Der April war insgesamt kein guter Monat für die Fernsehsender. Die teils hochsommerlichen Temperaturen mitten im Frühling drückten gewaltig auf die absoluten Zuschauerzahlen. Schaut man sich die Marktanteile an, gibt es aber einige Gewinner.
Allen voran ist das der Marktführer RTL. Mit hervorragenden Quoten über das Osterfest hat der April für die Kölner bereits hervorragend angefangen und auch sonst lief es in der Primetime überwiegend sehr gut. Die Probleme finden sich hingegen vor 20 Uhr. "Alles was zählt" tat sich den ganzen Monat über sehr schwer, bei "Ahornallee" kann der Sender angesichts katastrophaler Quoten froh sein, dass die Soap auf einem relativ unbedeutenden Sendeplatz läuft.
Alles in allem kann RTL aber wie gesagt mehr als zufrieden sein: Der Marktanteil in der Zielgruppe konnte auf 16,6 Prozent gesteigert werden, was der beste Wert seit dem Mai vergangenen Jahres war. Im Jahresvergleich legte RTL um einen vollen Prozentpunkt zu. Selbst beim Gesamtpublikum lag RTL mit 12,8 Prozent Marktanteil so nah am Marktführer ARD wie seit elf Monaten nicht mehr.
Das wiederum war weniger auf die Stärke von RTL zurückzuführen als auf die Schwäche der beiden öffentlich-rechtlichen Sender. Das Erste büßte 0,8 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum ein und kam nur noch auf 13,1 Prozent - der schwächste Wert seit Oktober 2005. Noch schlechter erging es dem ZDF, das einen ganzen Prozentpunkt gegenüber dem Vormonat verlor und mit nur 12,0 Prozent Marktanteil gar den schlechtesten Marktanteil seit fast sechs Jahren verzeichnete. Bei den jungen Zuschauern fiel das ZDF nun sogar nicht nur hinter Vox, sondern auch hinter RTL II zurück und kam nur noch auf miserable 6,2 Prozent Marktanteil. Wie das ZDF büßte auch Das Erste 0,7 Prozentpunkte gegenüber dem März ein und lag mit 7,1 Prozent Marktanteil bei den jüngeren Zuschauern ebenfalls auf einem äußerst enttäuschenden Niveau.
Wo wir schon bei den Verlierern des Monats sind, darf auch Sat.1 nicht fehlen. Beim ohnehin schon seit über einem halben Jahr im Quotentief hängenden Sender dürfte sich zwischenzeitlich schon so etwas wie Verzweiflung breit gemacht haben. Nach dem nur als katastrophal zu bezeichnenden Osterfest sah es lange Zeit so aus, als müsste Sat.1 gar die Schmach eines einstelligen Monatsmarktanteils hinnehmen. Das konnte man zwar noch verhindern - aber nur äußerst knapp: 10,1 Prozent betrug der Marktanteil in der Zielgruppe - schlechter lief es zuletzt nur im Juni 2006, als man mit der WM allerdings auch eine gute Entschuldigung hatte. Beim Gesamtpublikum sah es mit 9,5 Prozent Marktanteil ebenfalls sehr mau aus.
Diesmal ist es aber tatsächlich die eigene Schwäche von Sat.1 - und ein wirkliches Licht am Ende des Tunnels ist zu allem Überfluß noch nicht mal erkennbar. Anders beim Schwestersender ProSieben. Dort heißen die Lichtgestalten der letzten Wochen eindeutig Heidi, Bruce und Co. Die Topmodel-Suche bricht alle Rekorde und verhalf ProSieben zu einem guten Marktanteil von 12,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen im April, 0,2 Prozentpunkte mehr als noch im März und der beste Wert seit November letzten Jahres. Auch in der Daytime läuft es für den Unterföhringer Sender derzeit wie geschmiert. Und so verwundert es auch nicht, dass ProSieben auch beim Gesamtpublikum zulegen konnte und dort auf 6,8 Prozent Marktanteil kam, 0,2 Prozentpunkte mehr als im Vormonat.
Viel Grund zur Freude gab es auch bei den Privatsendern der zweiten Generation. Besonders RTL II legte um hervorragende 0,5 Prozentpunkte zu und erzielte mit 6,5 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe den besten Wert seit Oktober 2005. Gleiches Bild beim Gesamtpublikum: Hier ging es 0,4 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent Marktanteil nach oben, ebenfalls der beste Wert seit Oktober '05. Damit konnte sich RTL II auch wieder deutlich von kabel eins absetzen. Dort muss man aber ebenfalls keineswegs traurig sein. Sowohl beim Gesamtpublikum als auch in der werberelevanten Zielgruppe legte der Sender 0,1 Prozentpunkt gegenüber dem März zu. In der Zielgruppe holte man mit 5,8 Prozent Marktanteil den besten Wert seit Mai vergangenen Jahres, ebenso beim Gesamtpublikum mit 3,8 Prozent.
Schon wieder einen neuen Rekord feiern kann zudem Vox. Beim Gesamtpublikum legte der Sender noch einmal um 0,1 Prozentpunkt zu und kam somit mit 5,5 Prozent Marktanteil auf den höchsten Wert seiner Geschichte. In der Zielgruppe scheint der Aufwärtstrend hingegen vorerst gestoppt. Gegenüber dem März verlor man noch einmal 0,1 Prozentpunkt und kam nun noch auf 7,4 Prozent Marktanteil. Vom Höchstwert 7,9 Prozent ist man inzwischen wieder ein ganzes Stück entfernt. Dennoch gibt es Grund zur Freude: Der Sender konnte neben dem ZDF auch Das Erste in der Gunst der jungen Zuschauer überholen.