Foto: SAT.1Letzteres steht bei Sat.1 wohl nicht gerade an - doch nach dem tiefen Tal, das der Sender im vergangenen Jahr durchschritten hat, macht sich in Berlin wieder Aufbruchstimmung breit. Matthias Alberti, Vorsitzender der Sat.1-Geschäftsführung, zu DWDL.de: "Wir sind sehr froh darüber, dass unsere Quotenkurve sehr deutlich nach oben zeigt. Der Februar dürfte uns nach heutigem Stand den besten Monatsmarktanteil seit 16 Monaten bringen." In der Tat steht Sat.1 einen Tag vor Monatsende bei 11,0 Prozent - erstmals seit 16 Monaten steht also keine 10 mehr vor dem Komma. Grundlage des Erfolgs ist dabei der weiter starke Nachmittag, wo Sat.1 von der RTL-Schwäche profitiert. "Wir sind Marktführer am Morgen und am Nachmittag. Gerade am Nachmittag sind wir auch im Februar noch einmal gewachsen und liegen jetzt bei 15,9 Prozent."

In der Primetime haperte es hingegen noch an manchen Tagen, vor allem am Mittwoch, aber auch bei den eigenproduzierten Serien am Donnerstag oder im Comedybereich am Freitag. Alberti: "Es ist auch Teil unseres Geschäft, dass Formate nicht performen. Darauf haben wir reagiert." Lieber rückt man in Berlin aber natürlich die jüngsten Erfolge in den Mittelpunkt: "Unser Spielfilmmontag ist eine feste Größe und punktet richtig. Sehr stolz sind wir auf die deutsche Fiction am Dienstag. Die hohen Quoten zeigen, dass wir die richtige Mischung für unser Publikum anbieten. Da haben wir sozusagen fast jede Woche einen Neustart und leigen sehr oft sehr richtig. Natürlich freuen wir uns über 'Navy CIS', das nach wie vor sehr gut läuft. 'Two Funny' und 'Maddin in Love' haben unsere Zuschauer überzeugt."

Angesichts des jüngsten Aufschwungs blickt Matthias Alberti dann auch optimistisch ins Jahr. "Zum Start ins neue Jahr gehören auch wichtige Weichenstellungen, wie die Entscheidung für die neue Vorabendstruktur, den neuen Newsanchor, die neue Telenovela mit Jeanette Biedermann, die Produktion von 'Ich Tarzan, Du Jane!' und viele andere programmliche Entscheidungen, über die wir in den kommenden Monaten noch reden werden. Und nicht zuletzt: Unser neues Design, unser neues Logo - unser neuer Senderauftritt."

Logo: ProSiebenBeim Schwestersender ProSieben zeigt man sich ebenfalls "sehr zufrieden mit dem Start ins neue Jahr", so Jürgen Hörner, stellvertretender Geschäftsführer und verantwortlich für die Programmplanung. "Seit Jahresbeginn hatten wir vier wichtige Programmstarts in der Primetime. Am Dienstag lief 'The next Uri Geller' mit einem Schnitt von 17,3 Prozent, am Mittwoch haben sich die Dramaserien mit "Desperate Housewives", "Grey's Anatomy" und dem neuen Spin-Off "Private Practice" mit durchschnittlich 15 Prozent sehr erfolgreich zurückgemeldet. Diese Woche haben "EUReKA" am Mystery-Montag mit 20,3 Prozent und "Germany's Next Topmodel" am Donnerstag mit 23,6 Prozent einen phänomenalen Start hingelegt", hebt Hörner die Erfolge hervor.

Hörner führt das unter anderem auf die "klare Ausrichtung der Primetime-Abende" zurück, die die Zuschauer positiv aufgenommen hätten. Doch auch ProSieben hatte natürlich mit Flops zu kämpfen. "Volles Haus", "Schlüsselreiz" oder "Doctor Who" etwa schlugen sich nicht wie erhofft - allerdings allesamt in eher unwichtigen Programmregionen. Für die Zukunft kündigt Hörner dann auch an, in diesem Bereich zu reagieren: "In der Daytime werden wir "Sam" ab dem 25. März permanent auf zwei Stunden verlängern und das Wochenende mit neuen Genres beleben".

