TV-StandorteDas Angebot an Studios ist in der Region Berlin/Brandenburg groß geworden. In Potsdam lockt Studio Babelsberg auch internationale Kinoproduktionen an, und in Adlershof steht ein weiterer moderner Komplex der Studio Hamburg-Tochter Studio Berlin. Weitere kleinere Studiobetreiber buhlen ebenso um Kundschaft. Ein Instrument in diesem Kampf um Kunden, bei denen die Budgets nicht mehr so locker sitzen, wie noch vor einigen Jahren – und das sind so ziemlich alle: Der Preis. Vor allem aus Köln ist zu hören, dass der Wind aus Berlin in dieser Hinsicht rauer wird.

"In Zeiten knapperer Budgets bei den Sendern wirkt sich diese Situation in der Regel auch auf die Produktionsfirmen aus. Diese geben dann den Druck auch gerne mal an den technischen Dienstleister weiter", sagen Studio Berlin Adlershof-Geschäftsführer Harald Becker und sein Prokurist Mike Krüger. Auch hier ist man nicht erfreut über den Abschied von Sat.1. "Zweifelsfrei ist der Weggang des Senders Sat.1 von Berlin nach München für die Dienstleister in der Region Berlin-Brandenburg ein deutlich spürbarer Einschnitt bei Anzahl und Volumen der Beauftragungen, speziell bei seriellen oder langlaufenden Produktionen", so Becker und Krüger. Zum Thema Preiskampf sagen sie: "Bei einer übersichtlichen Anzahl am Markt neu zu vergebender Beauftragungen für Show- und Unterhaltungsformate nimmt naturgemäß auch der monetäre Wettbewerb zwischen den Studiostandorten in Deutschland und zwischen den Studiobetreibern zu".
 

 
Helge Jürgens, Geschäftsführer der Berliner Union Film, will diesem Trend, der die Studiolandschaft erfasst hat, aus dem Weg gehen. Auch wenn der Preis sicher ein wichtiges Argument ist, so ist es wohl auch eine Frage der Akquisetechik, aus knappen Budgets das Beste zu machen. Man wolle nicht über Preise reden, sondern mit Know-How punkten, nennt Jürgens sein Credo – die Preise seien ohnehin am Boden. "Der reine Studiopreis ist nicht das Argument, mit dem man den Kunden für sich gewinnt. Wir schauen uns stattdessen das verfügbare Budget an und zeigen, was wir damit möglich machen können". Das ist auch der Grund, warum die Berliner Union Film das Management lieber mit Produktionsprofis besetzt als mit reinen Technikern. "One face to the costumer" lautet das Versprechen.

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Man will bereits in der Vorbereitung alle möglichen Fallstricke ausloten. "Wenn man erstmal produziert, kann man nicht mehr sparen, sondern nur noch ausgeben", sagt Jürgens. Mit der „Service and Experts Strategie“ habe man am Standort das gesamte Know How für eine Fullservicedienstleistung gebündelt. Komplementär zu den eigenen Geschäftsbereichen könne man mit den Partnern vor Ort den kompletten Workflow von der fiktionalen bis zur Entertainmentproduktion abdecken, erklärt Jürgens.

Außerdem arbeitet man eng mit der  Berliner Immobilien Management (BIM) zusammen, die für die Vermarktung des Flughafens Tempelhof zuständig ist, und preist den Fernsehkunden die Vorzüge der Eventlocation an. "Stellen Sie sich nur mal eine Show wie 'Schlag den Raab' mit den Möglichkeiten vor, die Tempelhof bietet", schwärmt Jürgens. Jeder Kreative, den man durch die Location geführt habe, sei angesichts der Möglichkeiten begeistert gewesen, versichert er.

Auch wenn der Studiochef lange in Köln gelebt hat – bevor er im Jahr 2006 nach Berlin kam, war er 15 Jahre lang Gesamtherstellungsleiter beim Produktionsriesen Endemol – so fällt ihm ein flammendes Plädoyer für die Hauptstadt nicht schwer. Als "großen Irrtum" bezeichnet Jürgens die Ausreden der Produktionen, nicht in Berlin produzieren zu können. Argumente wie Reisekosten und fehlende Unterhaltungskompetenz seien im Zweifel vorgeschoben. "Berlin bietet auch außerhalb der klassischen Studios unglaublich viel für die Unterhaltungsproduzenten", sagt er. „ Die Internationalität Berlins und die Sogwirkung auf die Kreativwirtschaft und die Prominenz sind nur ein Indiz für die positive Entwicklung des Entertainmentstandortes Berlin“, so Jürgens.

Zwar bietet Berlin eine Menge an Unterhaltung und entsprechendem Potential für das Fernsehen – doch der Mainstream kommt nach wie vor aus Köln. Mit "Let's dance" hat allerdings bereits eine RTL-Show den Weg in die Hauptstadt gefunden. Dass jedoch Leuchttürme wie "Deutschland sucht den Superstar" und "Supertalent" folgen, gilt eher als unwahrscheinlich. Beim Massenfernsehen es es wohl lediglich der Hauptstadtfaktor, den Berlin ausspielen kann – zum Beispiel wenn RTL das Programm von Mario Barth im Olympiastadion aufzeichnet.