Auf eines kann man sich auch 2025 verlassen: Immer wenn eine Meldung zu Super RTL erscheint, trudeln Mails von Leserinnen und Lesern und Kommentare in den sozialen Netzwerken ein, in denen mal mehr, mal weniger freundlich darauf hingewiesen wird, dass der Sender doch inzwischen gar nicht mehr so heißt. Hintergrund ist das im Sommer 2023 durchgeführte Rebranding. Abends tritt der Sender seither nicht mehr als Super RTL auf, sondern als RTL Super - das passt sich besser in die Nomenklatur anderer RTL-Sender ein.
Doch RTL Super heißt Super RTL eben nur nach 20:15 Uhr. Tagsüber hingegen setzt man auf die im Jahr 2001 eingeführte Marke Toggo (inzwischen ohne Hinweis auf Super RTL), unter der man seit Jahren die Marktführung im Kinderfernseh-Markt verteidigt. Das führt zum kuriosen Fall, dass der Sender Super RTL im eigenen Programm nie öffentlich als solcher auftritt, als Gesamtkonstrukt aber trotzdem weiterhin so heißt. Eine Folge: Wenn beide Teile des Senders gemeint sind - etwa wenn es um die Darstellung in EPGs oder Programmzeitschriften geht - dann muss ein gänzlich schmuckloser Schriftzug genutzt werden, der mit dem tatsächlich im Einsatz befindlichen Logos nichts zu tun hat.
Wo Peter Steiner auf Hella von Sinnen und Winnie Puuh traf...
An solche Probleme war 1995 freilich noch nicht zu denken, als schon Wochen vor dem 28. April in Dauerschleife eine Logo-Animation verbunden mit dem gesungenen Claim "Ich hab Lust auf Fernsehen, Lust auf Super RTL" lief, ehe dann an ebendiesem 28. April 1995 um 18 Uhr mit der ersten Episode von "Neue Abenteuer von Winnie Puuh" der Sender tatsächlich seinen Betrieb aufnahm. Mit einer Kinderserie begann also die Geschichte von Super RTL - doch einen echten Kindersender hatten die Betreiber damals eigentlich nicht im Sinn.

Probiert hat man dann erstmal ziemlich simpel, die von Disney gelieferten Kinderinhalte mit dem zu mixen, was man in den RTL-Archiven so gefunden hat. Und so wechselten sich Zeichentrickklassiker munter mit "Peter Steiners Theaterstadl", dem "Schlagerclub mit Frank", US-Serien wie "Lassie", "Mein Vater ist ein Außerirdischer" oder "Ein Grieche erobert Chicago" und natürlich der Kultshow "Alles Nichts Oder?!" mit Hugo Egon Balder und Hella von Sinnen - die vielleicht nicht nur der Autor dieses Artikels im Super RTL-Nachmittagsprogramm lieben lernte - ab.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt. Sie können sich den Inhalt anzeigen lassen. Dabei können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Fokussierung brachte schon 1998 die Marktführung
Das war wild, versprach auf Dauer aber offensichtlich weniger Erfolg als die klare Konzentration auf eine Zielgruppe: Kinder (zumindest tagsüber). Das wirkte: Schon 1998 eroberte Super RTL tagsüber die Marktführung bei den 3- bis 13-Jährigen - und zumindest wenn man den 2016 gestarteten Ableger Toggo Plus, der weitgehend das Programm zeitversetzt zeigt, mit einbezieht, dann konnte man diese bis heute fast durchgehend verteidigen.
Das erste eigenproduzierte Format für Kinder gab's dabei schon vor der kompletten Fokussierung auf Kinder: "MUUH - Das Tiermagazin" wurde schon 1996 erstmals von Ralph Caspers moderiert, später folgten beispielsweise "Super, Metty" mit Metty Krings und Ikarus, der "Super Toy Club" mit "Commander" David Wilms". Und Nina Moghaddam hat mit ihrem Spruch "Ihr könnt mich mal... einschalten" vielleicht auch den ein oder anderen zu "Toggo TV" locken können. Bis heute fester Bestandteil: Woozle, das vielleicht einzige blaue Beuteltier, das nicht nur ein eigenes Wissensmagazin, sondern auch eine eigene fiktionale Serie hat.
Apropos Toggo: Diese Marke fürs Kinderprogramm führte man schon 2001 ein und verwendet sie längst nicht nur für das lineare Programm, sondern baute ein ganzes Universum auf, das vom Online-Angebot über eine App und einen Radiosender bis zu Veranstaltungen vor Ort reicht. Die alljährliche "Toggo Tour", mit der der Sender durchs Land tourt,, reicht dabei schon bis ins Jahr 1997 zurück - damals noch unter dem Namen "Fun & Action Tour". "Unser Ziel war es immer, Kinder dort abzuholen, wo sie sind - egal ob vor dem Fernseher, im Netz oder auf der Bühne", sagt Oliver Schablitzki
Der Feind in meinem Bett: Die kuriose Situation mit Disney

Möglich ist das, weil Super RTL heute eine 100-prozentige Tochter von RTL ist. 2021 endete mit der Komplettübernahme die fast acht Jahre andauernde besondere Situation, dass der größte private Konkurrent auf dem Kinderfernsehmarkt zugleich auch der eigene 50-Prozent-Gesellschafter war. Denn hatte sich Disney bis dahin hierzulande unter eigener Marke nur im Pay-TV getummelt, entschied man sich 2014 dazu, mit dem Disney Channel das Free-TV in Angriff zu nehmen. Mit einem Mal stand man bei Super RTL also vor der Herausforderung, all die Disney-Formate, die bis dahin einen gehörigen Teil des Programms ausgemacht hatten, ersetzen zu müssen. Dass das so nahtlos gelang, ohne die Marktführung zu verlieren, war eine bemerkenswerte Leistung.
Erste Reality-Doku voraus
Heute schaut man im Programm stärker auf Synergien mit anderen RTL-Sendern und RTL+ und von dort bekannten Markenn. Ein Beispiel war der Kinderableger von "Ninja Warrior Germany", "Ninja Warrior Germany Kids". Im Jubiläumsjahr geht man das Thema nochmal anders an: Mit der "Ninja Warrior Kids Academy" wagt man sich erstmals an eine eigene Reality-Doku.
Zwölf sportbegeisterte Kids zwischen zwölf und 15 stellen sich einem intensiven Trainingscamp und werden dabei von echten "Ninja Warrior"-Stars gecoacht. Vier von ihnen schaffen es am Ende auf die große Bühne von "Ninja Warrior Germany". Stärker widmen wird man sich auch dem Thema Fußball: In der Toggo App, auf YouTube und RTL+ gibt's unter dem Titel "Toggo Liga" Talkrunden, Sketch und tägliche Clips rund ums runde Leder. Und für Gaming-Fans startet man den "Toggo GG Podcast". Schon diese Ankündigung zum Jubiläum unterstreicht also: Super RTL will weiter alle möglichen Ausspielwege bedienen. Dass das nicht unter dem eigenen Sendernamen geschieht, dürfte dem Publikum dabei weiter egal sein.