Bild: Endemol„Wir zeigen das wahre Leben in einer inszenierten Welt“, erklärt Pamela Müller (Bild) das Konzept der Sendung „Big Brother“. Müller ist Executive Producer und verantwortet mit „Big Brother“ eine Sendung, die seit acht Jahren ein Erfolg ist. Für RTL II, das „Big Brother“ seit der ersten Staffel in Deutschland ausstrahlt, holt das Format - selbst in schwächeren Phasen - regelmäßig Marktanteile über dem Senderschnitt. Es klingt verlockend: Ein Haus voller Menschen auf die man die Kamera hält und schon läuft es. Doch ganz so einfach ist es nicht. Hinter der Programmmarke, die seit ihrer ersten Staffel im Jahr 2000 die deutsche Fernsehnation polarisiert, steckt alles andere als billiges Fernsehen. Auch wenn viele es als Trash betrachten.

„Nicht jeder muss die Sendung gut finden, aber man sollte anerkennen, dass wir sehr aufwändiges und handwerklich gut gemachtes Fernsehen herstellen“, macht sich Müller für das Format stark. In der Tat kommt bei der Sendung modernste Fernsehtechnik zum Einsatz. Auf 1.399 Quadratmetern sind 60 Kameras verteilt, 50 Mikrofone sollen jedes Wort der Kandidaten erhaschen. Insgesamt 250 Mitarbeiter arbeiten am Projekt und verfolgen auf 80 Monitoren in der Regie das Geschehen im Haus. Doch bei all dem Aufwand und modernster Fernsehtechnik ist es wohl etwas ganz anderes, was die Sendung vor und hinter Kamera erfolgreich macht: Menschen reden miteinander.
 


„Die Kommunikationsstruktur ist bei der Herstellung der Sendung das A & O“, verrät Executive Producer Müller das Geheimnis des Erfolgs von „Big Brother“ und spricht von einer hohen „Sitzungskultur“, die man bei Produzent Endemol pflege, um sechs mal pro Woche eine Tageszusammenfassung der Ereignisse im Haus auf den Bildschirm zu schicken. Dazu kommt eine wöchentliche Live-Sendung mit Ein- und Auszügen von Kandidaten, Wettkämpfen der Kandidaten untereinander und der showgerechten Aufbereitung der Ereignisse im Haus. Das sind mehr als sechs Stunden redaktionell aufbereitetes Programm pro Woche. Verhältnismäßig wenig Arbeit macht dagegen die Liveübertragung aus dem Haus, die sich rund um die Uhr über den Bezahlsender Premiere empfangen lässt.
 
Sitzungsmarathon am Morgen
 
Die erste Sitzung des Tages beginnt morgens um 9:30. Die Leiter aller Abteilungen besprechen sich. Die Abläufe bei „Big Brother“ sind nach inhaltlichen Kriterien in verschiedene Bereiche gegliedert, so dass um halb zehn die Köpfe der Abteilungen Daily, Weekly, Matches und Aufnahmeleitung um den Tisch sitzen und die Sendung voranbringen. Alles wird fein säuberlich protokolliert.

In einer „Monatsmatrix“ hält das Team die Planungen für die Impulse, die die Redaktion von außen in das Haus gibt, fest. Seien es Aktionen, Matches oder prominente Besucher: Alles muss genauestens durchdacht sein - dabei jedoch immer den aktuellen Entwicklungen gerecht werden. „Länger als zwei Wochen im Voraus können wir eigentlich nicht planen“, sagt Pamela Müller.

Ist die erste Sitzung vorbei, geht auch schon die nächste los. Gegen zehn Uhr morgens besprechen direkt im Anschluss alle beteiligten Gewerke den Tagesablauf. Wann gibt es Essen im Haus? Wann ist Matchalarm? Und wann bekommt eine Kandidatin ihre neuen Hosen, weil die alten nicht mehr passen? Der Ablaufplan heißt bei „Big Brother“ Drehbuch - doch das soll es gar nicht sein, denn was im Haus passiert, das schreibe einzig und allein das Leben, versichern die Macher immer wieder.
 
Fernsehmacher unter Beobachtung
 
„Es ist unmöglich, aus dem Kandidaten eine Figur zu erschaffen, die sich so verhält, wie wir das gerne hätten“, sagt Executive Producer Müller. Auch im Schnitt sei da nichts möglich, denn die Fans der Sendung verfolgen das Geschehen akribisch, so dass auch für geschicktes Weglassen oder redaktionelle Zuspitzungen wenig Spielraum bliebe. Schließlich gibt es nicht wenige Fans, die die Sendung live im Pay-TV verfolgen und sich über Internetforen über das Gesehene austauschen. So verbreiten sich die Beobachtungen in Windeseile.

Auch die Telefon-Abstimmung darüber, wer das Haus verlassen müsse, ließe sich durch die redaktionelle Darstellung nicht beeinflussen, versichert Müller. Viel zu unterschiedlich sei zum Beispiel häufig das jeweilige Bild, das Redaktion und Publikum sich von jedem einzelnen Kandidaen machten. Doch eines haben die Zuschauer seit Staffel eins, in der Zlatko der große Held aber nicht der große Sieger war, wohl noch immer nicht begriffen: Rausgewählt werde immer der, der das Publikum am Besten unterhält, sagen die Macher.
 
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