"Sing meinen Song", weil Musik ohne Casting kaum noch für primetime-tauglich galt
Wenn man Musik in den vergangenen Jahren groß in die Primetime brachte, dann geschah das zumindest im Privatfernsehen in der Regel immer in Gestalt von Castingformaten. Ohne Wettbewerb schien Musik also nicht massentauglich. Angesichts dessen herrschte - auch bei uns - schon eine gewisse Skepsis, als Vox ein Format ankündigte, in dem Musikstars eine Weile lang weitgehend harmonisch zusammenleben und gegenseitig ihre Songs covern. Doch das Publikum strafte die Zweifler Lügen: Mit im Schnitt über 10 Prozent Marktanteil und wöchentlich rund zwei Millionen Zuschauern gehört "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert" zu den großen positiven Quoten-Überraschungen der Saison. Im Anschluss liefen selbst Porträts der Musiker wie geschnitten Brot. Dass ein halbstündiges Porträt von Xavier Naidoo für fast 14 Prozent Marktanteil im Hauptabendprogramm gut sein würde, hätten wohl auch die wenigsten zu träumen gewagt. Respekt!
"Das Supertalent", weil sich die Schraube doch wieder zurückdrehen lässt
Wie "DSDS" so wurde auch "Das Supertalent" in den letzten Jahren von einem massiven Quotenverfall erfasst. Lag der Marktanteil 2010 noch bei im Schnitt fast 38 Prozent in der Zielgruppe, so waren es 2012 schon weniger als 24. Von über acht Millionen sackte die Zuschauerzahl beim Finale auf weniger als viereinhalb Millionen ab. Doch RTL hatte die Inszenierungsschraube ja schon immer weiter angezogen, wie sollte man da noch einen draufsetzen, um diesen Trend wieder umzukehren? Die überraschende Antwort von UFA Show und RTL: Man drehte die Schraube wieder zurück, machte die Sendung zu einer deutlich harmloseren, dafür charmanteren Version - und siehe da: Der Marktanteil zog im Schnitt sogar wieder an. Für RTL eine wichtige Erkenntnis: Man muss nicht immer nur draufsatteln, nicht immer noch krawalliger werden, nicht die Kandidaten noch stärker lächerlich machen - es gibt auch den Weg zurück, ohne dass das Publikum zwangsweise gelangweilt abschaltet.
"Der letzte Bulle", weil die Serie auch mit fortlaufender Handlung funktioniert
Vier Jahre lang war "Der letzte Bulle" eine der erfolgreichsten Eigenproduktionen des Senders, der erste große Serien-Erfolg nach langer Durststrecke. Da war es ein nicht unerhebliches Risiko, zur fünften Staffel fast alles auf den Kopf zu stellen. Vom Fall der Woche bewegte man sich weg zu einer Geschichte, die sich über die komplette Staffel zog. Die Protagonisten der Serie tauchten größtenteils zwar wieder auf, jedoch inzwischen meist an anderer Stelle tätig. Und insgesamt wurde die Ausrichtung der Serie ein ganzes Stück düsterer. Doch den Großteil der Zuschauer konnte all das nicht vertreiben: Zwar waren die Quoten leicht rückläufig, mit im Schnitt 3,6 Millionen Zuschauern und rund 14 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen blieb "Der letzte Bulle" aber ein voller Erfolg. Auch im Lauf der Staffel war kein langsames Abwandern festzustellen. Dass die Deutschen Serien mit fortlaufender Handlung grundsätzlich nicht anschauen würden, wurde damit also wieder einmal widerlegt. Ein gutes Zeichen für die ganze Branche.
"Joko gegen Klaas", weil die beiden Primetime-Tauglichkeit bewiesen haben
ProSieben hat ein wenig gebraucht, um eine passende große Show für Joko und Klaas zu finden, mit "Joko gegen Klaas" aber alles richtig gemacht. Die ersten beiden Folgen hatte man Mitte 2012 noch vorsichtig im Sommerprogramm versteckt. Nach den guten Erfahrungen wurde man in dieser Saison nun etwas wagemutiger und schickte "Joko gegen Klaas" im Herbst/Winter gegen harte Konkurrenz am Samstagabend ins Rennen - mit Erfolg. Gegen die Show zum 30. Geburtstag von RTL erklomm "Joko gegen Klaas" Anfang 2014 gar neue Höchstwerte mit zweieinhalb Millionen Zuschauern und 17,4 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Joko und Klaas an sich zu binden, hat sich für ProSieben also inzwischen vielfach bezahlt gemacht. Nicht nur dass sich "Halligalli" mit ordentlichen Quoten etabliert hat, mit Joko und Klaas kamen auch weitere Personen wie Olli Schulz oder Palina Rojinski zu ProSieben, die mit "Schulz in the Box" oder "Got to dance" längst auch eigenständig zum Erfolg und Image des Senders beitragen.
"Walking Dead", weil die Zombies den Beweis erbrachten, dass nicht nur Klassiker im Pay-TV ziehen
Blickt man auf die Quotenhits im Pay-TV, dann sieht man meist ein ziemlich ernüchterndes Resultat: Zu den meistgesehenen Serien gehören in der Regel aus dem Free-TV bestens bekannte Klassiker wie "Criminal Minds" oder "Navy CIS", neue, teils stark beworbene Serien finden sich hingegen nicht selten unter "ferner liefen". Dass es auch anders geht, zeigte im Frühjahr "The Walking Dead" bei FOX. Teils sahen eine viertel Million Zuschauer die neuen Folgen der Zombie-Apokalypse, der Marktanteil kratzte an der 2-Prozent-Marke - selbst für einen kleinen Free-TV-Sender wären das starke Werte gewesen, für das Pay-TV waren es neue Rekorde für eine Serie in Erstausstrahlung. Rein bezogen auf die Pay-TV-Haushalte lag der Marktanteil gar bei über 10 Prozent. FOX wurde damit offenbar auch dafür belohnt, die Serie bereits 24 Stunden nach der US-Premiere hierzulande zu zeigen - und zwar sogar in der Originalfassung und der deutschen Synchronisation gleichermaßen. Der Trend zu immer kürzerem Zeitverzug im Vergleich zur US-Premiere scheint sich also auszuzahlen.