Ganz egal, ob dem so war oder dies eine geschönte Darstellung ist: Programmdirektor Volker Herres konnte daraufhin nicht offiziell seine Unterstützung dementieren. Einziger Ausweg für ihn: Er kann sich deutlich zurückhaltender äußern. Das tat er dann noch am Donnerstagabend. "Ich habe ihn erinnert, dass unser Ziel mindestens 10 Prozent sind und jetzt rasch ein starker Trend nach oben gehen muss. Ansonsten tue sich die ARD bei einer Entscheidung über die Fortsetzung der Sendung schwer", so Herres gegenüber Bild.de. Zehn Prozent oder nicht zehn Prozent? Zwei Männer, ein Telefonat und ganz unterschiedliche Positionen. Hinter dieser Posse steht einmal mehr ein Machtkampf innerhalb der ARD.
Dieser ist nicht neu, aber wurde bisher offiziell kleingeredet. Schon als die mögliche Verpflichtung Gottschalks bekannt wurde, schrieb DWDL.de über einen herben Schlag ins Gesicht für den NDR. Dort hatte man gerade gedacht, mit den "Heiter bis tödlich"-Krimis ein Rezept für den Vorabend gefunden zu haben, da präsentiert WDR-Intendantin Monika Piel stolz Thomas Gottschalk als Neuverpflichtung, die alle gerade mühsam ausgearbeiteten Vorabendpläne über den Haufen warf. Von Tag 1 an war man beim NDR - von dem auch Volker Herres kommt - deshalb nicht besonders glücklich über Gottschalk. Aus der leisen Kritik hinter vorgehaltener Hand ist jetzt ein offener Streit geworden.
"Gottschalk Live" ist noch immer kein Publikumsliebling und hat noch viel Arbeit vor sich. Auch ein Scheitern ist möglich. Schlechte Sendungen absetzen zu wollen, wird Volker Herres niemand vorwerfen. Doch es ist schon ein fragwürdiger Stil, wenn erst eine Überarbeitung des Formats von allen Beteiligten abgesegnet wird und dann noch vor der Umsetzung dieses Plans erneut mit allen Mitteln gegen die Sendung geschossen wird. Damit ist auf einem Schauplatz unabhängig von "Gottschalk Live" selbst das Feuer eröffnet worden: Die Programmdirektion in München gegen die ARD-Vorsitzende Piel. Der NDR gegen den WDR. Und Gottschalk mitten drin. Die Gremlins sind wieder da und mit ihnen eine schmutzige Auseinandersetzung. Gottschalk scheint es zu helfen: Jetzt erst recht, so der Tenor am Donnerstag in Berlin. Ob das wiederum gelingt, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber immerhin einem sauberen.