
Die Kosten der Telemesse im Verhältnis zum Ertrag und die Tatsache, dass man mehrere Sender mit unterschiedlichen Gesellschaftern und Interessen unter einen Hut bringen muss, waren wohl letztlich nicht nur der Stolperstein für die Telemesse, sondern auch für den kleinen Bruder United Screening Day, mit dem einige der kleinen Sender bei Agenturen und Werben von sich reden machen wollten. Es war ihre Antwort auf die Screenings von IP Deutschland und SevenOne Media, die nach der Telemesse nur noch in eigenem Namen einluden. Anders als die Telemesse zog der USD auch durch die Lande. Das Event fand in den Jahren 2007 und 2008 statt. Bereits nach dem ersten Jahr verabschiedete sich das damalige DSF (heute Sport 1) aus der Riege der Veranstalter. Es blieben Das Vierte, Discovery Networks, Viacom Brand Solutions (MTV), Tele 5 und Pay-TV-Vermarkter Premium Media Solutions.
"In einer Zeit, in der die Effizienz von Informationen und Zeit entscheidend sind, wollten sich die kleinen Sender ausführlich vorstellen", erklärt Alexander Duphorn (Bild) die Idee hinter dem USD. Duphorn war zuletzt Geschäftsführer von SevenOne Media und brachte zuvor an der Spitze von Viacom Brand Solutions die kleine Telemesse mit auf den Weg. "Die Attraktivität der Veranstaltung wäre mit mehreren und relevanteren Partnern weiter gestiegen", sagt er.
Nachdem bereits im Vorfeld des zweiten Screening-Days immer mal wieder der Unmut einzelner Teilnehmer an die Öffentlichkeit sickerte, wurde das Aus Anfang 2009 offiziell besiegelt. Ziel beim zweiten Mal war es laut Duphorn, Resonanz und Effektivität gegenüber dem Vorjahr zu steigern. "Letztendlich konnte dies nicht in einem Rahmen geschehen, der die Manpower und das finanzielle Engagement der Sender rechtfertigte", erklärt der ehemalige Geschäftsführer von Viacom Brand Solutions und Sevenone Media.

Wenn schon keine Auflösungserscheinungen, so doch ein leichtes Bröseln lässt sich mittlerweile auch beim TV-Wirkungstag feststellen – einem Vermarkterevent, das anstatt mit großer Show mit harten Fakten punkten will. In Form eines Tageskongresses werden Media-Menschen mit neuesten Erkenntnissen rund um die Werbewirkungsforschung versorgt. Nachdem es dabei bleibt, dass das ZDF der Veranstaltung wegen unterschiedlichen "Auffassungen zwischen den Teilnehmern, was die Beteiligungs- und Finanzierungsmodelle anbelangt" den Rücken kehrt, verabschiedet sich ab dem kommenden Jahr auch Tele 5 von dem Event.
Wieder einmal verändert sich die Branche. Nach wilden Anfangsjahren, Goldgräberzeiten und einem Jahrzehnt der kleinen und großen Krisen geht es für die Vermarkter nun darum, ihre Identität in einer neuen digitalen Medienwelt zu finden. Die Grenzen zwischen einigen Werbegattungen werden fließend, das Fernsehen als Programmmedium durchlebt einen Wandel in Nutzung und Bedeutung. In solchen Zeiten ist es eher unwahrscheinlich, dass alle in die gleiche Richtung schauen – blickt man doch eher suchend umher. Das fiel noch vor zehn Jahren leichter: Da wusste man, wohin man schauen musste, um das Geld zu finden.
Eine Wiederauferstehung der Telemesse – die die Veranstalter des United Screening Day auch im Sinn hatten – ist nicht ausgeschlossen, in Zeiten der Identitätsfindung allerdings eher unwahrscheinlich. Schließlich fällt es in solchen Zeiten auch schwer, einen vermeintlich stärkeren Mitbewerber am Nachbarstand mit den eigenen Kunden sprechen zu sehen. Allerdings dürfte dieser Prozess auch irgendwann abgeschlossen sein. VPRT-Präsident Jürgen Doetz glaubt an Veränderung: "Mit dem Entstehen der neuen Plattformen entsteht auch ein neues Verständnis der Rundfunkveranstalter, das auch auf die Vermarkter durchschlägt".
Lesen am Freitag im letzten Teil der Reihe, mit welchen Herausforderungen sich die Vermarkter derzeit konfrontiert sehen und wie Sie sich für die Zukunft aufstellen.