Claude SchmitEr ist der Herr der Mäuse - und das im doppelten Sinne. Super RTL-Geschäftsführer Claude Schmit feierte am 1. Januar sein zehntes Dienstjubiläum an der Spitze von Super RTL und hat mit einem Rekordjahr 2008 gezeigt, wie sich mit einer (Micky) Maus ganz viele Mäuse machen lassen. Damit ist Schmit, ebenfalls im doppelten Sinne, ein Anachronismus in der deutschen Medienlandschaft. Von Mitarbeitern, Gesellschaftern und der Branche geschätzt, ist Schmit  der aktuell am längsten amtierende Senderchef in Deutschland - und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Auch deshalb, weil Super RTL in Zeiten der Finanzkrise einen Rekordgewinn verbuchen konnte, wie man schon im vergangenen November durchaus stolz verkündete.

Schmit beweist damit bei Super RTL, dass Beständigkeit und Erfolg keine Fremdwörter im Fernsehgeschäft sein müssen. Dass sein Sender die Erfolge trotz hochkarätiger Gesellschafter weitgehend abseits der öffentlichen Wahrnehmung feiert, stört den gebürtigen Luxemburger kaum. Er ist die Nr.1 bei den Kindern - und das seit zehn Jahren. Der Sender nahm dies zum Anlass und feierte vergangenen Sommer im Disneyland Resort Paris. Dass der Vorsprung zum öffentlich-rechtlichen Ki.Ka in den vergangenen Jahren allerdings geschrumpft ist, schien der Freude keinen Abbruch zu tun. Redet Claude Schmit über Super RTL, dann kommt das Fernsehprogramm ohnehin erst beinahe nebensächlich zur Sprache.

Stolze 23 Prozent des Umsatzes des Unternehmens werden inzwischen abseits des klassischen TV-Geschäfts erzielt. Und das treibt mitunter humorige Blüten: So wurde Super RTL 2008 auch für einen Tourismus-Preis nominiert - für die Toggolino Sommer-Camps. Crossmedia-Mann Schmit ist auch noch immer mindestens so fasziniert wie ein kleines Kind im Disneyland, wenn er anmerkt, dass er als TV-Manager inzwischen auch Verleger ist. Die Programmmarken "Toggo" und "Toggolino" sind auch gedruckt erhältlich - und im Internet beweist Super RTL mit seinen Club-Angeboten allen Kritikern zum Trotz, dass PaidContent im Web erfolgreich sein kann.
 

 
Je länger man sich mit Super RTL beschäftigt, je häufiger stößt man auf Entwicklungen, Entscheidungen und Entscheider, die alles sind - nur nicht marktkonform. Leider gilt das aktuell auch im negativen Sinne: Während sich der Reihe nach Fernsehsender endlich von dubiosen Call-In-Gewinnspielen verabschiedet haben, startet Super RTL eine nächtliche CallIn-Show. Hier hatte Claude Schmit vielleicht einmal zu oft nur die Mäuse im Kopf, die man damit erlösen kann.

Vor ziemlich genau einem Jahr hat man sich einem optischen Relaunch unterzogen und das wohl hässlichste Senderlogo der deutschen Fernsehlandschaft aufs Abstellgleis geschoben. Mit neuer Optik und dem Claim "Schön Dich zu sehen" greift der Sender inzwischen auch zur Primetime an - eine Sendezeit, die bei Super RTL lange mit gut abgehangener Archivware von RTL und Disney vernachlässigt wurde. Inzwischen legen die Marktanteile mit neueren Programmen zu. Doch auf Wiederholungen von RTL-Shows und ähnlich minder attraktiven Programmen kann man immer noch nicht verzichten. Ist man damit wirklich zufrieden?

Claude SchmitMan kann es als Herausforderung sehen für einen Mann, der den Sender vom ersten Tag an kennt und seit inzwischen zehn Jahren lenkt. Einen Mann, der einen sehr eigenwillig trockenen Humor pflegt. Seinen Rekordgewinn 2008 bezeichnete er selbst als "obszön" und spricht er über die Geschäftsaktivitäten seines Unternehmens, schließt er gerne auch mal mit den Worten "Ach und Fernsehen machen wir auch noch". Läuft man mit ihm durch das Disneyland Resort Paris und wundert sich, dass so viele Familien sich einen nicht gerade günstigen Kurztrip in Disneys Traumwelt leisten können, entgegnet Schmit nur ganz trocken: "Zuhause wartet dann Herr Zwegat".

Weltenbummler Claude Schmit, der vor Super RTL schon in Tokio und New York tätig war, empfiehlt sich zweifelsohne für mehr. Ob für eine eigene Comedyshow zusammen mit seinem Seelenverwandeten, dem Haselhörnchen, oder höhere Aufgaben in der RTL Group. Solange dies aber noch auf sich warten lässt, hat Schmit 2009 wahrlich genug zu tun: Rekordgewinn halten oder steigern, Marktführerschaft absichern, sich der unsäglichen Call-In-Show zu entledigen und die Primetime endlich attraktiver  gestalten.