Foto: TV GuideUnter den vier großen Networks hat der Streik FOX mit Sicherheit am wenigsten getroffen, weil der alljährlich zur Midseason im Januar einsetzende Quotenerfolg „American Idol“ gerade recht kam, um gleich mehrere streik-bedingte Löcher im Programmschema zu stopfen. Zusätzlich hilft es FOX, dass man eine ganze Reihe von Midseason-Formaten - ob fiktional oder nicht - auf Lager hatte. Mit der erschreckend erfolgreichen Lügendetektor-Show „Moment of Truth“ (entspricht in Deutschland „Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit auf RTL II, Anm.d.Red.) geht z.B. auch der größte Überraschungserfolg der Streik-Zeit auf das Konto von FOX.

Am Sonntagabend mit dem zweistündigen Block von Zeichentrickserien mit den "Simpsons" und anderen, läuft es dank Erstausstrahlungen auch gut. Publikumslieblinge wie die Serien „House“ oder Bones“ laufen selbst in der Wiederholung erstaunlich gut und sollen Mitte oder Ende April auch schon mit neuen Folgen zurück sein. Ein großes Opfer von FOX ist definitiv „24“, dass auf Januar 2009 verschoben wurde, damit die Staffel dann ohne Unterbrechung gezeigt werden kann. Es ist die längste Pause seit dem Start der Serie vor über sechs Jahren. Dennoch wird FOX die TV-Saison 2007/08 gewinnen - dank „American Idol“ und den triumphalen Super Bowl-Einschaltquoten im Februar.

CBS traf der Streik schwerer als FOX, aber der Sender scheint sehr schnell zur Normalität zurückkehren zu können. Zum Teil weil die beliebten Comedys am Montagabend (z.B. „Two and a half men“) nach dem Streik schon sehr schnell wieder in die Produktion gehen konnten, aber auch weil selbst die Produktionen der klassischen CBS-Krimis wie das „CSI“-Franchise, „NCIS“ oder „Cold Case“ inzwischen so gut eingespielt sind, dass mit neuen Folgen bereits Ende März zu rechnen ist. In der Zwischenzeit laufen selbst die Wiederholungen sehr gut, egal ob Krimi oder Comedy. So wird CBS am Ende der Saison fast unbeschadet sein.
 


Am schlimmsten traf es wahrscheinlich ABC, deren erfolgreichste Serien wie „Grey‘s Anatomy“ oder „Desperate Housewives“ nun einmal mit fortlaufender Handlung arbeiten, was in der Wiederholung nur schwer funktioniert. Während ich diese Zeilen schreibe, es ist später Dienstagabend in New York, ist noch unklar ob und wenn ja für wieviele neue Episoden diese und andere ABC-Serien noch vor dem Sommer wieder zurückkehren werden. Ich erwarte sehnsüchtigst jederzeit eine Entscheidung darüber. Kurzfristig leidet ABC aber auf jeden Fall am stärksten, insbesondere weil manche Serie genau in dem Moment durch den Streik gestoppt wurden als sie gerade wieder an Fahrt aufgenommen hatte.

Foto: Photocase.comHervorzuheben wäre „Desperate Housewives“, das geradezu eine kreative Wiederaufstehung erlebte als es in die Zwangspause ging. Zu allem Übel muss auch noch eine ganze Reihe an vielversprechenden Neustarts dieser Saison („Pushing Daisies“, „Private Practice“, „Dirty Sexy Money“) bis zum Herbst warten, bis es mit neuen Folgen weitergeht. Die beste Neuigkeit für ABC war da noch die Rückkehr von „Lost“ zu einem Zeitpunkt, der nicht besser hätte sein können. Und hier erwarten uns im Frühjahr auch noch weitere neue Folgen, wenn man es auch letztlich nicht auf die ursprünglich für diese Saison geplante Episodenzahl bringen wird.
 
NBC überlebte nur dank des Erfolgs seiner billigen Realityshows - „Deal or no Deal“, „Celebrity Apprentice“ und der Rückkehr von „American Gladiators“ - die zwar dafür gesorgt haben, dass beim Sender während dem Streik nicht die Lichter ausgingen. Doch dem Ruf des Networks haben sie sehr geschadet. Die gefeierten Sitcoms am Donnerstagabend („The Office“, „30 Rock“, „My name is Earl“ und „Scrubs“) gehörten dann auch noch zu den ersten Serien, denen schon Ende 2007 die neuen Folgen ausgingen. Ohne die Sitcoms und mit so hochgradigem Blödsinn wie dem neuen „Knight Rider“-Film jetzt gerade erst am vergangenen Wochenende, gibt es inzwischen so manchen der sagt, dass NBCs Initialen in diesen Tagen für „Nothing But Crap“ stehen. Dem würde ich nicht widersprechen.
 
(Übersetzt aus dem Englischen von Thomas Lückerath)