Zwanzig Tage lang haben wir die Bildschirmheldinnen und -helden des Jahres gefeiert, jetzt kommt der Klassiker eines jeden Jahresrückblicks des Medienmagazins DWDL.de: Der Goldene Günter, unser charmanter Negativ-Preis mit dem die Redaktion seit 2008 die Peinlichkeiten des vergangenen Medienjahres ehrt. Eine Auszeichnung, die Personen, Marken und Unternehmen gebührt, deren Leistungen in den vergangenen zwölf Monaten "ziemlich ui-jui-jui" waren.
Ihren Ursprung hat diese Auszeichnung in einer Aussage des ehemaligen ARD-Programmdirektors Günter Struve, der einst eine fragwürdige Ausgabe der Show "Schmidt & Pocher" rückblickend in einem Interview als "ziemlich ui-jui-jui" kritisierte. In dieser Tradition verleiht das Medienmagazin DWDL.de dieses Jahr bereits zum 17. Mal den Goldenen Günter in bierernsten Kategorien. Ermittelt werden die Preisträgerinnen und Preisträger durch Vorschläge von Leserinnen und Lesern des Medienmagazins DWDL.de, aus denen die Redaktion die "schönsten" Fehltritte aussucht und mit einem Goldenen Günter ehrt.
Doch die ultimative Peinlichkeit des Jahres wählen jetzt Sie, die Leserinnen und Leser des Medienmagazins DWDL.de: Bis einschließlich 29. Dezember 23.59 Uhr haben Sie am Ende dieses Artikels die Chance zur Abstimmung und wählen unter unseren elf Goldenen Günter-Preisträgern auch in diesem Jahr den Super-Günter, die ultimative Peinlichkeit des Medienjahres. Sie haben es in der Hand! Entscheiden Sie weise. Und hier kommen die elf Lowlights der Redaktion des Medienmagazins DWDL.de, die zur Wahl stehen...
- Der Goldene Günter in der Kategorie "Unsportlichkeit des Jahres" geht an: Das ZDF und die verlorenen 24,8 Sekunden.
Mit dem ZDF sieht man später: Gerade einmal 24,8 Sekunden standen am 5. August dieses Jahres beim hochspannenden 3x3-Halbfinale der Basketballerinnen gegen Kanada noch aus. Obwohl das deutsche Team mit nur einem Punkt führte, der Einzug ins olympische Finale also kurz vor Spielende keineswegs sicher schien, musste ZDF-Kommentator Benni Zander plötzlich nach Mainz abgeben. Es folgten Werbung und die "heute"-Nachrichten, ohnehin aber schon leicht verspätet. So wurden die Fans um die Magie eines olympischen Moments gebracht, sahen die entscheidenden Sekunden für den Finaleinzug, der später am Abend mit einer Gold-Medaille endete, nur als Aufzeichnung. Von einem Fehler sprach man am nächsten Tag und bat um Entschuldigung. (Mehr dazu lesen Sie hier und hier.)
- Der Goldene Günter in der Kategorie "Selbstmitleid des Jahres" geht an: Den tiefen Fall des Thomas Gottschalk
Je älter er wird, desto besser war er früher: Um Werbung für sein neues Buch zu machen, nutzte Thomas Gottschalk in diesem Herbst jede Gelegenheit um noch einmal zu erzählen, warum er heutzutage nichts mehr sagen könne. Einer, der über Jahrzehnte jünger und wilder blieb, als sein Alter erwarten lässt, hat das Altern in Rekordzeit nachgeholt. Hängen bleibt das traurige Senioren-Clickbait der Marke „Früher war alles besser“, kombiniert mit melodramatischer Selbstüberschätzung. Dass das ZDF ihm nicht einmal eine Show zum Abschied spendiert hätte - sagt der Mann, dem bei "Wetten, dass..?" schon mehrfach die ganz große Abschiedsbühne gewährt wurde. Schade, dass der Mann mit seiner beispiellosen Eloquenz die Coolness verloren hat. Etwas, was Gottschalk selbst früher furchtbar gefunden hätte.
- Der Goldene Günter in der Kategorie "Einkaufsliste des Jahres" geht an: Den WDR und seine Designermöbel-Wunschliste
Dass die Renovierung des sogenannten "Filmhaus" des WDR den ursprünglichen Kostenrahmen bei Weitem sprengt, ist lange bekannt. Im Sommer sorgten dann Ausschreibungsunterlagen fürs Mobiliar für Unverständnis. Detailliert führte der WDR aus, welche Möbel man anschaffen wolle und nannte als Beispiel einige Designer-Stücke. Lounge-Sessel für 4.500 Euro, ein weiteres Modell kostet 3.000 Euro. Oder Holzhocker für 400 Euro. Der WDR sagt: Man wolle langlebige Möbel erwerben, deshalb auf Qualität setzen. Nun sind das nur Beispiele, noch dazu mit Listenpreisen und Sinn der Ausschreibung ist ja, günstige Angebote zu erhalten. Doch einmal mehr vermittelte sich der Eindruck von Maßlosigkeit - was angesichts des aktuellen Diskurses über die Öffentlich-Rechtlichen entweder dreist oder furchtbar gedankenlos ist. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
- Der Goldene Günter in der Kategorie "Technik-Fail des Jahres" geht an: Das exklusive EM-Debakel der Deutschen Telekom
Mit den Übertragunsgrechten der Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land wollte die Deutsche Telekom neue Kundinnen und Kunden für Magenta TV gewinnen - und setzte mit hohen Erwartungen dann alles auf das Achtelfinale Türkei gegen Österreich - ausschließlich bei der Telekom zu sehen. In der Theorie wie gemacht fürs Neukundengeschäft, doch in der Praxis wurde es zum Debakel. Weil zu viele Fans erst Minuten vor Anpfiff begriffen haben, dass das Spiel gar nicht frei empfangbar zu sehen ist, krachten bei der Deutschen Telekom die Server zusammen. Wohlgemerkt bei der Anmeldung, nicht beim Stream. Für ein IT-Unternehmen von dieser Größe extrem peinlich. Man kapitulierte letztlich, zeigte das Spiel kurzerhand kostenfrei auf YouTube, was wiederum die Kundschaft erzürnte, die im Grunde nur für das Spiel ein Monatsabo abgeschlossen hatten.
