Foto: RTLMittlerweile hat Gerhard Zeiler (Bild), Boss der Unternehmensmutter RTL Group, einen Sparkurs angekündigt, da man einen substantiellen Rückgang der Werbebuchungen erwartet: "Die Krise wird nicht morgen wieder vorbei sein", sagte Zeiler bei der Bilanz-Pressekonferenz im März. Man werde die Kosten dauerhaft deutlich nach unten korrigieren müssen und sich auf das Kerngeschäft konzentrieren.

Anfang des Jahres wurde die Flaute bei den großen Sendern sichtbar: Nach einem traditionell schwachen Januar hinsichtlich der Werbeauslastung waren die Werbepausen bei RTL, ProSieben und Co. bis in den März hinein erstaunlich kurz. Eine schnelle Erholung des Marktes mag derzeit niemand so recht prophezeien. Kleinere Sender sind schon länger betroffen. Bereits im vergangenen Herbst wurde ein massiver Sparkurs bei MTV Networks Germany verkündet. Die Folgen: Der Sender Comedy Central wurde zum abendlichen Programmfenster beim Sender Nick eingedampft.
 
 
Kleine Sender wandern ins Internet
 
Die Jugend-Kanäle MTV und Viva haben den Anteil der Eigenproduktionen drastisch zurückgefahren. Elf Kündigungen bei MTV Networks wurden im Oktober bekannt gegeben und rund 50 weitere Stellen waren von den Sparmaßnahmen betroffen. Mit dem Gaming-Sender Giga verschwand dann Ende März eine etablierte Jugendmarke vom Fernsehschirm. Trotz eines für den Sender guten Geschäftsjahres 2008 entschied sich Pay-TV-Anbieter Premiere, sein Free-TV-Programm wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektive einzustellen. Die Zukunft der Marke ist derzeit ungewiss. Es gibt zahlreiche Spekulationen über einen eventuellen Verkauf.

Es sind vor allem die kleinen Sender, die von der Zurückhaltung der Werbetreibenden derzeit existenziell bedroht sind. So hat sich der Sparten-Kanal Deutsches Gesundheitsfernsehen bereits von der klassischen TV-Verbreitung via Satellit verabschiedet. Statt dessen will man sich auf sein Internetangebot konzentrieren. Auch der Sender Tier.TV hat seine Eigenproduktionen zurückgefahren. Momentan will man sich neu aufstellen und lotet die Konzentration auf das Web aus.

Das mahnt auch die Macher neuer Angebote zur Vorsicht. Der immer wieder verschobene Start des Trauerkanals Etos TV sollte in diesem Frühjahr nun endlich erfolgen. Das Programmkonzept steht, die nötigen Gelder seien verfügbar, ist von Senderchef Wolf-Tillmann Schneider zu hören. Er sagt aber auch: "Sobald ich auf den Knopf drücke, habe ich Fixkosten". Angesichts der angespannten Lage will er auf günstigere Marktbedingungen warten, um seinen neuen Sender an den Start zu bringen.
 
Produzenten beklagen Stornos
 
Wie eine Welle läuft die Krise durch die Medienbranche. Im März meldete sich auch die Allianz Deutscher Fernsehproduzenten zu Wort, deren Mitglieder nach eigenen Aussagen rund 80 Prozent des Umsatzes der deutschen Produktions-Branche ausmachen. "So ungewiss wie im Augenblick sind die Auftragsvergabe und die Zusage von Koproduktionen seit Jahren nicht gewesen", heißt es in einer Mitteilung.

Eine Branchenbefragung hat ergeben, dass 30 Prozent der befragten Unternehmen seit dem vergangenen Oktober Stornierungen von Aufträgen hinnehmen mussten. Ein Lichtblick: "Keine wesentliche Veränderung" sieht die überwiegende Mehrheit der Produzenten derzeit bei der Finanzierung von Film- und Fernsehprojekten durch Banken.

Es ist viel passiert im vergangenen halben Jahr. Teilweise aus echter Not, teilweise als vorbeugende Maßnahme und zum Teil vielleicht auch, um andere Gründe für Probleme zu verschleiern, hat die Krise einen massiven Umbauprozess in großen und kleinen Medienunternehmen angestoßen, der die Landschaft nachhaltig verändern wird. Allerorten ist eine Verunsicherung zu spüren, die sich mit verhaltenem Optimismus mischt, dass die Talsohle bereits durchschritten sein könnte.

„Was gerade passiert, ist sehr traurig, weil es in erster Linie eine psychologische Auseinandersetzung ist und nichts mehr mit Realität zu tun hat“, sagte Patricia Szarvas, Börsenreporterin beim Wirtschaftsender CNBC im Dezember im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de. Niemand wisse, wann der Boden gefunden werde. Daran hat sich bis jetzt noch nicht viel geändert.

Szarvas sagte aber auch, dass die Krise die Kommunikation verändere: „All die Vorstände und Führungsverantwortlichen, mit denen ich Tag für Tag spreche sind plötzlich nahbar und verletzlich geworden – und geben das auch zum ersten Mal zu!“. In Anbetracht der derzeitigen Entwicklungen kann von Stillstand wohl keine Rede sein. Die Branche bewegt sich. Und es bleibt die Hoffnung auf eine baldige Trendwende, wenn an diesem Wochenende das Auferstehungsfest gefeiert wird.