Manuel Meimberg, Drehbuchautor und Regisseur, schreibt...
Abgesehen davon, dass die ersten beiden Buchstaben des Produktionsgeländes meinen Initialen verblüffend ähneln, werde ich bei der Erinnerung an Hürther Zeiten fast schon melancholisch. Mein erstes Büro war ein Wellblechcontainer, dort hausten damals, vor etwa 13 Jahren, die Storyliner der RTL-Serie „Unter Uns“. Ich war einer von Ihnen, mein erster Job im Fernsehen. Und zu jener Zeit habe ich zum ersten Mal wirklich verstanden, was Interaktives Fernsehen ist. Es war das Jahr 2000, ich hatte mich eingelebt im Fernsehland, und seinerzeit erblickte ein Format das Licht der Welt, das für Gesprächsstoff sorgen sollte. Big Brother. Kritik, Lob, Häme. Die Medien überschlugen sich und Deutschland war gespalten. Deutschland – und das kleine gallische Container-Dorf der Grundy UFA, die Produktion „Unter Uns“. Während die einen nur Verachtung übrig hatten für Zlatko, Jürgen, Manu (schon wieder eine Parallelität) & Co., waren die Anderen größte Fans. Unter anderem ich. Meinen Arbeitsplatz zu jener Zeit muss man sich in etwa so vorstellen: Computer. Vier geöffnete Browserfenster: Die offizielle Big Brother Seite, das größte aktive Fan-Forum, ein Kamera-Livestream aus dem Haus und Bild.de. Links daneben das echte Fenster. Mit Blick hinüber zum N.O.B.-Gelände. Und direkt in den Garten des BB-Containers. Als einige Hardcore-Fans im Internet live und im Sekunden-Takt ihren Versuch dokumentierten, einen ferngesteuerten Helikopter über das Haus zu lenken, um geheime Nachrichten an die Bewohner abzuwerfen, habe ich das Geschehen mitverfolgt. Im Netz - und draußen in der echten Welt. Ein
Blick hinaus zum Container, in dem Menschen auf Sofas Belangloses austauschen, das Deutschland interessiert. Aus dem Fenster eines Büros in einem Container, in dem Menschen auf Sofas Geschichten erfinden. Die Deutschland ebenfalls interessieren. Im Schnitt hatten beide Shows ähnliche Quoten um die 20%, bis dann das BB-Finale noch mal alles toppte und wieder Hürth-Geschichte schrieb. So war das damals. In Hürth-Kalscheuren. Im Fernsehland.
Michael Schmidt, Redakteur, schreibt...
Vor fast genau war es, als ich als Team von „Hans Meiser“ 1992 in den MMC-Studios in Hürth gearbeitet habe. Eine Adresse, an die man sich – gerade, wenn man von RTL kam - nur schwer gewöhnen wollte, denn mal ehrlich: wie klingt denn „Hürth-Kalscheuren“??? Doch was sage ich: Studios, die bestanden aus den mehr oder weniger Provisorien für „Hans Meiser“ und wenig später dann „Ilona Christen“. Wir saßen in dem Gebäude direkt neben der schönen alten Villa, die damals auch noch von „Normalos“ bewohnt war.
Erst nach und nach wurden dann weitere Studios gebaut. Doch Anfang 1992 war es noch intim und es herrschte „Goldgräberstimmung“, man kannte sich auf dem Gelände und es war noch familiär. Vor allem wusste man noch zu feiern, denn dazu gab es (auch quotentechnisch) immer wieder Gelegenheit. Schade, dass nach knapp 20 Jahren diese Ära nun auch vorbei ist. Viele „Karrieren“ haben in Hürth Kalscheuren begonnen und wir denken gerne an die Zeit zurück!
Sie haben auch ganz persönliche Erinnerungen an Ihre Zeit auf dem MMC-Gelände in Hürth? Gibt es Anekdoten, die sie mit uns und der Branche teilen wollen? Schicken Sie einfach eine eMail an lueckerath@dwdl.de. Wir freuen uns über Geschichten über die goldenen Zeiten des Privatfernsehens und den Produktionsboom in Hürth ebeneso wie über die Zeit danach.