Schon mehrfach hat Sat.1 in den vergangenen Jahren versucht, den politischen Talk zu etablieren. Von Erfolg waren diese Versuche aber nicht gekrönt. Und auch "Eins gegen Eins" ist nach wie vor kein Format, mit dem sich starke Quoten einfahren lassen. Trotzdem gleicht es schon einem kleinen Wunder, dass am Dienstagabend bereits die 50. Ausgabe der Talkshow mit Claus Strunz ausgestrahlt wird, zweieinhalb Jahre nach dem Start. Nur wenige hätten anfangs vermutlich darauf gewettet, dass der Sender einen derart langen Atem beweisen würde. "Ich bin froh, dass Sat.1 die Ankündigung wahr gemacht hat, mit 'Eins gegen Eins' einen ernsthaften Versuch im Bereich der politischen Talkshows zu starten", erzählt Matthias Pfeffer im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de.
Pfeffer ist Chefredakteur und Geschäftsführer von Focus TV Produktion. Die Firma zeichnet für die Produktion von "Eins gegen Eins" verantwortlich. "Inzwischen sind wir sogar von den Öffentlich-Rechtlichen nachgeahmt worden, was ich als großes Lob empfinde. 'Die Debatte' im ZDF war fast eins zu eins 'Eins gegen Eins'", sagt Pfeffer nicht ganz ohne Stolz und verweist fast im gleichen Atemzug auf die gestiegenen Quoten seiner Sat.1-Sendung. 6,2 Prozent beträgt der Marktanteil in der laufenden Staffel bei den 14- bis 49-Jährigen. Das ist selbst gemessen am aktuell schwachen Senderschnitt nicht gerade viel, aber für eine Gesprächssendung auch kein Total-Ausfall - und sogar mehr als Harald Schmidt im vergangenen Jahr oft auf demselben Sendeplatz einfuhr.
"Wir sind in Gesprächen mit dem Sender. Wir hoffen, dass man die Steigerung der Quoten bei Sat.1 würdigt", sagt Matthias Pfeffer, angesprochen auf eine mögliche Vertragsverlängerung. "Dass unsere Sendung niemals die Ratings von großen Unterhaltungssendungen erreichen wird, versteht sich von selbst. Aber dass 'Eins gegen Eins' ein wichtiger Baustein im Programm sein kann, haben wir schon jetzt bewiesen." Etwas mehr hätte es aber schon sein dürfen, immerhin läuft der Talk inzwischen nicht mehr am Montagabend, sondern kann auf dem vermeintlichen Wunsch-Sendeplatz am Dienstag nach der "Akte" auf ein zugkräftigeres Vorprogramm bauen. Doch auch das Magazin mit Ulrich Meyer offenbarte zuletzt Quotenschwächen. Darunter litt auch "Eins gegen Eins".
"Ich mache keinen Hehl daraus, dass wir uns ein etwas stärkeres Vorprogramm durch die 'Akte' gewünscht hätten. Dass wir allerdings mit unserer Sendung immer im Vergleich zum Vorprogramm Zuschauer verlieren, liegt in der Natur der Sache - Talkshows sind leider bei den Jungen trotz aller Erfolge noch kein Must-see-Format", weiß der Focus TV-Chef. Hinzu kommt, dass die klassische "Politiker-Politik", wie er sie nennt, beim Sat.1-Publikum eigentlich überhaupt nicht ankommt. Liefe die Sendung nicht, würden vermutlich nur wenige Zuschauer sie wirklich vermissen. "Es ist unsere Mission, dem Publikum trotzdem relevante Themen näherzubringen. Das erreichen wir durch ein klar erkennbares konfrontatives Debattenformat statt der üblichen therapeutischen Geprächskreise im öffentlich rechtlichen Fernsehen."
Dass das auch mitunter mal mit etwas fragwürdigen Gästen geschieht, nehmen die Macher von "Eins gegen Eins" in Kauf. Da kann es schon mal vorkommen, dass plötzlich Georgina aus dem Dschungelcamp ihre Meinung kundtut. In der Woche vor der Bundestagswahl verzichtete die Sendung sogar auf Politiker jeglicher Couleur. Stattdessen sprach Claus Strunz mit Promis über die bevorstehende Wahl. "Das hielten wir für einen originellen Ansatz, leider ist die Kollegin Maischberger auf dieselbe Idee gekommen, wenn auch mit älteren Herrschaften", resümiert Matthias Pfeffer. Dumm gelaufen - und doch war die besagte Ausgabe mit knapp sieben Prozent Marktanteil eine der gefragteren. Grundsätzlich habe man in diesem Jahr allerdings so viele Politiker in der Sendung gehabt wie in keiner Staffel zuvor.
"Man kann auch mit ungewöhnlichen Menschen über politische Themen sprechen, aber auch mit Politikern anders reden als das in den großen Sitzrunden der Fall ist", erklärt Matthias Pfeffer. Man könne die Zuschauer für politische Themen interessieren - vorausgesetzt, sie werden unterhaltsam verpackt. "Die Zuschauer lehnen nicht die Themen ab, sondern die Art, wie man sie vermittelt." Und doch bleibt die Frage, wohin die Reise für "Eins gegen Eins" führen soll. "Es gibt eine gewisse Talkermüdung durch die Ausweitung der Talkschiene im öffentlich-rechtlichen Programm, die offenbar noch immer nicht beendet ist. Das macht es für uns nicht leichter. Zur Demokratie gehört aber eine Debatte - und die sollte auch im Privatfernsehen stattfinden", sagt Pfeiffer und richtet sich damit wohl nicht zuletzt an Sat.1.
Kein Wunder: Ende Oktober wird "Eins gegen Eins" zum vorerst letzten Mal auf Sendung gehen. Ob und wie es danach weitergehen wird, steht noch in den Sternen. Mit Stefan Raabs Talkshow "Absolute Mehrheit", die in dieser Woche ins Rennen um den Deutschen Fernsehpreis gehen wird, hat sich die Sendergruppe gerade erst sogar Konkurrenz im eigenen Haus gemacht. Pfeffer sieht darin allerdings "keinen unfairen Wettbewerb", betont er. Bei Focus TV baut man nun erst mal auf eine Verlängerung, immerhin ist die politische Landschaft nach der Bundestagswahl spannend wie lange nicht. Pfeffer: "Wir hoffen, dass wir die Koalitionsbildung noch mitnehmen können und haben nichts dagegen einzuwenden, wenn die Staffel aus aktuellen politischen Gründen verlängert wird."