Definiert man Fernsehsender nach Ihrer Größe im Gesamtmarkt, dann spielt der Familiensender Super RTL keine bedeutende Rolle im deutschen TV-Markt. Ein dafür nötiges Wachstum in der Primetime gelingt nur mühsam. Ein anderer Blickwinkel ändert die Wahrnehmung jedoch erheblich. Durch die Brille von Jeffrey Katzenberg, Gründer und CEO des Hollywood-Studios Dreamworks und seiner Schwesterfirma Dreamworks Animation, betrachtet, ist Super RTL plötzlich der ideale Partner um eine gänzlich neue Firmenstrategie des Hollywood-Studios umzusetzen. "Wir freuen uns mit der Nr. 1 zusammenzuarbeiten. Ich bin überzeugt davon, dass wir gemeinsam viel erreichen können", sagt Katzenberg bei einem Pressegespräch am - mehr Klischee geht nicht - Pool des Beverly Hilton über den Deal mit Super RTL.



Der deutsche TV-Markt ist nach den USA der weltweit wichtigste für Kinderfernsehen. Und weil Dreamworks ähnlich wie Disney auch vom Merchandising lebt, fällt der öffentlich-rechtliche Kika mit begrenzten Möglichkeiten und Kompetenzen in diesem Bereich als Partner ohnehin weg. Das macht Super RTL mit großem Vorsprung zur Nr.1 für einen Partner wie Dreamworks Animation. Ähnlich war es auch schon im vergangenen Jahr bei Lucasfilm Animation. "Es ist für uns ein wichtiger strategischer Schritt von einem Animationsstudio zu einem Unternehmen für Familienunterhaltung", erläutert Jeffrey Katzenberg die neue Strategie seines Unternehmens. Es ist eine nicht ganz freiwillige Entscheidung: Dreamworks Animation muss die Abhängigkeit von einzelnen Kinofilmen verringern.

Ein Flop an der Kinokasse wie "Die Hüter des Lichts" im vergangenen Jahr droht sonst zum finanziellen Desaster zu werden. Das sagt Katzenberg natürlich nicht. Aber es erklärt, warum er Dreamworks Animation gezielter als TV-Produzent etablieren will. Anders als Disney jedoch nicht so sehr mit eigens für das Fernsehen entwickelten Programmmarken sondern TV-Verlängerungen von erfolgreichen Kino-Franchises wie "Madagascar", "Shrek",  "Kung Fu Panda" oder "Drachenzähmen leicht gemacht". Mit diesem Trick will Dreamworks Animations doppelt profitieren: Vom Verkauf der Serien und durch deren Ausstrahlung Aufmerksamkeit für den nächsten Kinofilm des Franchises generieren.

Noch ein Unterschied zu Disney: "Dreamworks-Produktionen sind tendenziell älter und anspruchsvoller", meint zumindest Katzenberg, der seine Rolle im Unternehmen selbst übrigens mit dem Satz "I'm the Cheerleader" erklärt. Es ist eine der wenigen Aussagen, die er über Wettbewerber tätigen will. Meist blockt er ab. Immer wieder verfällt Jeffrey Katzenberg, der gleich mit Entourage zum Gespräch erscheint, in Floskeln. Rhetorisch fragt er in die Runde der anwesenden Journalisten, was für sie die schönste Sache auf der Welt wäre, um am Ende selbst seine Frage zu beantworten. Für ihn sei das Lachen eines Kindes das schönste auf der Welt. Aber Katzenberg, der recht hemdsärmeliig wirkt, haut davon abgesehen auch noch gehaltvolle Sätze raus, bei denen deutschen Fernsehmachern die Ohren schlackern.

Nachdem Katzenberg sich zur Zukunft des Kinos ("Es muss aufpassen, dass es ein Premium-Erlebnis bleibt. Die Menschen müssen bereit sein, ihr Haus dafür zu verlassen") und Homevideo ("Da sehen wir nach Jahren seit sechs Monaten endlich wieder Wachstum") geäußert hat, antwortet er auf die Frage, ob Anbieter wie Netflix mittelfristig eine Gefahr für das Fernsehen werden könnte, lapidar: "Netflix ist keine Bedrohung für das Fernsehen, weil es Fernsehen ist." Es ist möglicherweise der Satz, der am ehesten hängen bleiben wird aus dem Gespräch. Weil er die neue Wettbewerbssituation so völlig anders beschreibt als wir es in Deutschland bei all unseren Medienforen und Medientagen erleben.

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