Seit Oktober vergangenen Jahres steht ein Teil des ARD-Vorabends unter dem Motto "Heiter bis tödlich" - doch auch ein knappes halbes Jahr nach dem Start sind die Zuschauerzahlen mehr tödlich als heiter. Dass Thomas Gottschalk im Anschluss in der vorabendlichen Todeszone meist noch schwächere Quoten erzielt, dürfte den Machern der Serien gerade recht kommen, lenkt von einer Diskussion über die Serien-Schiene ab. Mit "Alles Klara" ist am Donnerstag bereits die sechste Serie unter dem "Heiter bis tödlich"-Label gestartet, doch auch hier blieb der Erfolg zunächst erwartungsgemäß aus.

Der neueste Streich am Vorabend bedient sich ein wenig des über Jahre hinweg populären Konzepts von "Adelheid und ihre Mörder". Wolke Hegenbarth, die einst große Erfolge in der RTL-Sitcom "Mein Leben und ich" feierte, spielt in "Alles Klara" eine Sekretärin, die sich ständig und vor allem unaufgefordert mit unkonventionellen Ideen in die laufenden Ermittlungen einmischt. Immer wieder gelingt es ihr dank ihrer ausgeprägten Intuition, Spuren zum Täter zu finden, die ihre männlichen Kollegen übersehen haben, freilich sehr zum Leidwesen der Chefs, die jedoch insgeheim froh sind um die weibliche Unterstützung.

Das "Adelheid"-Konzept half zum Auftakt zumindest ein wenig: Mit 1,55 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 7,8 Prozent lief es für Serie am Donnerstag vergleichsweise gut. Allzu hoch dürften die Erwartungen nach den Erfahrungen der vergangenen Monate aber ohnehin nicht gewesen sein. Vom erhofften Aufschwung sind die "Heiter bis tödlich"-Krimis nämlich insgesamt gesehen weit entfernt. Im Gegenteil: Zuletzt zeigte der Trend eher sogar leicht nach unten, was auch mit der auf 18:30 Uhr vorgezogenen Sendezeit zusammenhängen dürfte.

Als mit Abstand am populärsten erwies sich in den vergangenen Monaten die bayerische Krimiserie "Hubert & Staller" mit Christian Tramitz und Helmfried von Lüttichau in den Hauptrollen. Rund 1,8 Millionen Zuschauer und 7,2 Prozent Marktanteil genügten allerdings bereits für die Spitzenposition - keine Frage also: Es besteht noch viel Luft nach oben. "Bei dem Team von 'Hubert und Staller' handelt es sich um eine eingespielte Figurenkonstellation, die im Netz in Sketchen gut funktioniert hat", erklärte Jana Brandt, MDR-Programmchefin Fernsehfilm, vor wenigen Tagen im "Kontakter" das etwas bessere Abschneiden.

"Heiter bis tödlich"-Krimis im Vergleich

  Reichweite (gesamt)
Marktanteil (gesamt)
Hubert und Staller (Mi)
1,8 Mio.
7,2 %
Morden im Norden (Di)
1,5 Mio.
6,1 %
München 7 (Mi)
1,4 Mio.
6,8 %
Nordisch herb (Di)
1,4 Mio.
6,3 %
Henker & Richter (Do)
1,4 Mio.
5,9 %

Quelle: DWDL-Recherche

Eine Quotenmarke habe sie sich nicht gesetzt, "wenngleich ich schon zugeben muss, dass ich mich sehr freue, dass sich 'Hubert und Staller' als kleines Leuchttürmchen entpuppt hat". Das Wort "Leuchttürmchen" trifft es angesichts der nach wie vor bestehenden Quotenschwäche des ARD-Vorabends eigentlich ganz gut - erst recht, wenn man "Hubert und Staller" mit der in NRW angesiedelten Serie "Henker & Richter" vergleicht, die im Schnitt sogar weniger als sechs Prozent Marktanteil verzeichnete. In der Bundesliga-Pause erhält sie jedoch noch einmal samstags die Möglichkeit, mit Wiederholungen neue Fans für sich zu gewinnen.

Und so ist es wenig überraschend, dass mit "Hubert und Staller" erst eine der bislang sechs angelaufenen Serien für eine zweite Staffel verlängert worden ist. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass man schon bald mit den Wiederholungen der ersten Staffel beginnt und dementsprechend frühzeitig Nachschub für den Herbst benötigt. Es sei jedoch erfreulich, mit "Hubert und Staller" schon jetzt eine Serie zu haben, "die das Potential aufweist, gerade bei jüngeren Zuschauern für Quotenzuwächse zu sorgen", sagte ARD-Vorabend Frank Beckmann bereits vor wenigen Wochen gegenüber DWDL.de.

Die Krimi-Schiene ist nicht zuletzt Beckmanns Werk - auch für ihn wäre ein Erfolg im Vorabendprogramm wichtig. Festzuhalten bleibt aber auch, dass das derzeitige Umfeld mit "Verbotene Liebe" und "Gottschalk Live" die Quoten der "Heiter bis tödlich"-Serien nicht gerade forciert. Das Erste wird allerdings ungeachtet der nach wie vor enttäuschenden Zuschauerzahlen auf absehbare Zeit an seinem Krimi-Konzept festhalten. Mit der in Weimar angesiedelten Serie "Akte Ex", die voraussichtlich am 18. September ihren Einstand feiern wird, ist bereits für Nachschub gesorgt. Frei nach dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Das gilt, so scheint es, in der Todeszone ganz besonders.