Weitere große Gewinner sind die Info-Sender. Phoenix erreichte 2,5 statt 1,0 Prozent, N24 2,1 statt 1,5 Prozent, n-tv 1,3 statt 1,1 Prozent. Den erstaunlichsten Satz macht aber wohl ZDFinfo mit satten 2,5 Prozent Marktanteil im IPTV-Bereich – statt 0,6 Prozent im Gesamtmarkt. Zum Vergleich: ZDFneo profitiert zwar ebenfalls deutlich, bleibt mit 1,3 statt 0,6 Prozent aber trotzdem deutlich dahinter zurück. Syfy erreicht stolze 1,3 statt 0,3 Prozent Marktanteil. Verlierer gibt es unter den kleinen Sendern nur wenige. Sixx gehört dazu (0,7 statt 1,0 Prozent), was an der Ausrichtung auf Frauen liegen dürfte. Auch Tele 5 läuft in IPTV-Haushalten mit 0,6 statt 1,3 Prozent Marktanteil schlechter. Hier macht sich u.a. eine weitere Erkenntnis bemerkbar: In IPTV-Haushalten werden überdurchschnittlich häufig Sport-Übertragungen und Serien gesehen, aber deutlich weniger Filme als im Gesamtmarkt.
Haben sich die AGF-Gesellschafter durch die IPTV-Quotenmessung also selbst geschadet? Sicher ist: Den Marktanteilen der großen Sender tut sie nicht gut. Doch die AGF sei nunmal „kein Selbstbedienungsladen der Shareholder“, wie Matthias Wagner von der Mediengruppe RTL Deutschland betont. Es gehe darum, den Markt so abzubilden, wie er ist – und da steigt der Stellenwert der IPTV-Nutzung an. Bislang machen in der Quotenmessung IPTV-Haushalte 3,1 Prozent aller Haushalte aus. Angesichts des Kundenwachstums von Entertain & Co. steigt dieser Anteil zum 1. Januar aber schon auf 4,3 Prozent. Die negativen Auswirkungen auf die großen Sender verstärken sich dann also – zumal die IPTV-Kunden auch noch überdurchschnittlich lange fern sehen. Bei den 14- bis 49-Jährigen kamen IPTV-Zuschauer auf im Schnitt 208 Minuten pro Tag. Sat-Zuschauer saßen hingegen nur 156 Minuten pro Tag vor dem Fernseher. Beim Gesamtpublikum sind die Unterschiede weniger groß, auch hier ist die TV-Nutzung in IPTV-Haushalten aber überdurchschnittlich.
Nach der Einführung der IPTV-Messung ist das nächste Großprojekt schon in vollem Gange: Der Start der Streaming-Messung. „Follow the Content“ heißt das Stichwort, unter dem die AGF sich dieser Herausforderung stellt. Künftig soll auch mit einem einheitlichen Verfahren ermittelt werden, wieviele und vor allem welche Menschen bzw. Zielgruppen die Inhalte etwa über die Mediatheken abrufen – Daten, die einfache Serverstatistiken nicht hergeben. Doch damit holt man sich gleich noch ganz andere Konkurrenten ins Haus. Die AGF betont nämlich, dass man offen für jeden Partner sei. Vom Giganten YouTube bis zu kleinen VoD-Anbietern könnte dann jeder seine Abrufe von der AGF messen lassen, muss das aber auch aktiv wollen und dafür einen Code in seinen Player einbinden. Anders als im Fernseh-Bereich wird also eine Abbildung des gesamten Marktes nie erreichbar sein. Zumal in einem ersten Schritt – erste Daten werden im Frühjahr erwartet - ohnehin nur die Nutzung am Computer erfasst wird. Smartphones, Tablets oder HbbTV sind erstmal außen vor.
Die Frage, ob man damit nicht letztlich einen Konkurrenten wie YouTube stärke, sieht man bei der AGF gelassen. Eine solche Messung werde vom Werbemarkt verlangt und daher ohnehin kommen – die Frage sei nur: Von wem und in welcher Qualität, so der AGF-Vorsitzende Martin Berthoud. Daher gehe man das Ganze lieber selbst an. Und im Vergleich mit YouTube & Co. sehen sich die TV-Sender ohnehin gut aufgestellt: „Viele Klicks erzeugen können viele. Doch wenn man die Sehdauer mit einbezieht, relativiert sich das schnell“, so IP-Mann Wagner. Es sei besser, wenn man über vergleichbare Daten rede, statt weiter Äpfel mit Birnen zu vergleichen.