Seit der Umstellung des Quoten-Messverfahrens und des Währungssystems der AGF Anfang Juli wird nun auch in Deutschland unter anderem diese zeitversetzte Nutzung erhoben. Doch eine erste Bilanz rund vier Monate nach der Umstellung zeigt: Ganz anders als die Amerikaner sind die Deutschen kein Volk der Aufzeichner. Nimmt man die laufende TV-Saison zwischen dem 31.8. und dem 25.10. als Grundlage, nahm insgesamt die Sehdauer durch die Zeitversetzte Nutzung bei den 14- bis 49-Jährigen gerade mal um 0,3 Prozent zu, wie Matthias Wagner von der Mediengruppe RTL Deutschland am Dienstag in Wiesbaden auf dem AGF-Forum ausführte.
Das liegt zu einem Großteil sicher auch daran, dass in Deutschland in deutlich weniger Haushalten als in den USA ein Festplattenrecorder steht. Über die Hälfte der zeitversetzten Abrufe wurde im genannten Zeitraum immerhin immer noch über den klassischen Videorekorder generiert, nur rund ein Drittel über Festplattenrekorder. Ebenfalls dämpfend wirkte sich auf die Zahlen aus, dass in den Panel-Haushalten, die für die Quoten-Ermittlung herangezogen werden, erst mit Verspätung seit September auch DVD-Recorder mit gemessen werden können und diese daher noch unterrepräsentiert sind. Allzu viel an der generellen Aufnahme-Müdigkeit wird das freilich aber auch nicht mehr ändern.
Rund die Hälfte der aufgezeichneten Sendungen wird noch am selben Tag angeschaut, rund ein Drittel am direkt darauffolgenden Tag, die Tage 2 und 3 nach der Ausstrahlung fallen dann schon kaum noch ins Gewicht. Anders als in den USA zählt die AGF in Deutschland ohnehin nur die ersten drei Tage nach der eigentlichen Ausstrahlung zur TV-Nutzung dazu. In Amerika werden die Daten bis zu einer Woche nach Ausstrahlung berücksichtigt.
Besonders stark werden in Deutschland nach der Auswertung, die auf dem AGF-Forum präsentiert wurde, Soaps aufgezeichnet und zeitversetzt verfolgt - wobei stark auch hier relativ ist: Mit rund zwei Prozent liegt der Zuwachs durch die zeitversetzte Nutzung aber in diesem Genre immerhin so hoch wie nirgends sonst. Auch bei eigenproduzierten Primetime-Serien liegt die Aufzeichnungs-Quote recht hoch, wie ohnehin fast nur fiktionale Programme in nennenswerten Umfang aufgezeichnet werden. Ausnahmen bestätigen die Regel: Den in der Zielgruppe größten Zuschauer-Zugewinn durch die zeitversetzte Nutzung hatte im fraglichen Zeitraum "Das Supertalent" zu verbuchen. Allerdings machte das nur 0,07 Millionen bei insgesamt 4,5 Millionen 14- bis 49-Jährigen Zuschauern aus.