Zwei Anläufe hat "MasterChef" in Deutschland bereits genommen, doch ein durchschlagender Erfolg war die Kochshow in der Vergangenheit weder bei Sky noch in Sat.1, wo sie vor inzwischen fast 15 Jahren unter dem Titel "Deutschlands Meisterkoch" zu sehen war. Wenn die neue Staffel des Formats nun bei Sport1 an den Start geht, einem Sender also, der bislang nicht mit Kulinarik in Verbindung gebracht wurde, dann sind zunächst einmal Zweifel angebracht.

Tatsächlich kann sich das, was von diesem Montag an ausgestrahlt wird, durchaus sehen lassen. Das hängt damit zusammen, dass Sport1 einerseits auf ein Team der Kölner Produktionsfirma Brainpool setzt, andererseits aber den Produktionshub des türkischen Anteilseigners Acunmedya nutzen kann, in dem auch andere internationale "MasterChef"-Versionen entstehen. Auf diese Weise wirkt die neue Adaption für den deutschen Markt durchaus ansehnlich.

Erkennbar ist aber auch, dass "MasterChef" großflächig Sendestrecken füllen muss. An gleich vier Abenden pro Woche soll künftig zur besten Sendezeit gebrutzelt und gekocht werden, insgesamt 41 Folgen wurden angekündigt. Vor diesem Hintergrund wird nachvollziehbar, weshalb das Publikum den Köchinnen und Köchen in der Premieren-Episode erstaunlich ausgiebig dabei zusehen kann, wie sie Hähnchen auslösen sollen – oder es zumindest versuchen.

Die Besetzung der Jury überzeugt indes: Neben der früheren "The Taste"-Gewinnerin Felicitas Then und Robin Pietsch, 2023 als "Gastronom des Jahres" ausgezeichnet, ist auch Mike Süsser mit dabei. Er machte sich einst als Mitglied der RTLzwei-"Kochprofis" einen Namen und stand bis Ende vergangenen Jahres für das Kabel-Eins-Format "Mein Lokal, Dein Lokal" vor der Kamera – mit dem Bewerten von Speisen kennt sich der 54-Jährige also aus.

Mike Süsser © Sport1 Mike Süsser
Unterschiede zu seiner bisherigen TV-Aufgabe gibt es freilich trotzdem. "Bei 'Mein Lokal, Dein Lokal' habe ich mit gestandenen Gastronomen gearbeitet; Menschen, die jeden Tag ihr eigenes Restaurant führen. Da ging's darum, Konzepte zu bewerten, Abläufe zu analysieren und Betriebe zu pushen", sagt Süsser zu DWDL.de. Bei 'MasterChef' sei das ganz anders, weil hier ambitionierte Hobbyköche am Start seien. "Ich will ihnen aufzeigen, was möglich ist, wenn sie über sich hinauswachsen", erklärt er. "Und klar, ein bisschen Feuer in der Küche gehört dazu."

Doch wie erklärt sich Süsser, dass Kochshows seit vielen Jahren so populär sind, auch wenn das Fernsehen weder Geschmack noch Geruch vermitteln kann? "Weil Essen Emotion ist", sagt Süsser. "Eine gute Kochshow erzählt Geschichten, sie verbindet Menschen. Man fiebert mit, wenn ein Kandidat kämpft, man freut sich, wenn jemand über sich hinauswächst. Und dann kommt noch die Inspiration dazu – die Zuschauer nehmen Ideen mit, bekommen Lust aufs Kochen, auf Genuss. Essen ist halt viel mehr als nur Nahrungsaufnahme, und genau das spüren die Leute."

Ob das auch für "MasterChef" bei Sport1 gilt, werden die kommenden Wochen zeigen. Ein Selbstläufer ist das Format sicher nicht, schließlich müsste sich erstmal herumsprechen, dass der Sportsender neuerdings auch aufs Kochen setzt. Im Bestreben der neuen Eigentümer, Sport1 verstärkt auf Entertainment auszurichten, ist "MasterChef" jedenfalls ein weiteres Puzzleteil – und für ein breites Publikum vielleicht etwas zugänglicher als die Reality-behaftete Spielshow "Exatlon" oder die skurrile Modeshow "My Style Rocks", die bei der Neuausrichtung von Sport1 den Anfang gemacht haben.

"MasterChef", montags bis mittwochs und freitags um 20:15 Uhr bei Sport1