Es war die Art von Weihnachtsgeschenk, die man in Köln nicht haben wollte: Kurz vor den Feiertagen machte das Bundeskartellamt dem Vorhaben der Ad Alliance, künftig auch RTLzwei zu vermarkten, einen Strich durch die Rechnung. RTL-CEO Stephan Schmitter ließ verschnupft mitteilen, dass man für diese Entscheidung "kein Verständnis" habe. Auch RTLzwei - und vor allem seine Gesellschafter (darunter die RTL Group) - hätte den Wechsel gerne vollzogen. Jubel herrschte nur bei El Cartel Media: Der Vermarkter bleibt bestehen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben auf absehbare Zeit einen Job.
Und trotz der Entscheidung war es für den alten und neuen RTLzwei-Vermarkter keine besinnliche Weihnachtszeit, weil sich die Geschäfte im so wichtigen vierten Quartal anders entwickelten als erhofft und gedacht. Ausgerechnet kurz vor Weihnachten habe man eine "extreme Zurückhaltung" gespürt, sagte Geschäftsführer Stephan Karrer am Donnerstag im DWDL.de-Interview. "Der Endspurt fiel aus. Es wurde deutlich: Gelernte Saisonalitäten gelten nicht mehr." Das lineare Fernsehen befinde ich in einem extrem harten Wettbewerb, so Karrer, der trotzdem optimistisch auf 2025 blickt. "Von dem Blues vor Jahreswechsel und der Sorge, dass das erste Quartal furchtbar wird, gibt es keine Spur mehr. Im Gegenteil: Wir sind ausgebucht."
P7S1 startet mit angezogener Handbremse
Markus Messerer: "Im InStream-Bereich sind wir 2024 stark gewachsen und konnten den Abstand zur Konkurrenz vergrößern. Ebenso positiv entwickelt hat sich unser Innovationsbereich rund um Advanced TV. Vor allem der CTV-Bereich profitiert von zunehmender Nachfrage der Werbekunden nach attraktiven Umfeldern und entsprechenden Inventaren, die wir dem Markt – etwa durch unseren AVOD-Ansatz bei Joyn – liefern." Hier erwartet Messerer auch 2025 Wachstum, insgesamt werde der Jahresstart aber "sicherlich noch von der wirtschaftlichen Gesamtsituation des Jahres 2024 in Deutschland geprägt sein". Soll heißen: Es geht mit angezogener Handbremse ins Jahr 2025.
ARD & ZDF profitierten von EM und Olympia
Für die öffentlich-rechtlichen Sender stand 2024 ganz im Zeichen der sportlichen Großereignisse. Fußball-EM und Olympische Sommerspiele haben nicht nur für hervorragende Quoten gesorgt, sondern auch die Kassen von ARD Media und ZDF Werbefernsehen klingeln lassen. "Wir haben ein starkes Vermarktungsjahr hinter uns und unsere geplanten Ziele erreicht", sagt daher Ralf Hape, Geschäftsführer von ARD Media. Und Hans-Joachim Strauch vom ZDF Werbefernsehen sagt, dass sich die Situation im vergangenen Jahr nach einem schwierigen Start mit der Euro 2024 und den Sommerspielen geändert habe. "Auch mit dem Verlauf gegen Jahresende sind wir – im Vergleich zur Gesamt-Werbemarktsituation – durchaus zufrieden. Wir freuen uns, die Erlösziele in diesem Jahr erreicht zu haben."
Wo liegen die Herausforderungen für 2025?
Ähnliches ist auch von ARD Media zu hören. "Die größte Herausforderung für unser Geschäft und die Branche insgesamt sehe ich derzeit in der dynamischen Veränderung der Mediennutzung und den damit verbundenen Erwartungen aller Marktpartner", sagt Ralf Hape gegenüber DWDL.de. Sowohl Strauch als auch Hape wollen die Veränderungen aber auch als Chance verstanden wissen. "Unsere Stärke liegt in der Qualität und Glaubwürdigkeit unserer Inhalte, die eine verlässliche Basis für nachhaltige und vertrauensvolle Kommunikation schaffen", so Hape, der gleichzeitig einen "offenen Austausch und eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren – von Werbetreibenden über Medienhäuser bis hin zu Technologiepartnern" fordert.
Mehr Kooperationen, aber...
Frank Vogel sagt, die wirtschaftliche Unsicherheit und das damit verbundene zurückhaltende Konsumklima bleibe auch 2025 herausfordernd. Den Trend in Richtung Streaming begegne man dagegen mit einer klaren Strategie. Er meint damit die Investitionen von RTL Deutschland in RTL+. Dennoch verweist Vogel darauf, dass die nationalen Werbemärkte durch die großen US-Anbieter noch weiter unter Druck geraten werden. "Versuche, dem etwas entgegenzusetzen, wie beispielsweise unsererseits die Übernahme der RTLzwei-Vermarktung, wurden vom Bundeskartellamt leider unterbunden."
Man brauche aber mehr Möglichkeiten zu Kooperationen zwischen nationalen TV-Anbietern, um den Herausforderungen durch die internationalen Tech-Giganten zu begegnen, so Vogel. Markus Messer erklärt das veränderte Mediennutzungsverhalten zur größten Herausforderung für das Geschäft. Man müsse vor allem die jungen Zielgruppen mit guten Angeboten bedienen. "Denn für unsere Werbekunden ist eine möglichst breite und große Zielgruppe für ihre Kampagnen essentiell."
Michael Radelsberger sagt, eine relevante Aufgabe für die Branche werde es 2025 sein, das strategische Wachstum von CTV voranzutreiben - ohne dass dies zu großen Teilen zulasten des klassischen TV-Budgets gehe. "Die Budgets müssen stattdessen gezielt aus den Bereichen Online Video und Social Media umgelenkt werden, deren Buchung oft aus Einfachheit, aber weniger aus Gründen der Effizienz und Wirkung erfolgt", so der Chef von Sky Media. Und Julia Schörner von Disney Advertising sagt, man wisse, dass Werbetreibende viel bewusster als in der Vergangenheit ihre Budgets investieren. Man müsse daher den Fokus auf die Bereiche qualitativer Content, Technik und Reichweitenausbau legen, "um für das investierte Budget den bestmöglichen Output zu garantieren".