Das Konzept von "America's Got Talent" ist auch in Deutschland nicht wirklich neu. Wer sich noch an die "Gong-Show" erinnert, weiß worum es geht. Drei Prominente urteilen über künstlerische Darbietungen aller Art und stoppen diese bei Bedarf mit einem Buzzer. Sobald alle drei Juroren ihren Buzzer betätigt haben, fliegt der Kandidat raus. Obwohl die "Gong-Show" in Deutschland nie ein Erfolg war, probiert sich RTL nun an einer Adaption der US-Show, die inzwischen erfolgreich in mehrere Länder exportiert wurde. Schon im Vorfeld gab es allerdings einige Pleiten, Pech und Pannen.
Erstmals zu Bewerbungen aufgerufen hatte RTL bereits im Februar dieses Jahres - doch danach wurde es ruhig um das "Supertalent". Im Mai darauf angesprochen sagte RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger zwar, er glaube nach wie vor an das Format, in welchem Umfang es komme, hänge aber vom weiteren Feedback der Zuschauer ab - nach Zufriedenheit mit dem ersten Castingaufruf klang das nicht gerade, auch wenn er hinzufügte, es seien schon "viele tausend Bewerbungen" eingegangen.
Das Problem war aber möglicherweise weniger die Anzahl der Bewerbungen: Für das Format "Das Supertalent" ist entscheidend, dass unterschiedlichste Darbietungen zu sehen sind - und nicht nur Sänger und Tänzer. Und so startete RTL schließlich noch eine zweite große Castingwelle.
Angesichts der starken Casting-Anstrengungen sorgte die Bekanntgabe der Sendetermine für das "Supertalent" dann doch für Erstaunen: Gerade mal zwei Bewerbungs-Shows, die dann auch nur 75 Minuten lang sein sollen und ein Finale wird die erste "Supertalent"-Staffel umfassen - allzu viele fernsehtaugliche Talente scheint man bei RTL also nicht gefunden zu haben. Selbst in die, die antreten dürfen, hat man anscheinend nicht allzu großes Vertrauen: Gleich zwei Tage wurden für die Aufzeichnung jeweils einer der beiden Vorausscheidungs-Shows Anfang Oktober in Berlin angesetzt. 150 Bewerber durften dort antreten, von denen 50 in die engere Jury-Auswahl kommen und schließlich acht bis zehn ins Finale.
Doch nicht nur mit dem Casting schien man bei RTL so manches Problem zu haben, auch bei der Suche nach der Jury taten sich die Kölner ungewohnt schwer. Erst rund drei Wochen vor dem Sendestart wurde die Besetzung bekanntgegeben. Kaum anzunehmen, dass die Verhandlungen mit dem RTL treu ergebenen Dieter Bohlen, der nun auch beim "Supertalent" seine Sprüche loslassen darf, so lange gedauert haben. Auch die Verpflichtung von Ruth Moschner und André Sarrasani dürfte nicht allzu kompliziert gewesen sein.
Und tatsächlich: Gegenüber der "Bild"-Zeitung bestätigte Dieter Bohlen, dass eigentlich der Ex-Juror von "Germany's Next Topmodel" Bruce Darnell in der Jury hätte sitzen sollen, was letztlich jedoch an Terminproblemen scheiterte. Nun wirkt "Das Supertalent" vom Personal her ein wenig wie ein Ableger von "Deutschland sucht den Superstar". Schließlich ist neben Jury-Mitglied Bohlen als Moderator auch noch Marco Schreyl bei beiden Sendungen mit an Bord - für die Etablierung einer neuen Marke nicht unbedingt ideal.
Spannend wird nun, wie sich das "Supertalent" am Samstag tatsächlich schlagen wird. Mit Raabs "Stock Car Crash Challenge" tritt man gegen eine durchaus starke Konkurrenz an. Sollte das "Supertalent" unter den Erwartungen bleiben, hat RTL angesichts der sehr kurz geratenen Staffel immerhin kein allzu schlimmes Quotenproblem. Läuft es gut, dürfte man sich aber ärgern, dass man den Erfolg nicht länger auskosten kann.