Dass es zum Finale der Show überhaupt kommt, hat angesichts der schlechten Einschaltquoten so mancher Beobachter gar nicht für möglich gehalten. Doch trotz katastrophaler Einschaltquote wird ProSieben die Castingshow tapfer durchhalten. Nach DWDL.de-Informationen muss der Sender den Modefirmen Karstadt, s.Oliver und Asos bereits jetzt Kompensationszahlungen leisten, weil durch die niedrigen Zuschauerzahlen nicht die vereinbarte Werbewirkung erzielt wurde. Für die Modehäuser, die auch finanziell die Produktion der Sendung tragen, spielt das aber natürlich eine wichtige Rolle für den Abverkauf der produzierten Kleidungsstücke, der aber ja immerhin trotzdem zu funktionieren scheint.



Eine Absetzung der Show steht damit außer Frage, eine Verschiebung auf einen weniger prominenten Sendeplatz würde das Problem nur verschärfen und die Kosten für ProSieben in die Höhe treiben. Zu diesen Informationen will sich Petra Winter nicht äußern. Und ProSieben-Sprecher Christoph Körfer erklärt gegenüber DWDL.de: "Das ist Quatsch. Das Feedback auf 'Fashion Hero' ist so positiv, dass die Show trotz überschaubarer Quoten weiter im Programm ist." Winter verteidigt die Show gegen Kritik und schlechte Einschaltquoten. Zumindest ein Stück weit. „Hier ist die Show kein Selbstzweck sondern Sprungbrett für junge Designer, die sich in der Realität des Marktes beweisen müssen. „Fashion Hero“ ist keine Plattform für schräge Vögel, die eigentlich nur Boulevardschlagzeilen machen wollen. Deswegen gab es ja auch kein offenes Casting. Hier muss man Handwerk können, nicht nur glauben Talent zu haben. Das führt zu einer inhaltlich guten Sendung“, ist sich Winter sicher.

Petra Winter© s.Oliver
Nicht wenige der Designer aus der Show sind übrigens nach Ende der Aufzeichnungen im Sommer in Kontakt mit s.Oliver, Karstadt und Asos geblieben. Einmal entdecktes Talent will man nicht aufgeben. Wer mit wem schon längst Verträge unterzeichnet hat, auch darüber muss Winter verständlicherweise schweigen. Erst einmal soll den Zuschauern ja die Spannung erhalten bleiben, auch wenn es wenige sind. Wir fragen noch einmal nach, warum denn die Quote so schlecht ausfalle, wenn die Show so einzigartig sei. Auch dazu hat Petra Winter, lange Jahre selbst Journalistin, eine klare Meinung.

Einige Ihrer dazu offen und ehrlich formulierten Standpunkte sind aber leider der in Deutschland üblichen Praxis der Interview-Autorisierung zum Opfer gefallen. Das ist auch ein Grund, warum wir das Interview nicht wie geplant im Wortlaut veröffentlichen. Offiziell sagt Winter nach der Freigabe diplomatisch: „Mode ist gleich Geschmack, und der ist nun mal verschieden. Viele Menschen beschäftigen sich mit Mode, aber nicht alle interessiert der Entstehungs-, der Designprozess gleichermaßen und auch nicht jeder ist so ein Fashion Victim, der sofort in den Laden stürmt und das vorgestellte Teil kauft.“

"Claudia Schiffer ist glaubwürdig und authentisch. Aber..."

Und dann klingt noch immer ganz leise Kritik durch, wenn Winter sagt: „Generell denke ich, dass das Format für einen Teil des Publikums zu vielschichtig ist: Es gibt über 20 Designer, die Mentoren, die Einkäufer und noch den Moderator – man muss sich wirklich intensiv mit ,Fashion Hero‘ auseinander setzen wollen. Die drei Mentoren finde ich in der Kombination sehr gut und auch Claudia Schiffer ist glaubwürdig und authentisch. Aber: Sie ist primär keine Entertainerin und das vermissen Zuschauer, die es sehr reißerisch mögen.“ Oder wie es mancher Kritiker schon deutlicher bemerkte: Claudia Schiffer trägt die ihr zugesprochene Hauptrolle in der Sendung nicht ausreichend.

Am Ende bleibt „Fashion Hero“ ein spannendes TV-Experiment irgendwo zwischen Castingshow und Teleshopping, das sich finanziell für die beteiligten Modehäuser offenbar trotz schlechter Einschaltquoten gelohnt hat. Nur ProSieben schaut in die Röhre. In den USA gab es noch eine zweite Staffel des dort „Fashion Star“ genannten Formats, bei dem man Fehler des ersten Durchlaufs korrigieren wollte. Nach dieser zweiten Staffel hat NBC das Format jedoch auch abgesetzt. Genügend Raum zur handwerklichen Verbesserung der TV-Show gäbe es auch bei der deutschen Version. Ob ProSieben aber noch einmal Lust hat, darf bezweifelt werden. Mit Sicherheit würde man aber andere Konditionen verhandeln.