
Denn erst vor einem Monat kündigte der Süddeutsche Verlag an, seine Familienzeitschrift „Wir“ nicht fortzusetzen. Die Testausgabe mit Lukas Podolski auf dem Cover hatte die erwartete verkaufte Auflage von 50.000 Exemplaren nicht erreicht. Auch „Wir“ sollte sich an einkommensstarke junge Familien in Großstädten richten. Die inhaltliche Kritik für „Wir“ geriet kritisch bis vernichtend. Zu konstruiert, zu gewollt wirkte das Heft. Es ist die große Herausforderung eine andere Tonalität zu finden als die bisherigen Eltern-Magazine, aber im Grunde das Gleiche zu vermitteln. Anders sein als Abgrenzung zu den existierenden Titeln, die die heutigen jungen Eltern eher Ihrer Eltern-Generation zuordnen.
Beim Thema Erziehung und „Eltern sein“ kann Print seine Stärke gegenüber dem Medium Fernsehen ausspielen: Themen sind recherchierbar, noch einmal nachzulesen. Es versendet sich nichts. Einen Vorteil den Print-Medien bei allen service-orientierten Themen bieten. Ohnehin ist das Fernsehen nur bedingt ein guter Ratgeber. Wenn, dann finden sich redaktionelle Formate zum Thema Familie noch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Allerdings dann meist in der Tonalität, von der sich „Nido“ abheben will und auch „Wir“ abheben wollte. Von Lifestyle keine Spur. Das müsste eigentlich ein attraktives Thema und Werbeumfeld für die Privatsender sein, doch dort nimmt man das Thema Junge Eltern nur bedingt ernst – und frühstückt es in Form von Dokusoaps ab.
„Familienthemen sind für RTL ein sehr wichtiger Punkt“, betont RTL-Sprecherin Heike Schultz. Sie ist überzeugt davon, dass bei RTL die Themenpalette im Bereich Familie abgedeckt sei, auch wenn es keine gezielten Formate und damit Werbeumfelder für diese Zielgruppe gibt. In den Magazinen wie „Punkt 9“ und „Punkt 12“ würden die Themen aber immer wieder aufgegriffen. Davon abgesehen setzt RTL beim Thema Familie eher auf die Darstellungsform Dokusoap. Ob am Nachmittag bei „Mitten im Leben“ oder prominent zur besten Sendezeit bei der „Supernanny“. Doch gerade letztgenanntes Format schockt bekanntlich eher mit eskalierten Familien-Situationen und setzt im Prinzip erst an, wenn es schon zu spät ist. „Auch aus schlimmen Fällen kann man etwas lernen“, argumentiert RTL-Sprecherin Schultz.
