Spiesser Jubiläumsausgabe"Man sieht vor allem, dass man in den vergangenen fünfzehn Jahren älter geworden ist“, lautet das Fazit von Frank Haring zum Geburtstag der  Jugendzeitschrift „Spiesser“, die seit dem Jahr 1994 an Schulen verteilt wird. Gemeinsam mit Konrad Schmidt und Tino Wolter brachte Haring das Heft - damals noch in schwarz-weiß gedruckt und mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren -  erstmals in Dresden heraus. Die Zeitschrift, die mitterweile fünfmal jährlich mit einer Auflage von rund einer Million Exemplare bundesweit erscheint und immer noch als kostenloses Mitnahme-Magazin distribuiert wird, wurde mehr oder weniger aus der Not heraus geboren.

"Ich könnte jetzt den Quatsch von Strategie und Marktlücke erzählen. Die Gründung von 'Spiesser' war aber in Wirklichkeit sehr Ich-bezogen: Als wir aus dem 'Bravo'-Alter raus waren, hatten wir einfach das Gefühl, es fehlt ein Angebot für uns. Also haben wir es selbst gemacht", erklärt der heute 32jährige Haring im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. In den Anfangsjahren ging es weniger um unternehmerisches Kalkül, mit dem man die Zielgruppe der Jugendlichen in den neuen Bundesländern nur wenige Jahre nach der Wende erreichen wollte. "Als klassisches Start-Up wären wir schon am Business-Plan gescheitert“, gesteht Haring ein. Man habe dann allerdings recht bald beschlossen, aus 'Spiesser' etwas Größeres zu machen, ohne wirklich zu wissen, wie es geht. „Unser erstes Unternehmen, nannten wir nicht ohne Grund Planlos Verlag", so Haring.
 

 
Doch ganz so planlos agiert das Unternehmen schon längst nicht mehr. Aus dem Verlag ist ein Firmennetzwerk geworden, dessen Unternehmen sich längst nicht mehr nur um Dinge kümmern, die unmittelbar der Publikation der Zeitschrift dienen. Neben der SK Schulkurier GmbH, die die Distribution des Titels an die Bildungsstätten übernimmt, gehören mittlerweile auch Firmen wie der Jugendreise-Veranstalter Luégo und der Lokalsender Dresden Fernsehen als Beteiligungen zum Planlos Verlag. Seit 2006 wird die Zeitschrift von der Spiesser GmbH herausgegeben. „Mittlerweile sind aus uns allen gestandene Geschäftsleute geworden", konstatiert Haring.
 
Mit regionalisierten Ausgaben, in denen bis zu acht Seiten auf die jeweiligen Verbreitungsgebiete zugeschnitten sind, erscheint „Spiesser“ regelmäßig mit einem Umfang von 48 bis 64 Seiten. Inhaltlich bewegt man sich in der Lebenswelt der 16 bis 22-Jährigen und berichtet über Themen rund um Schule, Ausbildung, erste Wohnung und Führerschein. Stilistisch legt man Wert auf eine möglichst authentische Ansprache der Zielgruppe, von der sich die Blattgründer rein altersmäßig immer weiter entfernen. Das Herzstück der Redaktion sind daher die rund 250 freien Autoren im Jugendalter, die Texte und Themen beisteuern. Der feste Stamm an professionellen Journalisten fungiert laut Haring dabei als Bindeglied. "Unsere hauptamtlichen Redakteure sind eher als Pädagogen und Handwerker für uns tätig, die unseren jungen Autoren bei der Erstellung der Inhalte helfen", erklärt Haring.

Vor einigen Jahren geriet „Spiesser“ wegen dieser Personalpolitik in die Kritik. Man beute die jungen Mitarbeiter aus, lautete der Vorwurf, den Haring jedoch nicht gelten lässt. Freie Autoren erhalten ihm zufolge eine "vernünftige" Vergütung, die sich sehen lassen könne, die aber nicht an die Sätze der gestandenen Profis heranreiche. Die Honorare seien vergleichbar mit denen einer Tageszeitung, erklärt Haring. Bei der Produktion von Fotostrecken zahle man längst marktübliche Honorare.
 
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