Es war ein Abend ganz nach dem Geschmack der ARD-Vorsitzenden Monika Piel: In sieben der 13 Kategorien räumten ARD-Sender die Auszeichnungen ab. Kaum Zweifel bestanden daran, dass die Mammut-Produktion "Eurovision Song Contest" den Preis als beste Unterhaltungssendung gewinnen würde. Zu beeindruckend war die Show, die in Düsseldorf auf die Beine gestellt wurde. Freuen darf man sich darüber nicht nur bei der ARD, sondern auch bei Brainpool und ProSieben. Dass dadurch das RTL-Dschungelcamp leer ausging, ist zwar ein wenig bedauerlich, doch schon allein die Tatsache, dass das lange zu Unrecht als Trash verunglimpfte Format inzwischen zumindest nominierungs-tauglich ist, ist zweifellos eine schöne Entwicklung.
Weiterer großer Gewinner des Abends war "Weissensee". Es gab nicht nur den Preis als beste Serie, sondern auch noch eine Auszeichnung für Darsteller Jörg Hartmann als bester Schauspieler. Für Produzentin Regina Ziegler war es übrigens eine Premiere: "Sie werden's nicht glauben, das ist der erste Fernsehpreis, den ich bekomme", sagte sie in ihrer Dankesrede. Ebenfalls begeistert war die Jury offenbar vom bislang nur bei Arte ausgestrahlten Film "Homevideo". Er gewann in der Kategorie Bester Fernsehfilm, zudem gab es für den Schauspieler Jonas Nay den mit 15.000 Euro dotierten Förderpreis.
Weitere Preise für ARD-Personen und -Formate: Ranga Yogeshwar wurde für seine Experten-Tätigkeit während der Fukushima-Berichterstattung in der Kategorie Information ausgezeichnet, Nina Kunzendorf erhielt den Preis als beste Schauspielerin für ihre Rolle in "In aller Stille" und die WDR-Reportage "die story: Adel vernichtet - Der bemerkenswerte Niedergang des Bankhauses Oppenheim" setzte sich ebenfalls gegen die Konkurrenz durch.
Dazu kamen mehrere Ehrungen für "Besondere Leistungen" - eine Konstruktion, mit der die Jury Preise außerhalb des Kategorie-Korsetts vergeben kann - die ebenfalls alle in der ARD-Familie blieben. Eine gab es für den ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert - für sein Lebenswerk und seine Arbeit bei der diesjährigen Königshochzeit im Besonderen. Eine weitere besondere Ehrung ging an Denis Scheck, dessen ARD-Büchersendung "Druckfrisch" in der Tag so unkonventionell und frisch daherkommt, dass sie absolut preiswürdig erscheint. Bemerkenswert war auch die Dankesrede - sie wurde für das Vortragen eines Gedichts genutzt. Schecks Kommentar: "Danke an die Jury, die uns die erste Lesung eines lyrischen Textes im Privatfernsehen ermöglicht hat". Ausgezeichnet wurde zudem noch das Film-Experiment "Dreileben".
Für die übrigen Sender blieb angesichts der ARD-Übermacht nicht mehr allzu viel übrig. Eine der größeren Überraschungen des Abends gab es in der Kategorie Dokutainment. Dort setzte sich "Stellungswechsel - Job bekannt, fremdes Land" durch - und damit ein kabel eins-Format. Für den Sender war das eine Premiere. Mit "Stellungswechsel" hatte es sogar überhaupt die erste Nominierung für den Sender gegeben. Auch Schwestersender Sat.1 musste sich diesmal mit lediglich einem Preis zufrieden geben: "Ladykracher" gewann gegen den Vorjahressieger "heute-show" und Bülent Ceylan in der Kategorie Comedy.
Bei ProSieben kann man sich auch über Stefan Raabs Sieg bei der Publikumsabstimmung über den "Besten Entertainer" freuen. Der gab sich selbst ganz überrascht: "Normalerweise gewinnt ja Kollege Jauch jeden Publikumspreis." Raab gehörte damit ebenso wie Anke Engelke zu den doppelt ausgezeichneten an diesem Abend, schließlich durften sie auch für ihre Moderation beim "Eurovision Song Contest" eine Trophäe mit nach Hause nehmen.
RTL konnte zwei Auszeichnungen auf sich vereinen. Die teuerste Produktion in der Sendergeschichte, der RTL-Zweiteiler "Hindenburg", wurde als bester Mehrteiler ausgezeichnet. Zudem gab es einen Preis für die gigantischen Inszenierungen der Box-Übertragungen, explizit für den Kampf Klitschko - Haye. Enttäuschend verlief der Abend hingegen für das ZDF: Nur ein einziger Preis ging an die Mainzer: Die Doku "Wärst du lieber tot?" des Kleinen Fernsehspiels konnte sich in der Doku-Kategorie durchsetzen.
Die Show an sich plätscherte recht arm an wirklichen Höhepunkten vor sich hin, kaum Laudationen oder Dankesreden blieben im Gedächtnis - und etwas mehr Witz hätte dem Abend sicher gut getan, so jedenfalls der Eindruck vor Ort. Für ein Aufhorchen sorgte allerdings Oliver Pocher, der sich mit bissigen bis hämischen Kommentaren durch die TV-Landschaft arbeitete und unter anderem bei Monika Piel und Andreas Bartl wohl kaum Sympathiepunkte sammeln konnte. Höhepunkt und Abschluss des Abends war schließlich die Übergabe des Ehrenpreises der Stifter an Joachim "Blacky" Fuchsberger, der mit der wohl humorvollsten Dankesrede des Abends zumindest einen würdigen Endpunkt setzte.