Mit Donald Trump im Oval Office ist auch die Verunsicherung an den Märkten zurück. Ein kurzer Tweet hier, eine unüberlegte Aussage da oder ein durchgestochenes, vermeintliches Gerücht aus dem Weißen Haus: Im Jahr 2025 braucht es nicht viel, um die Börsen weltweit in Wallungen zu versetzen. Das von Trump angezettelte Zoll-Chaos hat viele Anleger nachhaltig verunsichert. Da ist guter Rat teuer: Welche Investitionsmöglichkeiten sind jetzt besonders gut für mich und mein Portfolio? Und vor allem: Wie lege ich Geld möglichst sicher an?
Selbst für Experten ist es schwer, verlässliche Antworten zu liefern. Den nächsten Schritt von Donald Trump kann niemand vorhersagen - und der mächtigste Mann der Welt hat ganz entscheidenden Anteil daran, in welche Richtung sich die Märkte kurz- und mittelfristig entwickeln. Klar, dass da viele Menschen auf möglichst einfache Antworten hoffen - die ihnen im Idealfall auch noch seriöse Personen geben, die sie bereits kennen.
Eine wie Anja Kohl zum Beispiel.
Kohl ist seit vielen Jahren Börsenexpertin in der ARD, als solche präsentiert sie auch regelmäßig "Wirtschaft vor acht" im Ersten. Hier versucht sie, die Irrungen und Wirrungen an den Börsen möglichst verständlich einzuordnen, oft auch mit sehr bildhaften Umschreibungen. Kohl hat sich eine Reputation als seriöse Börsenexpertin aufgebaut. Das wissen natürlich auch Betrüger, die zuletzt verstärkt versucht haben, daraus Kapital zu schlagen.
Alleine auf Facebook gibt es mehrere Dutzend Seiten, die vorgeben, Anja Kohl zu sein. Insgesamt haben diese Seiten mehrere tausend Follower. "Verpassen Sie nicht diese einmalige Gelegenheit", heißt es dort. Oder auch: "Lassen Sie uns gemeinsam unser Vermögen vermehren!". Geworben wird mit "erstklassigen Anlagetipps". Das Problem: Sämtliche dieser Seiten sind Fake, hinter ihnen steht nicht Anja Kohl, wie die Börsenexpertin gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de bestätigt. "Ich fühle mich missbraucht und ich selbst nutze überhaupt keine Plattform des Meta-Konzerns: kein Facebook, kein Instagram, kein WhatsApp, weder beruflich, noch privat. Ich bin selbst auf keiner der Plattformen aktiv", sagt Kohl.
"Ich fühle mich missbraucht und ich selbst nutze überhaupt keine Plattform des Meta-Konzerns."
ARD-Börsenexpertin Anja Kohl
Auch eine vergleichsweise große Facebook-Gruppe mit dem Namen "Anja Kohl" hat nichts mit der echten ARD-Journalistin zu tun. Das kann man eigentlich schon dadurch erkennen, dass der Admin der Gruppe "Anke" heißt. Und trotzdem: Etliche der 450 Mitglieder in der Facebook-Gruppe gehen offenkundig davon aus, dass sie mit Anja Kohl schreiben, wenn sie Beiträge posten. Teilweise werden die Nutzer in der Gruppe oder auf entsprechenden Seiten auch auf andere Plattformen gelotst.
Rechtliche Schritte eingeleitet
Nun kann man solche Phänomene einfach mit der fehlenden Medienkompetenz der Nutzerinnen und Nutzer abtun. Aber so einfach ist es nicht. Jedem kann eine solche Fake-Seite potenziell in den Newsstream gespült werden. Und da kann es selbst medienerfahrenen Personen passieren, dass sie auf entsprechende Profile hereinfallen - und sei es nur in einem unachtsamen Moment. Vor allem aber bleibt ein Schaden speziell für Anja Kohl, die mit den Profilen überhaupt nichts zu tun hat. Und im weiteren Verlauf dann auch für die ARD, wenn Menschen glauben, von einer Journalistin des Senderverbundes über den Tisch gezogen worden zu sein.

"Bei den genannten Profilen handelt es sich um gefälschte Accounts – und somit um Identitätsmissbrauch und aufgrund der damit verbundenen unseriösen Kaufempfehlungen auch um Betrug", heißt es vom zuständigen Hessischen Rundfunk (HR) gegenüber DWDL.de. Der Sender bestätigt außerdem, dass Kohl bereits die Kriminalpolizei eingeschaltet und Anzeige erstattet habe, da "zahlreiche Hinweise auf Fälschungen und Betrugsversuche seitens Meta unbeantwortet geblieben" seien.
Nach Angaben des HR seien infolge dieser Maßnahmen mehrere Fake-Profile entfernt worden. "Dennoch erscheinen weiterhin neue gefälschte Accounts, gegen die der Konzern trotz Anzeige durch die Strafverfolgungsbehörden bislang nicht aktiv vorgeht." Eine HR-Sprecherin erklärt weiter: "Anja Kohl und ihr Anwalt bereiten derzeit weitere rechtliche Schritte vor, um gegen die andauernde missbräuchliche Nutzung ihrer Identität vorzugehen." Und auch die ARD prüft nach eigenen Angaben Schritte, "die geeignet sind, den Missbrauch der Identität von Anja Kohl und den Verweis auf die ARD selbst bzw. ihre Marken zu unterbinden".
"Es ist sehr bedrückend und beängstigend"
Anja Kohl sagt gegenüber DWDL.de, es sei schwer gegen den Missbrauch vorzugehen, da das Betrügernetzwerk einer Hydra gleiche. "Es ist sehr bedrückend und beängstigend. Ich fühle mich als Opfer eines Missbrauchs durch Betrüger, die auf Plattformen des Meta-Konzerns (Facebook/Instagram/WhatsApp) meine Identität rauben und skrupellos mit hoher krimineller Energie vorgehen", so die Journalistin. Gleichzeitig kritisiert sie Meta, weil der Konzern offenbar keine Überprüfung der Identitäten vornimmt. "Der Konzern lässt offensichtlich eine Masse an Fake Accounts zu, auf denen die Betrüger bis ins Details [...] vortäuschen ich, Anja Kohl, zu sein, was mich persönlich extrem irritiert und auch belastet."
Nun ist Anja Kohl nicht die einzige aus dem TV bekannte Persönlichkeit, deren Identität von Betrügern missbraucht wird. In diesem Fall ist es aber besonders heikel, weil Kohl für seriöse Börseninformationen steht. Ein Thema, das bei vielen Privatanlegerinnen und Privatanlegern aktuell hoch im Kurs steht. Da entsteht für Menschen, die auf den Betrug reinfallen, möglicherweise ein hoher finanzieller Schaden. Facebook bzw. Meta haben sich auf eine Anfrage von DWDL.de zu dem Thema noch nicht geäußert.