Nur wenige Jahre später war Seibert für das weltweit bekannte Nickelodeon-Logo verantwortlich, dass dem Kindersender gleichzeitig ein völlig neues Image gab. Danach jedoch verlor Seibert die Lust am klassischen Fernsehgeschäft und widmete sich der Cartoon- und Comic-Produktion. Er selbst spricht dabei von seinem zweiten Leben. Das dritte begann dann mit dem Zeitalter des Internets und es war für ihn die logische Verbindung seiner bisherigen Erfahrungen: Bei MTV und Nickelodeon hat er die Seite des Broadcasters kennengelernt. Als Produzent war er viel tiefer an den Inhalten interessiert. Das Internet ermöglichte ihm gleichzeitig als Produzent und Broadcaster aufzutreten.

Heute ist Seibert, auch wenn man es sich kaum vorstellen kann, ein Internet-Freak erster Güte. Mehrere Firmen und Videoportale hat er seitdem gegründet. Dabei geht es ihm jedoch immer darum, diese auch mit Inhalten zu füllen. Ein Fan von YouTube ist er nicht. Er sieht Parallelen zum MTV-Start. Auch dort habe man als Broadcaster den Großteil des Programms anfangs mit nicht eigenem Content gefüllt. Mittelfristig sieht er die Entwicklung zu eigenen Formaten. Anderen die Arbeit zu überlassen, sei nur anfangs möglich. Das Wachstumspotential sei irgendwann erschöpft.

Deshalb produziert er auch weiter selbst. In erster Linie Animationsfilme und -serien. Manche davon, die kindgerechten, laufen sogar im Fernsehen und dann natürlich, wo sonst, bei Nickelodeon. Seine Prognose zur Entwicklung der Videoplattformen sollte sich übrigens als richtig erweisen. Das lässt sich sagen, weil unser Gespräch schon im Herbst 2007 stattfand. Es endete leider genauso ungeplant früh, wie der Plausch bei einer der Partys des New York Television Festivals begonnen hatte.

Auch heute, 30 Jahre nach dem Start, hat sich das berühmte MTV-Logo nicht verändert - dass sich der Sender inzwischen vom Zusatz "Music Television" verabschiedete, erscheint angesichts der Zunahme an Reality-Formaten nachvollziehbar, denn ein reiner Musiksender ist MTV schon lange nicht mehr. Seibert wird es nicht stören. Er ist längst zwei Leben weiter. Im Web.

Dieser Artikel ist in ähnlicher Form bereits im Februar 2010 erschienen.