Der Sender mit Sitz in Thomas Gottschalks Heimatstadt Kulmbach hat seit 1. August mit Conrad Heberling (früher ProSiebenSat.1, RTL II) eine Branchengröße an der Spitze - und große Pläne. Mit seinen Live-Schalten aber auch kurzen Talkshows, produziert im kleinen Bluescreen-Studio ein Stockwerk über dem Börsenparkett oder dem gläsernen Nasdaq-Studio am Times Square will Koch ein Teil davon sein. Manch einer mag glauben, dass jemand, der schon immer eine Leidenschaft für die Börse hatte, mit einem Job an der Wall Street am Ziel angekommen sei. Und Koch gefällt sich durchaus in seiner Rolle als der Neue in New York. Aber am Ziel sieht er sich dennoch nicht, deswegen auch immer wieder neue Experimente wie der spontane Einsatz für Bild.de. Und als wir beim direkt auf dem Parkett der Wall Street integrierten Studio von CNBC vorbeilaufen, gerät er ins Schwärmen. Ob er neidisch sei?

„Es ist auf jeden Fall mehr Geld da“, sagt Koch diplomatisch. Das sieht man. Er hingegen stemmt seine Sendungen mit Hilfe der Technikcrew der New York Stock Exchange und seinem Praktikanten Eric. Immer wieder ist dieser Kontrast so auffällig: Ein diszipliniertes Arbeitstier mit festen Routinen auf der einen Seite. Und dann wiederum wirken er und sein Praktikant wie zwei Jungs im Spiel der alten Herren, die es wissen wollen. Dass das funktionieren kann, hat sein Namensvetter bereits vorgemacht. Wir sind längst an CNBC vorbei aber Koch erzählt weiter von - seinem Morgenritual - der Sendung „Squawk Box“ und all den anderen Börsensendungen. Zwischendurch, da redet der Profi durch, blickt Koch immer mal wieder kurz auf sein iPad. Von Zeitungen spricht er nicht - und auf seinem Schreibtisch liegt auch keine.

Angesichts der Schlagzeilen aus der Zeitungsbranche in Deutschland liegt die Frage nah: Spielen die für ihn als Newsjunkie eigentlich noch eine Rolle? „Für meinen morgendlichen Ablauf spielen Zeitungen keine Rolle, weil ich nicht über das von gestern berichte, sondern das was heute gerade passiert. Ich lese ,New York Times‘ und ,Wall Street Journal‘ im Laufe des Tages, um Kommentare und Analysen zu lesen. Aber die Dringlichkeit beide Zeitungen morgens in der Hand zu haben, gibt es nicht“, sagt Koch und sieht sich mit iPad im Trend. „In der Subway ist es auch einfach praktischer“. Ein Aspekt der für ihn durch den Umzug neu dazugekommen ist. Aber uneingeschränkt gut, sei das auch nicht.

Nachdenklich ergänzt Koch: „Vor 15 Jahren hatte noch nicht jeder die Börsenkurse und Meldungen in Echtzeit auf seinem Tablet. Das ändert natürlich die Rolle für die Korrespondenten auf dem Parkett.“ Es gehe bei ihm wie auch den anderen deutschen und internationalen Kollegen immer stärker um Analyse. Nur vor Ort sein für den Effekt, reiche nicht. Man müsse auch die Kontakte aufbauen und pflegen, um Mehrwert liefern zu können. Es ist einer dieser Momente in denen Koch sich freut, dass ihn die deutschen Kollegen an der Wall Street wie u.a. Lars Halter so nett aufgenommen haben. Wird Börsenberichterstattung nochmal so sexy, so wichtig wie sie es deutschen Medien vor dem Platzen der New Economy-Blase war? „Nein, so einen Hype werden wir wohl nicht mehr erleben. Das bleibt auf einem nüchternen Niveau“. Ein Idealist ist Manuel Koch nicht. Aber Realisten braucht die Wall Street ohnehin dringender.