Erst in dieser Woche startete Holtzbrincks Social-Community studiVZ ein Videoangebot aus dem Hause Ufa. Der Ansturm sei so gewaltig gewesen, dass die studiVZ-Server kurzzeitig zusammengebrochen seien, frohlockt Bauer. Eine anderes Detail erfreut ihn jedoch  sichtlich mehr: Bereits vor der Veröffentlichung der ersten Folge habe man das Format durch Sponsoren-Gelder refinanzieren können. Hier wittert das Panel das lang ersehnte Geschäftsmodell für die vielen verschiedenen Internet-Angebote, mit denen die großen Medienunternehmen aller Sparten derzeit - zu Weile ohne klar erkennbare Linie - ihre Position im Internet-Geschäft abstecken wollen.

Rudolf GrögerDas Stichwort der Runde lautet Vernetzung. Alle Medienunternehmen  - seien es nun Hersteller von Inhalten wie die Produzenten, Plattformen wie Yahoo und Co. oder die reinen Infrastrukturanbieter - müssen sich laut Rudolf Gröger (Bild links), Präsident von Mobile 3.0, die am heutigen Freitag mit einer Rückgabe der Sendelizenzen ihr Handy-TV-Projekt auf DVB-H-Basis zu Grabe tragen, eine grundsätzliche Frage stellen: "Was will denn der Kunde von uns allen?".

Geht es nach Gröger, ist nun Zusammenhalt der Marktteilnehmer gefragt. Während in den vergangenen Jahren auf den Panels eher verdruckstes Schweigen zu vernehmen war (Die Konkurrenz hört mit!), ging es an diesem Donnerstagnachmittag erstaunlich offen zu. "Jetzt haben wir erstmal alle kollektiv verloren", sagte Gröger und fordert die Marktteilnehmer auf, alte Wertschöpfungsketten aufzulösen, um neue zu schaffen.
 


Jeder einzelne müsse sich fragen, welchen Teil er von seinen Margen und seinen Geschäftsmodellen abgeben könne, damit neue entstehen. Denn eines ist Gröger klar: Irgendwo gibt es bereits die findigen jungen Menschen - in diesen Tagen Digital Natives genannt, Menschen also, die die durch und durch analoge Welt nicht mehr erlebt haben -, die Neues sehr behände entwickeln. "Während wir hier sitzen, im dunkelblauen Anzug gekleidet, schaufeln die da draußen schon", warnt Gröger.

Foto: 9LiveNach dieser überraschend erhellenden Diskussion, die  bei den Medientagen in diesem Jahr dann doch noch eine Idee von Innovation und realistischen neuen Denkansätzen bei den Dickschiffen der bewegten Bilder aufkommen ließ - es waren die Produzenten, wohlgemerkt -, ist dem erstaunlich stillen Auditorium und dem Podium klar: Leicht wird es nicht, sich gegen die neuen Nutzungsgewohnheiten und die jungen Wilden zu behaupten.

So sagt der frischgebackene Endemol-Chef Wolter (Bild rechts), der zuvor die Geschicke des Anrufsenders Neun Live geleitet hat, mit Blick auf den klassischen Markt: "Unser Geschäftsmodell ist - das kann ich nach vier Wochen schon verkünden - recht gesund". Er sagt aber auch: "Ich habe noch kein Geschäftsmodell erlebt, das einfach auf der Straße lag".