„Was deutschen Formaten momentan fehlt, ist der Spaß“, sagt Ute Biernat. Sie ist Geschäftsführerin der beiden deutschen FremantleMedia-Tochterfirmen UFA Show sowie UFA Factual und produziert mit ihrem Team Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“, „Supertalent“, „Take me out“, „Bauer sucht Frau“ und „Zuhause im Glück“. Für das Magazin der Fernsehmesse MIPTV schreibt Biernat in einem Gastbeitrag: „Es ist nicht so, dass wir grundsätzlich mehr Gameshows, Factual Entertainment oder Reality-TV benötigen - wir brauchen eine andere Einstellung. Im deutschen Fernsehen ist alles sehr ernst oder sehr albern geworden.“



„Ich würde gerne mehr Humor, Optimismus und Leichtigkeit sehen. Wir brauchen moderne Märchen mit Happy end. Es gibt keine fixe und schnelle Formel, die ein Format zum Erfolg führt. Man muss die richtigen Charaktere vor der Kamera haben und dahinter entsprechend talentierte Köpfe. Aber es geht um mehr als nur die richtige Kombination von Ideen, Talent, Casting und Timing; wichtig ist ebenfalls eine Sendekultur“, sagt Biernat und äußert damit auch Kritik an der zunehmenden Nervosität der Sender. „In Deutschland beispielsweise ist der Pilotierungsprozess für neue Formate besonders heftig: Es gibt keinen Testzeitraum wie in den USA. Man bekommt einen Versuch auf einem Sendeplatz - und wenn dieser nicht direkt ein Volltreffer ist, ist das Aus der Sendung oft schon beschlossen.“

Biernats Fazit: „Dieser Zustand macht alle sehr vorsichtig, was der Kreativität und dem Mut nicht gerade zuträglich ist. Kreative Risikobereitschaft sprießt nicht in einer Kultur, die einem nach einem Fehlversuch aus dem Rennen wirft. Ich glaube daher, dass wir radikal überdenken müssen, wie wir neue Inhalte on air bringen und wie wir den Erstkontakt mit dem Zuschauer angehen.“ Und der deutsche Markt bräuchte mehr Mut in eigene Ideen. „Traditionell hat das deutsche Fernsehen hauptsächlich von Formatimporten gelebt. Die englischsprachigen Länder haben gegenüber Deutschland den großen Vorteil der gemeinsamen Sprache, wenn es um den Export ihrer Formate geht“, so Biernat in ihrem Gastbeitrag. „Aber eine großartige Idee kann diese sprachliche, geographische und kulturelle Barriere durchbrechen.“