Wolfgang und Anneliese Fernsehpreis"Da musst du nix besonderes für können. Das hat sogar schon der Schreyl moderiert", witzelte Bastian Pastewka alias Volksmusik-Moderator Wolfgang in einem der Einspieler beim Deutschen Fernsehpreis - und nach diesem Abend kommt man nicht umhin, ihm zu widersprechen. Denn um eine für sich genommene zunächst trockene Veranstaltung wie den Fernsehpreis so zu präsentieren, dass die Sendung sehenswert bleibt, gehört einiges dazu. Die staatstragende Art, in der der Deutsche Fernsehpreis in letzten Jahren zelebriert worden war, hat viele Zuschauer verschreckt und der Gala gelinde gesagt nicht gerade den besten Ruf beschert. Sat.1 gebührt Dank dafür, dass sie sich für einen anderen Weg entschieden, Bastian Pastewka und Anke Engelke als Volksmusik-Duo Wolfgang und Anneliese auf die Bühne schickten und dem Fernsehpreis damit neues Leben einhauchten.

Ob das gereicht hat, um gegen die starke Konkurrenz, die mit Raabs "TV Total Bundestagswahl" teils sogar noch aus dem eigenen Konzern kam, zu bestehen, ist zwar fraglich - sehenswert war die Verleihung diesmal aber allemal. Zumindest dann, wenn Wolfgang und Anneliese das Ruder übernahmen, etwa gleich zu Beginn mit ihrer Volksmusik-Eröffnung mit zahlreichen Spitzen gegen die deutsche TV-Prominenz und den Fernsehpreis selbst oder in einem fast schon selbst Fernsehpreis-verdächtigen Einspieler, in dem Wolfgang und Anneliese in Szenen aller nominierten Filme des Abends auftraten. Einziger Wermutstropfen: Die Vergabe der Preise selbst. Sie geriet wie die Nominierungsliste schon erwarten ließ nicht zum ganz großen Feuerwerk - was man den Ausrichtern des Abends freilich nicht anlasten kann.

Sat.1 selbst gehörte übrigens als ausrichtender Sender nicht zu den großen Abräumern des Abends. Der dominierende Sender war diesmal das ZDF. Zehn Preise sicherten sich Produktionen der Mainzer, die ARD blieb mit sieben Auszeichnungen dahinter. Die Privatsender hatten diesmal hingegen weniger zu feiern. Sat.1 konnte nur drei Auszeichnungen verbuchen, RTL kam sogar nur auf zwei Preise. ProSieben ging diesmal gar vollkommen leer aus. Die einzige Chance für ProSieben, einen Fernsehpreis abzuräumen hatte Stefan Raab mit "Schlag den Raab. Der musste sich diesmal allerdings dem ZDF-Klassiker "Wetten, dass..?" geschlagen geben. Mario Barth war wohl ohnehin mehr eine Verlegenheits-Nominierung ohne reelle Chance. Thomas Gottschalk bedankte sich mit einer sympathischen Dankesrede und den Worten "Das Schöne an der Sendung: Es hat noch kein Moderator geschafft, sie in Grund und Boden zu moderieren, aber ich werde mich weiter darum bemühen."

TV-HeldenEine der größten Überraschungen des Abends gab es in der Kategorie Comedy - wofür der Jury aber gleichzeitig auch größter Dank gebührt. Und zwar dafür, dass sie um den beinahe unvermeidlichen Horst Schlämmer doch noch herumgekommen ist. Eine zufällig im TV übertragene Pressekonferenz für einen Kinofilm als Anlass für einen Fernsehpreis zu nehmen, wäre den beiden Konkurrenten gegenüber sicher nicht gerecht gewesen. Durchgesetzt haben sich schließlich die "TV-Helden", die es bei RTL auf gerade mal zwei Sendungen gebracht haben. Deren lakonischer Kommentar: "Danke, dass wir nicht nach der ersten Sendung abgesetzt wurde. Aber nach der zweiten." Immerhin hat RTL ihnen damit aber ins neue Ensemble von Harald Schmidt verholfen.

Nicht selbstverständlich war auch der Sieger in der neu geschaffenen Kategorie "Bester Mehrteiler", die diesmal nicht mehr mit den Fernsehfilmen in einen Topf geworfen wurden. Hier setzte sich Sat.1 mit "Wir sind das Volk" nicht nur gegen RTLs "Die Patin", sondern auch den ZDF-Dreiteiler "Die Wölfe" durch. "Wir sind das Volk" war allerdings auch die einzige Sendung, die das Fähnchen des Ausrichters hochhielt. Auch die beiden weiteren Preise gingen auf dessen Konto: Silke Zertz wurde für das beste Buch ausgezeichnet, Anna Fischer für die beste weibliche Nebenrolle. Auch "Die Wölfe" räumte allerdings drei Preise ab. Die Jury attestierte dem ZDF-Dreiteiler den besten Schnitt und die beste Ausstattung, zudem ging ein Förderpreis an die sechs jungen Darsteller des Films.

Als bester Fernsehfilm wurde erwartungsgemäß "Mogadischu" ausgezeichnet. Da die Jury aber alle Filme auch noch einmal in der Kategorie beste Regie nominiert hatte, konnte auch noch ein Preis an "Ein halbes Leben" respektive dessen Regisseur Nikolaus Leytner vergeben werden. Zudem erhielt Josef Hader den Fernsehpreis als bester männlicher Schauspieler für seine Rolle in dem Film. Der Preis für die beste weibliche Hauptrolle ging unterdessen an Senta Berger für ihren Auftritt in "Schlaflos".

In den Info-Kategorien dominierte das ZDF - nur der Mega-Erfolg "Die Deutschen" setzte sich unter den Dokumentationen überraschend nicht durch. Als Sieger ging hier die ARD-Doku "Freundschaft! Die Freie Deutsche Jugend" hervor. Dafür kam die beste Informationssendung mit dem "Wahlforum" ebenso vom ZDF, wie die beste Reportage ("Die Bombe") sowie die beste Sportsendung (Leichtathletik-WM).

Zuletzt noch ein Blick auf die leidgeprüfte deutsche Serie, deren geringer Stellenwert, den sie derzeit vor allem bei den Privatsendern spielt, iesmal auch der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises anzusehen war: Ohne Laudatio und von einem Off-Sprecher angekündigt, in minimalen Einspielern vorgestellt und ohne große Umschweife von den Vorjahressiegern Diana Amft und Florian David Fitz verkündet, sicherte sich die RTL-Serie "Der Lehrer" den Preis. Hauptdarsteller Hendrik Duryn konnte sich dann einige Seitenhiebe auch nicht verkneifen. In Richtung seines Senders RTL, der die Serie zunächst lange unausgestrahlt im Archiv anstauben ließ, sagte er "Danke, dass ihr den Stoff bestellt, bezahlt und sendet. Das schönste wäre, wenn das allen Serien zuteil werden würde."

Alle Informationen zum Deutschen Fernsehpreis finden Sie in unserem Special