Grafik: DWDL; Logo: RTLWorauf begründet sich der große Erfolg von RTL, das nun schon seit weit über einem Jahrzehnt ohne Unterbrechung die Marktführung bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern mit großem Vorsprung vor allen Wettbewerbern verteidigt? Sicher, da gab es zahlreiche Erfolge in der Primetime, doch den Grundstein für die Unschlagbarkeit legte RTL mit seinem Programm in der Daytime sowie am Vorabend, das viele Jahre grandiose Quoten einfuhr.

Doch schon vor geraumer Zeit begann der Kölner Sender hier zu schwächeln - und diese Situation verschärfte sich in den letzten Monaten noch. Über die Probleme der Courtshows, das Desaster mit "Ahornallee" auf dem 17 Uhr-Sendeplatz und den weiterhin eher mäßigen Erfolg der Soap "Alles was zählt" ist schon viel geschrieben worden. Doch selbst eines der Prunkstücke des RTL-Programms zeigt seit einiger Zeit deutliche Ermüdungserscheinungen.

Die Rede ist von "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten", dem Format mit dem RTL vor nunmehr knapp über 15 Jahren das Genre der Daily Soap in Deutschland begründete und das bis heute noch der erfolgreichste Vertreter desselben ist. Doch die Zuschauerzahlen sind in den vergangenen Jahren deutlich eingebrochen. Noch 2004 knackte "GZSZ" am Vorabend immer wieder die Marke von 6 Millionen Zuschauern - ein Wert, der inzwischen in weite Ferne gerückt ist.


Zum Vergleich: Im Januar 2003 schauten im Schnitt Abend für Abend noch über 5,75 Millionen Zuschauer zu, zwei Jahre später waren es schon nur noch knapp 5,2 Millionen, noch einmal zwei Jahre später, also im Januar dieses Jahres, war die Zuschauerzahl noch einmal um rund eine Million zurückgegangen. Im Sommer geht die Zuschauerzahl dann wie bei allen anderen Formaten dann noch einmal deutlich zurück. Im Juni schauten im Schnitt gerade mal noch rund 3,25 Millionen Zuschauer im Schnitt "GZSZ".

Das gleiche Bild zeigt sich auch in der werberelevanten Zielgruppe. Anfang 2003 erreichte "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" im Schnitt knapp über 30 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, Anfang 2005 waren es dann schon nur noch um 25 Prozent Marktanteil, Anfang dieses Jahres lag man schon nur noch wenig über der 20-Prozent-Marke, im vergangenen Juni wurde selbst diese nach unten durchbrochen. Zwölf der 21 Episoden im Juni schalteten weniger als 20 Prozent der 14- bis 49-Jährigen ein, die zu diesem Zeitpunkt fernsahen - dabei ist der Marktanteil im Gegensatz zu den absoluten Reichweiten weitgehend jahreszeitenunabhängig.

Keine Frage: Die Quoten, die "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" Tag für Tag holt, sind immernoch sehr gut und alle anderen Sender würden sich danach die Finger lecken - doch der Abwärtstrend ist deutlich und wirkt sich auch auf die Gesamtperformance von RTL aus. Wenn an jedem Vorabend im Vergleich zu 2004 eineinhalb Millionen Zuschauer fehlen, wie es Anfang des Jahres der Fall war, dann ist auch das ein Baustein für die wenig erfreuliche Quotenentwicklung, die RTL in den vergangenen Jahren durchgemacht hat. Es gab Zeiten, da erzielte RTL reihenweise Monatsmarktanteile von über 19 Prozent - heute gehören Werte über 16 Prozent schon zu den Besseren, im Juni lag man zuletzt wieder darunter.

Schuld an der Misere dürfte nicht zuletzt die Inflation der täglichen Serien sein. RTL hatte zwischenzeitlich allein vier davon im Programm, Sat.1 setzt am Vorabend ebenso auf eine Telenovela wie ARD und ZDF am Nachmittag. Viele gescheiterte Serien sind inzwischen schon wieder verschwunden, doch der Markt für tägliche Serien - ob Soap oder Telenovela - ist begrenzt und Zuschauer bleiben angesichts der großen Konkurrenz längst nicht mehr automatisch bei einem Format, wenn sie einmal damit angefangen haben, dieses zu schauen. RTL wäre also gut beraten, die Entwicklung im Auge zu behalten - sich auf der Marktführung auszuruhen, könnte sonst irgendwann nach hinten losgehen.