Als Eckpfeiler des Programmerfolgs von RTL nennt Peter Lacher Beständigkeit auf der einen Seite, und auf der anderen Seite Sonderprogrammierungen, mit denen man das Publikum gezielt überrasche. Dazu gehört zweifelsohne – trotz aller Berechenbarkeit des Formats – auch die Fernsehparty „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“, die RTL in diesem Jahr wieder feiern ließ und damit einen Rekord nach dem anderen knackte – und das nicht nur für das Dschungelformat selbst, sondern auch für die Sendungen im Umfeld. Dafür breche man das Programmschema gerne auf, sagt Lacher. Man habe in allen Zeitzonen und bei allen Formaten von der teuren Sonderpogrammierung profitieren können.

Dabei mutet die programmplanerische Herausforderung zunächst so simpel an: Zwei Wochen lang wird jeden Tag um 22:15 Uhr eine Stunde Programmfläche für den Dschungel freigeräumt. Zum Einzug, zum Auszug und zwischendurch gibt’s ein bisschen Sendezeit extra. Doch hinter der Sendung, die in der Fernsehzeitschrift so unscheinbar daherkommt, verbirgt sich aus Planersicht eine Mammutaufgabe. Denn planerisch bringt die Gaga-Show den Aufwand einer doppelten Themenwoche mit sich – so wie sie zum Beispiel die ARD regelmäßig durchführt. Zwar drehen sich die Themenwochen im Ersten um gesellschaftliche relevantere Themen als Spekulationen um die eventuelle Homosexualität eines ehemaligen Boygroup-Sternchens – doch Arbeit macht beides.

 

 

So gilt es, während der Dschungelwochen die Inhalte aller Magazinformate – von den „Punkt“-Sendungen über „Extra“ bis hin zu „Stern TV“ auf die Ereignisse und Themen im Camp abzustimmen. Denn der Dschungel liefert Futter für fast jedes Format. Die Wucht des Reichweitenhöhenflugs einkalkulierend, leistet der Dschungel zudem Schützenhilfe beim Start neuer Folgen und Formate. Die dritte Staffel „Doctor’s Diary“, die zweite Staffel „Countdown“, die Rückkehr von „Verzeih’ mir“ und der Moderatorenwechsel bei „Stern TV“ – sie alle waren Nutznießer der reichweitenstarken Programmpromo-Flächen, die der Dschungel bot und bei denen auch ein Publikum erreicht wurde, das sonst in der Regel nicht bei RTL zu verorten ist.

„Wir bemühen uns, unseren Formaten immer eine optimale Startrampe zu geben“, sagt Jan-Peter Lacher. Auch auf längere Sicht.

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Wenn man an eine Sendung glaube, halte man auch daran fest. Das aber nicht um jeden Preis, wie zum Beispiel die Serie „Die Anwälte“ zeigt, die vor drei Jahren nach nur einer Folge abgesetzt wurde. „Wenn wir sehen, dass ein Konzept definitiv nicht funktioniert, reagieren wir allerdings auch sehr schnell“, so Lacher.

Eine gute Startrampe ist zum Beispiel momentan der Samstagabend. Im so genannten Sandwich zwischen Motto-Show und Entscheidung von „Deutschland sucht den Superstar“ erreichen Comedy-Programme wahre Quoten-Höhenflüge. Sie profitieren von den derzeit mehr als sechs Millionen Zuschauern – von denen ein großer Teil einfach dran bleibt. Kritischen Stimmen, denen zu Folge die handwerkliche Qualität der Sendungen im Sandwich keine Rolle spiele, widerspricht Lacher. „Wenn die Inhalte nicht stimmen, sind die Zuschauer innerhalb kürzester Zeit verschwunden“, sagt er. Es gebe schlicht zu viele Konkurrenzprogramme, als dass der Zuschauer die Fernbedienung leicht aus der Hand legen würde. Das funktioniere auch in die andere Richtung: „Attraktive neue Programmangebote finden ihr Publikum häufig auch ohne prominente Bewerbung“.

Wichtig für den Programmnachschub ist auch die Arbeit der Produzenten. Hier stellt sich stets die Frage, wie viel programmplanerisches Denken man bereits in der ersten kreativen Phase mit einbringe kann oder muss. „Wer zielgenau anbieten möchte, sollte das Angebot und die Struktur der Sender kennen“, sagt Lacher. Wichtiger sei allerdings der enge Austausch mit den Redaktionen. „Wer nur auf die gegenwärtige Programmierung achtet, bietet uns unter Umständen Ideen nicht an, die wir in der Zukunft gut gebrauchen könnten“. Ebenso wichtig sei das Gefühl für die Grundausrichtung von RTL: „Wir haben eine große Nähe zu den Zuschauern und verlangen einen hohen Standard in der Umsetzung und in der Art, Geschichten zu erzählen“, so Lacher. Darüber hinaus solle jedoch frei und offen gedacht werden.

Ein Patentrezept für den Programmerfolg hat Jan Peter Lacher – wie auch die übrigen Programmplaner – ohnehin nicht parat. „Nur durch langjährige Beobachtung und Erfahrung kann man ein Gespür dafür entwickeln, wie sich die Zuschauer erfolgreich an einen Sender binden lassen“, sagt er.

Die komplette Reihe zur Programmplanung

Lesen Sie in den folgenden Tagen, welche Programmierungsstrategie den ehemaligen RTL-Chefplanern Klaus Henning bei ProSiebenSat.1 erwartet und wie sich das ZDF planerisch im großen Senderwettbewerb aufstellt.