Vor einem Jahr hat das ZDF beschlossen, am Vormittag mit seinen Nachrichten eigene Wege gehen möchte - in jenen Wochen, in denen die ARD vormittags für die Nachrichten verantwortlich war, sei man nur eingeschränkt in der Lage gewesen, aktuell zu berichten, begründete das ZDF damals den Schritt, der dazu führte, dass ARD und ZDF montags bis freitags inzwischen um 9:00 Uhr und 12:00 Uhr eigene Nachrichten senden und zwar völlig unabhängig davon, wer gerade mit der Produktion von "Morgenmagazin" oder "Mittagsmagazin" verantwortlich ist. Die ARD setzt seither im Gegenzug auch in ZDF-Wochen auf eigene "Tagesschau"-Ausgaben.

Und auch nach Ablauf der einjährigen Testphase wird sich daran erst mal nichts ändern. "Da das ZDF nach wie vor nicht signalisiert hat, zum alten Zustand zurückkehren zu wollen, halten wir an unserer vor einem Jahr getroffenen Entscheidung fest", teilte die ARD-Programmdirektion vor Weihnachten gegenüber DWDL.de mit. ZDF-Chefredakteur Peter Frey zeigte sich indes aber ohnehin von der Richtigkeit überzeugt. "Für uns hat sich die Entscheidung bewährt", sagte Frey im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Es ist aufgegangen, was wir uns davon erhofft haben: Das ZDF kann den Zuschauern nun auch am zuschauerstarken Vormittag aktuelle Informationen mit der eigenen Handschrift bieten."

So gehe es in erster Linie darum, Bilder, Stoffe und Schalten für das Online-Angebot zu generieren - weil die Nachrichten-Redaktion nun in jeder Woche auch vormittags besetzt ist, ist das ungleich leichter. Ein Jahr zuvor hatte das ZDF noch erklärt, dass man bislang nur eingeschränkt in der Lage gewesen sei, in ARD-Wochen aktuell zu berichten. Auch 2012 habe es nun immer wieder Anlässe gegeben, bei denen man da gewesen sei - auch wenn es kein allzu starkes Nachrichtenjahr gewesen sei, wie Frey einräumte. Für die Kritik der ARD, das ZDF habe durch das Ende der Kooperation die Nachrichten gekürzt, zeigte der ZDF-Chefredakteur sogar Verständnis. Doch die Umverteilungen seien notwendig gewesen, betonte er.

Frey: "Es ist wahr, dass wir die Nachrichten um zwölf Uhr gekürzt haben, weil wir den mit den Veränderungen verbundenen Mehraufwand aus dem eigenen Bestand stemmen. Wir haben die Arbeitsabläufe in der 'heute'-Redaktion entsprechend angepasst." Inzwischen würde dafür auch zu frühen Zeiten an originellen Zugängen zu Themen gearbeitet. Doch war die Kürzung wirklich notwendig? Im Gegenzug musste das ZDF schließlich boulevardlastigere Magazine wie "Drehscheibe Deutschland" und "Hallo Deutschland" verlängern. Diese Sendungen bestünden allerdings zum Teil aus vorproduziertem Material und Wiederholungen. Durch die quotenstarken Krimi-Wiederholungen im Vorfeld steigerte die "Drehscheibe" ihren Marktanteil zuletzt aber deutlich und auch "heute nacht" präsentierte sich im Aufwind.

"Man muss das Programm ja auch an den Rändern absichern - und das ist uns sowohl am Vormittag als auch in der Nacht gelungen", zeigte sich Frey zufrieden. In der Nacht verzichtet das ZDF hingegen mittlerweile sogar völlig auf Nachrichten - zwischen "heute nacht" und dem "Morgenmagazin" klafft ein Loch. "Wir nehmen das Risiko in Kauf, nicht dauerhaft besetzt zu sein. Das hängt auch mit den Sparmaßnahmen zusammen", so Frey. "Aber auch bisher war das eine Minimalbesetzung mit einem Redakteur. Wir leben mit der Gefahr, dass es zwischen 1 Uhr und 5:30 Uhr eine Lücke gibt. Und wenn wir an dieser Stelle ein spektakuläres Ereignis haben, müssen wir eben die Leute zusammentelefonieren." In diesem Punkt baut er auf das Verständnis des Publikums. "Ich glaube, dass es uns der Zuschauer um diese Uhrzeit verzeihen wird, wenn wir nicht sofort reagieren."

Ob das im Ernstfall tatsächlich so sein wird, muss sich jedoch erst noch zeigen. Doch gespart wird auch an anderer Stelle. 2012 trennte sich das ZDF von seinem Ländermagazin "Blickpunkt" und kurz vor Weihnachten lief auch das "Wochenjournal" zum letzten Mal. "Es schmerzt mich, weil ich weiß, dass in diesem Format 15 Jahre Arbeit stecken. Die Kollegen haben sich etwas besonderes einfallen lassen, wie die 'Woche im Web'", sagte der Chefredakteur im Gespräch mit DWDL.de, betonte zugleich aber die Notwendigkeit. "Wenn man aber an bestimmten Stellen im Programm etwas Neues machen will, muss man auf andere Dinge verzichten - gerade wenn man unter den Bedingungen von Sparkurs und Personalabbau steht. Wir können nicht einfach immer nur noch mehr machen." Neues könne nur entstehen, wenn man sich von Altem trennt.

Investiert wurde dagegen in die Dokuschiene "ZDFzoom" am späten Abend oder auch in ZDFinfo. "Solche Innovationen gab es viele Jahre nicht. Die Erfolge wurden nur möglich, weil wir auf die 'ZDFreporter' verzichtet haben", erklärte Frey und stellte in Aussicht, dass das Aus von "Blickpunkt" und "Wochenjournal" erst der Anfang gewesen ist. "Das war sicher nicht die letzte Entscheidung dieser Art." Nun gelte es, über alle Plattformen zu denken. Dazu gehört auch die bereits lange angekündigte "heute"-App, die auf der Auffrischung des Designs der Website basieren wird. Sie soll seinen Angaben zufolge noch im Januar kommen. Wann genau, vermochte Frey aber nicht zu sagen - ganz einfach, weil das nicht ausschließlich in der Macht des ZDF liegt. Frey: "Wer mit Apple Erfahrungen hat, der weiß, dass man auf der letzten Wegstrecke Geduld haben muss."

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