Von den 4,34 Millionen Zuschauern, die Thomas Gottschalk bei seiner Vorabend-Premiere im Ersten erreichte, blieben zuletzt gerade mal noch 1,4 Millionen übrig - ein nahezu beispielloser Abwärtstrend, der Gottschalks Eindruck von der "Todeszone" noch verstärkt haben dürfte. Gewiss: Seine neue Sendung wurde bereits im Vorfeld von allen Seiten als waghalsiges Abenteuer eingestuft, doch die Verantwortlichen taten viel, um den frisch eingekauften Star so gut wie möglich ins Programm zu integrieren - sieht man mal von der unsäglichen Platzierung der Werbepausen während der ersten Ausgabe ab.
Die gerade erst verlängerte Soap "Verbotene Liebe" wurde wieder gekürzt und die Krimi-Schiene erhielt bereits nach wenigen Monaten wieder einen neuen Sendeplatz. Gebracht hat all das bislang aber nichts: Zuletzt war "Gottschalk Live" sogar das schwächste Glied im Vorabend-Programm (DWDL.de berichtete). Doch trotz der durchweg schwachen Quoten zwischen "Brisant" und der "Tagesschau" gibt man sich bei der ARD zumindest nach außen hin bislang gelassen. "Für eine Bilanz ist es viel zu früh", sagte ARD-Vorabend-Koordinator Frank Beckmann gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de.
Nun will man vor allem auf den Faktor Zeit setzen: "Dass die gleichzeitige Einführung eines neuen Programmschemas, neuer Sendelängen und eines völlig neuen Formats Geduld erfordert, war allen Beteiligten von vorneherein klar", so Beckmann. Letztlich ist eben längst nicht nur "Gottschalk Live" das Sorgenkind: Dass die mit großem Aufwand ins Programm gehobenen "Heiter bis tödlich"-Krimis nach wie vor meist nur Marktanteile um sechs Prozent beim Gesamtpublikum einfahren, erweist sich als weiteres Problem. Der neue Sendeplatz um 18:30 Uhr, durch den die Serien nun auch noch gegen die starken ZDF-"SOKOs" antreten müssen, macht die Sache jedenfalls nicht einfacher.
"Gerade im Vorabend haben wir es mit sehr starren Fernsehgewohnheiten zu tun, weil das Publikum seinen Formaten die Treue hält", weiß Vorabend-Koordinator Beckmann. Auch die "Heiter bis tödlich"-Serien benötigten daher Zeit, um diese Gewohnheiten zu durchbrechen. Allein: Selbst der Hauch eines Aufschwungs ist derzeit nicht erkennbar. Dennoch sieht Beckmann einen Hoffnungsschimmer: Es sei erfreulich, mit "Hubert und Staller" schon jetzt eine Serie zu haben, "die das Potential aufweist, gerade bei jüngeren Zuschauern für Quotenzuwächse zu sorgen".
Eine Serie alleine wird das Dilemma aber kaum lösen können. Daher dürften die kommenden Wochen nun wieder besonders spannend werden. Nach und nach enden nun die ersten Staffeln von "Hubert und Staller", "Nordisch herb" und "Henker und Richter". Neue Serien, darunter der bayerische Klassiker "München 7", werden die Sendeplätze übernehmen. Ob es für die bisherigen Serien weitergehen wird, ist Beckmanns Angaben zufolge übrigens noch nicht klar. "Über mögliche Fortsetzungen wird in nächster Zeit entschieden", kündigte er gegenüber DWDL.de an. Jetzt freue er sich zunächst einmal auf den Start von "Morden im Norden", "München 7" und "Alles Klara".
Und Thomas Gottschalk? Der gab sich zuletzt betont kämpferisch und kündigte in der "Bild"-Zeitung an, wieder fest auf dem Boden der Tatsachen zu stehen. "Ich verzweifle nicht, wenn das noch eine ganze Zeit weiter rauf und runter geht", so Gottschalk, der sich zugleich in seiner Sendung bereits mehrfach in Galgenhumor übte. Als es vor wenigen Tagen in seiner Sendung um das Thema Arbeitslosigkeit ging, scherzte er: "Die Jobs sind sicherer geworden. Der einzig unsichere Job und der unsicherste im ganzen Land ist anscheinend zurzeit meiner." Noch ist Gottschalk das Lachen also nicht vergangen.