
Beginnen will ich im Land der unbegrenzten Sender. Denke ich an amerikanisches Fernsehen, dann graust es mich. Da freut man sich gleich über das qualitativ ungleich bessere Programm in Deutschland. Doch bleibt trotz des unermesslichen Mülls, der drüben auf der anderen Seite des Teiches über die Sender läuft, auch ein Bruchteil herausragender Fernsehproduktionen über. Der Größe des US-Marktes ist es geschuldet, dass uns dieser Bruchteil manchmal fast repräsentativ für das gesamte amerikanische Fernsehen erscheint.
Diese herausragenden US-Serien kann man irgendwann einmal im deutschen FreeTV schauen. Oder im deutschen PayTV. Oder man ist noch ungeduldiger und ordert sich die Regionalcode 1-DVDs aus den Staaten. Oder man nutzt eine Lücke im Onlinestore iTunes von Apple und kauft sich die neuesten Episoden dort. So lassen sich von "Desperate Housewives" über die neue NBC-Serie "Chuck" bis zu "Ugly Betty" die Lieblingsserien schon am nächsten Tag genießen. Mit entsprechender technischer Ausstattung, z.B. dem Mediacenter AppleTV, sogar in gewohnter Fernsehhaltung auf dem Sofa mit Fernbedienung in der Hand und großartiger Unterhaltung auf dem bekannten Fernsehschirm.
Nicht immer aber entdeckt man US-Serien direkt zu Beginn für sich oder will sich auf das Abenteuer Import oder iTunes einlassen. Bei mir persönlich gibt es diesen Fall natürlich auch. Der US-Serie "Brothers & Sisters" bei ProSieben wollte ich, etwas verspätet, eine Chance geben. Doch passt mir der Sendetermin leider nicht. Durch eine Maxdome-Box neben dem Fernseher hat sich dieses Problem erledigt: Auch hier verzichte ich auf lineares Fernsehen und schaue die Serienepisoden ohne Werbeunterbrechung und dann, wann ich es will. Aber auch deutsche Produktionen wie die Comedys "Stromberg" und "Pastewka" verfolge ich so ohne die Notwendigkeit zu einem festen Zeitpunkt vor dem Gerät zu sitzen und Werbung in Kauf nehmen zu müssen.
Auch wenn mit Festplatten- und DVD-Recordern längst neue Technik den alten VHS-Rekorder abgelöst hat, so ist das Prinzip des Aufzeichnens inzwischen eher mittelalterlich - egal auf welchem Medium man aufnimmt. VideoOnDemand hält die Inhalte parat. Das Vergessen seinen Rekorder zu programmieren - es erscheint wie ein Problem von vorgestern. Und auch wenn ProSiebenSat.1 mit Maxdome die bequemste Variante - inkl. Nutzung von der Wohnzimmer-Couch aus - bietet, so geben mir auch ZDF und RTL sowie zahlreiche Spartensender längst die Gelegenheit zu sehen was ich will, wann ich will.

Ab und an gegen Bezahlung, im Fall von RTL meistens kostenlos und beim ZDF gänzlich frei. Auch "Rach - der Restauranttester", die wahrscheinlich derzeit gelungenste Dokusoap im deutschen Fernsehen, lässt sich dank "RTL now!" zu jeder Zeit anschauen. Trotz aller Experimente der Nachrichtenportale im Web wähle ich auch noch immer lieber die klassischen Fernsehnachrichten wie „heute-journal“ oder „Tagesthemen“, die inzwischen auch jederzeit abrufbar sind. Kein einziges originäres WebTV-Format ersetzt bislang den Info-Gehalt dieser Formate.
Wie geht es weiter mit Video-on-Demand? Blickt man nach Amerika, so sieht man dort das, was wir - abgesehen von ARD und ZDF - mit der üblichen Verzögerung kopieren werden: Werbefinanziertes Video-on-Demand. In den USA war Apples kostenpflichtiges iTunes der Antriebsmotor für manche Kreativschmiede innerhalb der großen amerikanischen TV-Networks. So kamen in kürzester Zeit zahlreiche eigene VoD-Plattformen heraus. Nachdem Apple bewies, dass ein Markt existierte, wollte man selbst mitmischen. Die großen US-Sender tun dies inzwischen. Meist im Streaming-Verfahren ohne Download, aber dafür dank Werbung kostenlos.
Am Ende des Tages kann ich also von den neuesten US-Serien via iTunes oder US-DVD bis zu deutschen und weiteren US-Produktionen via VoD-Plattformen wie Maxdome und RTL now! oder Nachrichten bei ARD und ZDF fast das gesamte Genre-Spektrum der Fernsehwelt auf Abruf erhalten. Und das noch meist ohne Werbung. Bei den Öffentlich-Rechtlichen sowieso. Müssen sich die Sender Sorgen machen? Nun, irgendjemand muss die Produktion der Formate finanzieren, egal auf welchem (legalen) Wege man sie letztendlich konsumiert. Es stellt sich also nicht die Frage nach der Notwendigkeit der Sender. Es geht viel mehr darum, dass die Sender sich auf die neuen Herausforderungen einstellen. Viele sagen, dass sie das tun würden. Einige machen es dann auch.
Doch mit Herzblut mag sich noch kein Fernsehmacher so recht vorstellen, dass er die Kraft verliert, dem Zuschauer vorzuschreiben oder - freundlicher formuliert - vorzuschlagen, wann er einschalten soll. Der Fernsehmacher darf zahlen für teures Programm und wird immer häufiger, wenn auch noch lange nicht in bedrohlichem Ausmaß, um seine Rolle als Gastgeber gebracht.
Aber es gibt Trost: Sendungen wie die Eva Herman-Ausgabe von "Johannes B. Kerner" oder sicher auch Events wie „Wetten, dass..?“ oder ein Promi-Special von „Wer wird Millionär?“ sind dann aber wieder der Beleg dafür, dass es Must See TV geben kann, über das man - unabhängig von der Qualität der Sendung - am nächsten Morgen mit allen reden möchte. Mir geht es zumindest so. Und mehr als eine subjektive Sichtweise sollte dies hier gar nicht sein.