Foto: RTL IIWie bei ProSieben ist man auch bei RTL II alles in allem zufrieden mit dem Start ins Jahr, auch wenn der Senderschnitt mit 6,0 Prozent bislang leicht unter Vorjahresniveau liegt. Doch RTL II-Programmdirektor Axel Kühn verweist auf den "wettbewerbsintensivsten Jahresstart der vergangenen Jahre" und bekräftigt: "Um so zufriedener sind wir über unser Ergebnis und die positive Entwicklung. Im Gegensatz zur Konkurrenz mussten wir kein neues Programm absetzen. Ganz im Gegenteil: Alle unsere Programmstarts, z.B. 'Big Brother' oder 'Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit' liegen deutlich über Senderschnitt. Damit sind wir selbstverständlich sehr zufrieden."

Bleibt unter den großen Sendern noch die ARD. Programmdirektor Günter Struve zeigt sich gegenüber DWDL.de mit den ersten beiden Monaten des Jahres "sehr zufrieden". "Im Januar lagen nur die zusammengefassten dritten Programme der ARD in der Zuschauergunst vor dem Ersten - der Erfolg blieb also in der ARD-Familie. Und im Februar ist Das Erste Marktführer. Besonders erfreulich: Alle Programmgenres leisteten zum guten Abschneiden des ersten Programms ihren Beitrag." Als Beispiele führt Struve das Länderspiel Österreich-Deutschland an, das mit 10,71 Millionen Zuschauer die meistgesehene Einzelsendung war, "aber auch so anspruchsvolle Fernsehfilme wie 'Mitte 30' von Stefan Krohmer", das "Star Quiz", den zweiteiligen Fernsehfilm "Im Meer der Lügen" oder auch das Politmagazin "Panorama", das am 3. Januar von 5,38 Millionen Zuschauer eingeschaltet worden war.

Bild: ARD/Thorsten Jander"Nachdem wir in allen Umfragen auch immer wieder als das kompetenteste und am wenigsten entbehrliche Programm eingestuft werden, können wir sehr zufrieden sein", so Struve. Aber er muss auch einräumen: "Schwierig bleibt der Sendeplatz um 18:55 Uhr am Vorabend". Dort läuft derzeit die Stylingshow mit Bruce Darnell, die nicht den erhofften Aufschwung auf dem seit geraumer Zeit schwächelnden Sendeplatz bringen konnte. Abschließend macht Struve aber den Fans der Krimi-Serie "Mord mit Aussicht" noch Hoffnung auf eine Fortsetzung: "Am Montag um 20:15 Uhr haben wir mit 'Mord mit Aussicht' durchweg positive Kritiken, aber noch nicht unbedingt den Zuschauerzuspruch, den wir uns erhofften. Wir sind aber von der Qualität und dem Potenzial dieser Serie fest überzeugt."

Trotz mancher Probleme in den ersten Monaten, die wieder reich an Flops waren, sieht man in den Sendern also optimistisch in die Zukunft - auch wenn weiter Risiken bestehen. ZDF-Programmdirektor Bellut: "Kleine Schwächen werden auf einem stärker diversifizierten Markt noch stärker bestraft. Eine Schwachstelle kann den gesamten Flow und damit den Tagesmarktanteil extrem schwächen. Der Druck auf die Programmhighlights und deren optimale Platzierung wird dadurch höher." Auch in den kommenden Wochen wird also sicher noch so manches Format Kummer bereiten. Dann sollten die Verantwortlichen in den Sendern aber vielleicht auch die Worte von Vox-Chef Frank Hoffmann beherzigen, bevor überhastet reagiert wird: "Viele Neustarts tun sich im Moment etwas schwerer und brauchen ihre Zeit. Insofern bewerten wir das nicht über und setzen weiter auf die Qualität unserer Programme."