Die Stimmung im Produzentenmarkt zu bewerten, ist nie einfach. In jedem Jahr gibt es Gewinner und Verlierer, so dass die Beurteilungen eines Jahres höchst unterschiedlich ausfallen. Da bedarf es schon vieler Gespräche, vieler Fragen und Eindrücke, um ein Gesamtbild zu erstellen. 2012, so kann man es dann zusammenfassen, war das Jahr der Hoffnungen. Manche davon wurden schnell zerstört, andere leben noch - mehr oder weniger berechtigt.

Dabei hätte 2012 das Jahr des Erfolges für deutsche TV-Produzenten werden können. Ein Jahr der neuen Ideen, der Auftragsschwemme. Egal ob RTL, der Marktführer beim jungen Publikum oder der angeschlagene Verfolger Sat.1. Egal ob der ZDF-Nachmittag oder die ARD-Unterhaltung. An Baustellen mangelte es nicht. Dazu neue Spartensender im FreeTV und ein PayTV, das immer stärker die Eigenproduktionen entdeckt. Eigentlich also beste Voraussetzungen. Aber je größer der Bedarf an Neuem desto zögerlicher sind die deutschen Sender geworden.

 

Nichts wird mehr aus Überzeugung produziert. Stattdessen wird getestet - und man weiß nicht, ob es früher schlimmer war als heimlich in der Marktforschung erprobt wurde oder heute, wo das TV-Publikum zum Versuchskaninchen wird. Statt Programmierung aus Überzeugung erleben wir Test-Wochen wohin wir schauen. Gerne versteckt und nicht einmal angekündigt. Ganz nach dem Motto: Wenn wir schon nicht dran glauben, tut es ja vielleicht das Publikum. In der Regel jedoch nicht.

Diese Realität macht manchen TV-Produzenten mürbe. Es wird verlangt nach immer neuen Ideen, die dann zu oft lieblos verheizt werden - und was einmal den Makel des Flops hat, kriegt selten eine zweite Chance. So verbrennt man Kreativität, über deren Wertschätzung und Bezahlung sich die Produzenten ohnehin seit Jahren mit den Sendern streiten. Dort hat man kein Verständnis für die Klagen der Produzenten. Die perverseste Form dieses Unverständnisses ist der Pitch.

Im Kampf um neue Aufträge lassen sich viele TV-Produzenten darauf ein - und bringen inzwischen oft noch Piloten auf eigene Kosten mit, wenn man denn überhaupt eingeladen ist. Oftmals sind diese inzwischen auf einen kleinen Produzentenkreis limitiert - weil nicht die beste Idee zählt, sondern die Geschäftsbeziehung oder ein noch ausstehender Gefallen. Wandern Verantwortliche, dann wandern auch Aufträge. Es wird also gepitcht, beispielsweise beim ZDF oder ProSiebenSat.1.

Da lassen sich die Sender dann Ideen am laufenden Band präsentieren. Das ist bequem, weil man die anderen schwitzen lässt. Doch die Auftragsvergabe ist nicht das einzige Ärgernis der deutschen TV-Produzenten im Jahr 2012. Ein weiteres Reizthema ist Social Media. Jahrelang schien es so als wären die internationale Vermarktung und Entlohnung von Kreativität die beiden wichtigsten Streitpunkte zwischen Sendern und Produzenten, so kommt in Zeiten von Twitter und Facbeook ein weiterer dazu: Wer kontrolliert die Social Media-Angebote?

Hier verfolgen Produzenten und Sender zwar theoretisch das gleiche Ziel - nur definieren sie den Erfolg anders. Mit eigenen Second Screen Apps wollen die Sender vorallem eins: Die Diskussionen über ihr Programm auf eigenen Plattformen stattfinden lassen, um sie zu monetarisieren. Erfolgreich ist Social Media demnach erst, wenn es messbar Umsatz bringt. Etwa durch exzessive Verlinkung auf eigene Webangebote, also Social Media als Traffic-Bringer. Die Produzenten hingegen sehen das oft anders.