Über acht Jahre ist es her, dass ProSiebenSat.1 einen großen Neubau in Unterföhring ankündigte. Pandemie, Werbekrise und Übernahmepläne von Media for Europe waren damals noch weit weg – und einiges spricht dafür, dass man das neue Hauptquartier, den sogenannten "New Campus", heute anders planen würde als zum damaligen Zeitpunkt, an dem der Vorstandsvorsitzende noch Thomas Ebeling hieß, der bekanntlich noch vor dem ersten Spatenstich seinen Hut nehmen musste.
Die gute Nachricht: Es geht voran auf der noch immer nicht fertiggestellten Großbaustelle – und zwar nicht erst, seit die Sendergruppe im vergangenen Oktober nach langer Wartezeit das sehnlichst erwartete Nachrichtenstudio in Betrieb nehmen durfte. Die schlechte Nachricht: Es ist weiterhin Geduld gefragt. Denn auch wenn die täglichen "Newstime"-Ausgaben seit über einem halben Jahr aus dem Neubau gesendet werden, muss die Nachrichtenredaktion noch immer auf ihren bisherigen Flächen im reichlich in die Jahre gekommenen Nachbargebäude arbeiten.
Ein tägliches Hin und Her, im wahrsten Sinne des Wortes. Immerhin: "Der Umzug in die neuen Räume ist geplant", lässt das Unternehmen auf DWDL-Nachfrage ausrichten, ohne jedoch ein genaues Datum zu nennen. Einen Schritt weiter sind die Magazin-Redaktionen, die bereits umgezogen sind und auf den neuen Flächen im sogenannten "Bauteil 1" an der Gutenbergstraße arbeiten. Doch auch hier ist Warten angesagt. Das wiederum hängt mit dem "Bauteil 2" zusammen, aus dem perspektivisch Sendungen wie "taff" und "Galileo" gesendet werden sollen und worin auch "Zervakis & Opdenhövel. Live" einmal seine Studio-Heimat finden sollte. Dem wöchentlichen ProSieben-Magazin wurde allerdings der Stecker gezogen, lange bevor überhaupt an den Bezug des Gebäudes zu denken war.

Klar ist: In diesem Jahr wird der Startschuss nicht mehr erfolgen. "Mit dem Ausbau des Studiokomplexes beginnen wir parallel zur Fertigstellung des Gebäudes. Dafür avisieren wir 2026", erklärte eine ProSiebenSat.1-Sprecherin gegenüber DWDL. Ohnehin geht man in Unterföhring inzwischen ganz offiziell davon aus, dass die baurechtliche Inbetriebnahme sämtlicher Flächen erst Ende kommenden Jahres erfolgen kann. "Der Nutzung speziell der New Campus-Flächen ist dann so schnell wie möglich nach der erfolgreichen baurechtlichen Inbetriebnahme geplant", heißt es.
Die Geduld der Belegschaft, die nach dem Abriss bestehender Gebäude zum Teil seit Jahren in angemieteten Flächen in der Nachbarschaft untergebracht ist, wird damit weiter auf die Probe gestellt. Vom ursprünglichen Plan, die Bauarbeiten bis 2023 zu beenden, hat man sich ohnehin schon längst verabschieden müssen. Dazu kommt, dass sich die Anforderungen seit der Präsentation der Pläne ohnehin massiv verändert haben, weil hybride Arbeitsmodelle seit Corona weit wichtiger geworden sind als das noch 2017 absehbar war. Ganz zu schweigen davon, dass nach diversen Sparrunden heute viel weniger Menschen bei ProSiebenSat.1 arbeiten. Streng genommen werden die Flächen nach ihrer Fertigstellung wohl viel zu groß sein, gemessen an der Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die künftig noch für das Unternehmen tätig sein werden, schließlich stehen schon Spekulationen über eine weitere Entlassungswelle im Raum, was der Stimmung in Unterföhring nicht gerade zuträglich ist.
Bis zur kompletten Fertigstellung plane das Unternehmen Real Estate die Räumlichkeiten zusammen mit Vertretern der ProSiebenSat.1-Units entlang der konkreten Bedarfe und verschiedenen Arbeitsmodelle, heißt es offiziell. Der "New Campus" soll daher "nicht pauschal auf modernes Arbeiten" nach dem Motto "One Size Fits All" ausgerichtet werden, sondern "konkret zu modernem Arbeiten in unserem Unternehmen und zu unserer Strategie" passen, teilt der Konzern mit. "Wir nennen das 'New Ways of Working'." Für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind vorerst allerdings eher "New Ways of Waiting" angesagt.