Auch hier hat man sich den Protagonisten wohl nicht verständlich machen können, worum es eigentlich gehen soll. „Frau S. hat die Nummer des Reitstalls bekommen, dort aber nie angerufen“, heißt es von RTL auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de. Ebenso wurde der Autohändler nicht kontaktiert, da es sich um einen Garantiefall gehandelt habe. Eine Nachbetreuung sei bei den Sendungen in der Regel nicht nötig, da die Beschenkten sich in der Regel freuten, kommentiert der Sender.
Kleingartenparzelle und Wohnung gehen wohl auf das Konto der Caster, die die Familie für die Sendung ausgewählt haben. Da die durch die Sendung vermittelte Wohnung einem Türken gehöre, habe Frau S. dort nicht bleiben wollen und habe sich ausländerfeindlich geäußert, heißt es vom Sender. „Die Produktionsfirma war so kulant, ihr den Umzug zurück wieder zu bezahlen“, sagt Anke Eickmeyer von RTL im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Aufgrund ihrer Ausländerfeindlichkeit sei S. auch nicht mehr im Kleingartenverein geduldet. Die im Voraus bezahlte Pacht soll die Produktionsfirma bereits zurück erhalten haben. Auch hier heißt es: Mit dieser Familie würde man nicht noch einmal drehen. Aber das ändert nichts am grundsätzlichen Problem. Zumindest nicht für die Protagonisten.
Jeder Beteiligte an den Sendungen hat wohl seine eigene Perspektive, wenn er sich in das Wagnis der Dreharbeiten stürzt. Währen die Protagonisten - tief in ihren individuellen Problemen steckend - zu Weilen erstaunt sind, dass Szenen wiederholt werden, weil sie die erwünschten Emotionen nicht deutlich genug sichtbar machen, ist das für die Macher eine Selbstverständlichkeit. Das Geschehen werde lediglich „so authentisch wie möglich“ dargestellt, sagt Eickmeyer. „Dass Szenen zum Beispiel ab und zu mehrfach gedreht werden, gehört zum Produktionsalltag“.
Sollte die Schraube in Sachen Help-Shows noch weiter gedreht und der Bedarf an Schicksalen immer größer werden, kommt viel Arbeit auf die Produktionen zu. Insbesondere bei der Vermittlung dessen, was das Fernsehen eigentlich will und kann müssen die Redaktionen nicht nur mit viel Fingerspitzengefühl und vor allem Offenheit vorgehen, sondern sich auch das ein ums andere Mal fragen, ob sie der Verantwortung, in die sie sich durch die geweckten Hoffnungen begeben, gerecht werden können. Beim Protagonisten ebenso wie beim Publikum, bei dem zu Weilen der Eindruck entstehen könnte, mit ein bisschen Farbe vom Nachbarn, lassen sich mal eben zwischen den Werbepausen alle Sorgen überpinseln.
Denn Alltag sollen diese von den Produktionen als Ausnahmesituationen dargestellten Fälle nicht werden. Müsse man solche Nachspiele grundsätzlich in Kauf nehmen, mache man als Fernsehmacher etwas falsch, sagt Saskia Sell von Blue Eyes. Hoffentlich.