Wir schreiben den 11. Mai 1992. Mit "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" flimmert erstmals im deutschen Fernsehen eine Daily Soap über die Bildschirme. Und wohl niemand hätte damals auch nur im Ansatz erwartet, dass sich die Serie zu einem derartigen Dauerbrenner entwickeln würde - in dieser Woche wurde bereits die 5000. Folge ausgestrahlt, ein Ende ist nicht in Sicht. Als "GZSZ" damals startete, habe es sich um eine "absolute Katastrophe" gehandelt, erinnerte sich der frühere RTL-Chef Helmut Thoma vor wenigen Tagen in der "B.Z.". "Die Ratings waren sehr schlecht, die Kritik hatte sich auf mich eingeschossen."

Er aber habe sich gedacht: "Das muss man durchstehen, wir versuchen mal 80 Folgen. Das musste ich natürlich auch gegen heftige Gegenwehr innerhalb von RTL durchsetzen, denn eine solche Serie kostet Geld." Doch letztlich war das Geld gut investiert: Die Quoten stiegen mit der Zeit spürbar an - und nach wie vor gibt es keine tägliche Serie, die populärer ist als "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Dabei war die Idee dazu gar nicht neu: Als Vorbild diente eine australische Seifenoper, deren Drehbücher anfangs fast komplett übernommen wurden.

"Es gab Anfang der 90er Jahre eben keine eigenproduzierten Dailys im deutschen Fernsehen und RTL hatte noch das Image von Titten und Tennis", sagte GrundyUfa-Chef Rainer Wemcken kürzlich im DWDL.de-Interview. "Man konnte sich nur an ausländischen Serien orientieren, in Deutschland gab es noch keine Vergleichsmöglichkeit und Erfahrung hatten damals auch nur wenige." Erst nach mehr als 200 Folgen wurden eigene Drehbücher verfasst. "Zu Beginn der Serie war die Verortung nicht benannt, intern sprachen wir immer von 'Entenhausen'", so Produzent Guido Reinhardt.

"Je stärker wir nach Alleinstellungsmerkmalen gesucht haben, umso mehr kamen wir zu der Erkenntnis, dass eine konkrete Verortung notwendig ist. Nach der Maueröffnung ging eine Welle der Euphorie durch Deutschland und aus Berlin, der geteilten, piefig anmutenden Stadt, wurde eine Metropole, die mit Städten wie London, Paris, New York und Sydney mithalten konnte." Und so war mit der Zeit klar, dass "GZSZ" in Berlin angesiedelt sein sollte. Während man sich im Laufe der Zeit also immer weiter von der Grundlage entfernte und einem eigenen Erzählstil folgte, ging der Dauerbrenner am Vorabend auch in Sachen Optik eigene Wege.

RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger: "Im Gegensatz zu den eher klassischen täglichen Serien in den USA und Australien ist GZSZ viel filmischer in Umsetzung und vom 'Look'. Da staunen die internationalen Fachkollegen über das hohe Production-Value unserer Vorabendserien, die sich auf Primetime Niveau bewegen." Man muss ganz sicher kein Fan der Serie sein, um den Machern attestieren zu können, seit vielen Jahren den Nerv der jungen Zuschauer zu treffen. Mit Marktanteilen von mehr als 20 Prozent in der Zielgruppe zählt "GZSZ" auch nach 20 Jahren und 5000 Folgen noch zu den verlässlichsten Quotenbringern von RTL.

An ein Ende ist kaum zu denken - daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass sich die Soap in diesem Jahr bislang etwas schwerer tut als noch 2011. Doch längst ist "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" mehr als einfach nur eine Soap von vielen. "'GZSZ ist als tägliche Serie nicht nur eine wichtige Säule des RTL Vorabends, sondern steht auch innerhalb der ganzen Gruppe als wichtiges 'Musterbeispiel' für das Genre Daily Soap und unterstreicht die programmliche Kontinuität und Qualität des Senders", so Unterhaltungschef Sänger über den Stellenwert der Serie. Am Donnerstag läuft nun Folge 5001. Und so geht bei "GZSZ" auch nach dem Jubiläum alles seinen gewohnten Gang. In guten wie in schlechten Zeiten.