Verwundert musste man sich in den vergangenen Wochen die Augen reiben. Selbst das NDR-Medienmagazin "Zapp" lobte den Nachrichtensender N24 im Zuge eines Berichts über die unklare Zukunft des Kanals - und mancher Medienpolitiker klang gar so als wäre der deutsche TV-Journalismus in Gefahr. Doch das ist eine verklärte Sichtweise der Dinge. Zehn Jahre nach dem Sendestart von N24 am 24. Januar 2000 in München ist der Nachrichtensender derzeit in einer lähmenden Wartestellung, die jeglichen Jubel zum Jubiläum im Keim erstickt.
In Berlin sind sich die Mitarbeiter bewusst, dass der 10. Geburtstag der letzte Geburtstag ihres Senders und Arbeitsgebers sein könnte. Die Stimmung ist entsprechend auf dem Tiefpunkt. Hoffnung gibt zwar das Interesse von Geschäftsführer Torsten Rossmann und Stefan Aust, den Sender in Eigenregie weiterzuführen. Doch ob das wirklich eine Perspektive ist, die sich dauerhaft trägt, ist zumindest momentan ohne nähere Details dazu noch fraglich. An der Spree jedoch klammert man sich an jeden Strohhalm der Hoffnung gibt.
Dass in letzter Zeit allerlei Sympathie-Bekundungen für den Sender eintreffen, ist sicher schmeichelhaft. Doch gleichzeitig wissen die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von N24 selbst ganz genau, dass nicht alles davon wirklich berechtigt war. Die Klagen über immer neue Sparkurse und die aktuellen Arbeitsbedingungen dringen seit Monaten immer wieder nach Außen. Es wäre ein Fehler das nicht zu erwähnen. Es wäre ein Fehler, wenn man die Klagen der vergangenen Monate umwandelt in die Hoffnung, dass es einfach nur weitergehen solle, egal wie.
Denn in dieser Ziellosigkeit treiben die beiden deutschen Nachrichtensender, N24 und n-tv, seit mehreren Jahren. Große Angriffe auf die Konkurrenz gibt es längst nicht mehr. Große Programminvestitionen auch kaum noch. Der Markt bewegt sich nicht mehr - und es fehlt jemand, der bereit ist, das nötige Geld in die Hand zu nehmen um daran etwas zu ändern. Bei der Mediengruppe RTL Deutschland will Anke Schäferkordt gute Zahlen nach Luxemburg melden - und bei ProSiebenSat.1 spielen laut Bekundung von Vorstandchef Thomas Ebeling Nachrichten keine allzu große Rolle. Eine blühende Zukunft von N24 innerhalb der Gruppe ist damit ausgeschlossen.
Denn entweder muss kräftig investiert werden, um aus der Verteidigung in die Offensive zu gehen. Oder man kann es sich gleich sparen. Das wäre ein hartes Urteil für alle Mitarbeiter, die von einem Aus oder eine massiven Umstrukturierung betroffen wären. Und doch wissen viele aus der eigenen Erfahrung der vergangenen Monate, dass bei den aktuellen Rahmenbedingungen nur ein leidliches Programm machbar wäre. Das wären nur lebensverlängerende Maßnahmen ohne Aussicht auf Genesung.