Die Abwesenheit einer Person bei der zweiten Eröffnungsrunde der ANGA Cable am Dienstag sorgte für mehr Gesprächsstoff als die Anwesenheit der anderen Branchen-Kollegen: Michael T. Fries, President und CEO von Liberty Global, ließ sich entschuldigen. Warum, das war für die Gäste der Fachmesse für Kabel, Breitband und Satellit, kein Geheimnis. Solange der nächste deutsche Kabel-Deal nicht final eingetütet ist, setzt man sich ungern aufs Panel Schon beim vor dem TV-Gipfel abgehaltenen Breitband-Gipfel stellte sich heraus: Nichts lässt die Kabel-Branche derzeit so leidenschaftlich spekulieren wie die Übernahme von Kabel BW durch Liberty Global. Harald Rösch, CEO von Kabel BW, sieht gemeinsam bessere Wachstumschancen, weil sich Innovationen natürlich leichter für größere Kundenkreise realisieren lassen.
Aber konkrete Antworten gibt es noch nicht. Nicht einmal der Deal ist ja sicher. Und selbst dann bleiben Fragen: Entsteht in der Fläche damit ein Kabel-Duopol? Und wird Liberty die in vielerlei Hinsicht innovative und fortschrittliche Politik von Kabel BW fortführen? Oder die vorsichtigere Geschäftspolitik von Unitymedia übernehmen und ins Ländle bringen? Das interessiert nicht zuletzt auch den PayTV-Riesen Sky, der mit Kabel BW eine deutlich engere und intensivere Partnerschaft pflegt als es bislang mit Unitymedia der Fall ist. Doch von Seiten Unitymedia bzw. Liberty Global heißt es abseits des Kongresses auf der Messe der ANGA Cable nur: "Sie dürfen gerne spekulieren, wir momentan nicht."
Ähnlich spärlich waren die Informationen beim großen TV-Gipfel am Mittag des ersten Tages des dreitägigen Branchentreffs. Immerhin: Zwischen vielen altbekannten Debatten blitzten hier und da interessante Informationen auf. Da schwärmt beispielweise Astra Deutschland-Chef Wolfgang Elsäßer, dass die Zahlungsbereitschaft der HD+-Kunden seine "kühnsten Erwartungen ertrifft". Telekom-Mann Christian Illek räumt ein, dass die Telekom spät ins Triple Play-Geschäft mit der Hauswirtschaft einsteigt und bekennt: "Wir kommen relativ spät zu dieser Party".
Für den Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, Dr. Jürgern Brautmeier, bedarf es für Apple, Google und Facebook feste Spielregeln. Über die müsse man sich verständigen. Erheitert fragte sich so mancher im Publikum, ob die Global Player Apple, Google und Facebook wohl schon vor dem nordrhein-westfälischen Minister zittern werden. Brautmeier hofft jedenfalls: "Uns wird die Arbeit nicht ausgehen." Auch RTL Interactive-Chef Marc Schröder ist für den Schutz der eigenen Inhalte. "Wir wollen nicht, dass andere mit unseren Bildern Geld verdienen. Das ist pervers", so sein Urteil. Gemeint hat er damit Google TV und zeigt sich erfreut, dass die US-Sender dem Projekt und Google bereits die kalte Schulter gezeigt haben.
Eine ganz neue Definition von Grundversorgung lieferte ZDF-Justitiar Prof. Dr. Carl-Eugen Eberle. Grundversorgung bedeute auch für alle überall verfügbar zu sein - also eben auch im Netz und via Apps. Die vielleicht sinnvollste Erkenntnis an diesem Mittag lieferte Dr. Manuel Cubero, Vorstand bei Kabel Deutschland. Er brachte in das von Moderator Frank Thomsen auch gerne ahnungslos durcheinander gewürftelte Fach-Chinesisch Ordnung und fasste das unter dem Motto "TV goes online - Chancen und Risiken" mit der Erkenntnis zusammen, dass es drei Arten von TV-Angeboten geben werde in Zukunft: "LinearTV, VoD und Overthetop-TV - das ist die neue Weltordnung." So gab es am Ende des TV-Gipfels doch noch eine klare Aussage.
Am Mittwoch wird bei der ANGA Cable u.a. über die Herausforderung des analogen Switch Off, der Marktdurchdringung von HDTV sowie die Nachhaltigkeit von Technik-Trends wie 3DTV und Hybrid TV diskutiert. DWDL.de wird erneut von vor Ort berichten.