unterscheidet sich die Arbeit für die beiden Systeme? "Nach unserer Erfahrung ist eine Sendung bei den Öffentlich-Rechtlichen nicht automatisch seriöser und bei den Privaten nicht automatisch oberflächlicher - was tatsächlich oft unterstellt wird", so Guni. Und mindestens eine Sache sei bei Super RTL besser: "Dort laufen zwar weniger Eigenproduktionen als beim Kika, aber wenn ein Format funktioniert, dann möchten sie viele Folgen davon haben." Bei den Öffentlich-Rechtlichen dauerten Entscheidungen hingegen oft sehr lange.
Doch bei Super RTL kann man sich nach den recht guten Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit noch weitere Wissensformate vorstellen. "Es ist immer eine Frage des Geldes, aber wir möchten auch in Zukunft experimentieren und in Eigenproduktionen investieren", kündigt Geschäftsführer Claude Schmit gegenüber DWDL.de an. Programmdirektor Carsten Göttel verweist indes auf drei Fundamente: Zeitgeistige Serien wie "King Julien", nostalgische Formate wie "Tom & Jerry", die Eltern noch von früher kennen – und eben den Wissensbereich, der "Schritt für Schritt" ausgebaut werden soll. "Ziel ist es, drei Magazine und Marken am Vorabend zu haben." Nach etwa 80 Folgen müsse aber Schluss ein. "Wir gehen nicht auf endlos", sagt der Programmchef. Doch am Ende zählt nicht zuletzt die Quote. Tiefstapeln will Göttel jedenfalls nicht: "Alles unter 20 Prozent macht keinen Spaß."