- Der Goldene Günter in der Kategorie "Öffentlich-rechtlicher Hokus Pokus" geht an: Den ORF und seine irrwitzige „Astro Show“
Auf den Quatsch muss man erstmal kommen: Beim österreichischen ORF hatten Programmverantwortliche, mutmaßlich erwachsene Menschen mit irgendeiner Form von abgeschlossener Bildung, in diesem Jahr die sagenhaft dumme Idee, mal was mit Astrologie zu machen. "Blick in die Sterne - Die Astro Show" blieb nach irrwitziger Premiere mit verfälschten Zitaten, ganz viel Bullshit-Bingo und Geschwurbel eine einmalige Peinlichkeit, von der sich der ORF aber zunächst nicht einmal distanzieren wollte. Obwohl sich viele Wissenschaftler beschwerten. Beim ORF hieß es zunächst: "Horoskope sind für viele ein Lifestyle-Bestandteil des Alltags, wie man auch in zahlreichen Printprodukten sieht. Jedenfalls ist die Astro Show ungeeignet, dem ORF 'Wissenschaftsfeindlichkeit' vorzuwerfen." Erst Wochen später setzte beim ORF wieder Vernunft ein. (Mehr dazu lesen Sier hier.)
- Der Goldene Günter in der Kategorie "Feilscherei des Jahres" geht an: Den verpatzten Milliarden-Poker der DFL
Am Ende gab es doch noch ein Happy End - und in Zukunft darf sich die DFL sogar über etwas höhere Erlöse durch die TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga freuen als bisher. Der Weg bis dahin war allerdings so steinig wie noch nie. Die Ausschreibung hatte im Frühjahr kaum begonnen, da war sie auch schon wieder vorbei, weil ein gigantischer Streit zwischen der Liga und DAZN ausgebrochen war. Der Streamingdienst war der Meinung, das finanziell überlegene Angebot für das Bundesliga-Paket B abgegeben zu haben, das sämtliche Spiele am Freitagabend und Samstagnachmittag beinhaltete. Dennoch erhielt Sky den Zuschlag - angeblich, weil DAZN seine Zahlungsfähigkeit nicht nachweisen konnte. Es folgten gegenseitige Beschuldigungen, eine Abmahnung und ein Schiedsgerichtsverfahren. Eine zähe und unwürdige Hängepartie also, die nicht nur die drei Streithähne lange im Ungewissen ließ, sondern auch alle anderen Anbieter, die in dem Poker mitmischten. Am Ende ging Paket B übrigens ganz offiziell an Sky, während sich DAZN künftig unter anderem über die Konferenz freuen darf. Ende gut, alles gut? Mag sein. Doch ein bitterer Beigeschmack bleibt.
- Der Goldene Günter in der Kategorie "Das hatten wir für 2024 nun wirklich nicht auf dem Zettel" geht an: Sport1, Acunmedya und Harald „Du bist die Krise“ Glööckler
Hand hoch: Wer hätte vor einem Jahr damit gerechnet, dass Harald Glööckler mit einer absurd langen, schrillen Fashion-Show bei Sport1 on air sein würde? Ja, das dachten wir uns. Kam für uns genauso überraschend - und für die Mitarbeitenden bei Sport1 ebenso. Im Eiltempo baut der neue Gesellschafter Acunmedya aus der Türkei das Programm um, auch mit der Realityshow "Exatlon" zur besten Sendezeit und ebenfalls XXL-Länge. All das läuft bislang mit sehr überschaubarem Erfolg. Dafür gab es Entlassungen im Sender und das gemeinsame Rätselraten, ob die neuen Gesellschafter nun genial oder daneben sind. Ziemlich uijuijui, dieses Sport1 in 2024.
- Der Goldene Günter in der Kategorie "Format-Konzept des Jahres" geht an: Das "EM Studio" von RTL zum Deutschland-Spiel gegen Spanien
Während die deutsche Fußball-Nationalmannschaft an einem Freitagabend im Sommer gegen Spanien in der Verlängerung um den Einzug in das Halbfinale kämpfte, sendete RTL parallel unverdrossen sein ohnehin schon merkwürdiges "EM-Studio" aus Hürth. "Wir dürfen natürlich keinen Ton übertragen, wir dürfen natürlich kein Bild übertragen und wir dürfen auch nicht allzu viel kommentieren", erklärte Gastgeber Elton denen, die sich doch zu RTL verirrten. An diesem Abend war besonders fraglich, für wen dieses Format eigentlich gedacht war. Erst zum EM-Finale sparte man sich dann doch eine Ausgabe der Show, die inhaltlich nie richtig zündete. An den meisten Spieltagen war man woanders näher dran, an spielfreien Tagen gab es selten Spannendes.
- Der Goldene Günter in der Kategorie "Peinlichste Primetime-Recherche" geht an: Die „Insider“-Doku des ZDF über die Deutsche Bahn
Der inoffizielle und hiermit kurzerhand erfundene "Undercover Boss"-Gedächtnispreis geht in diesem an die "Insider"-Doku des ZDF über die Deutsche Bahn: Wer dachte, besser als die legendäre Maskerade von Detlef D! Soost bei der RTL-Show könne es doch nicht mehr werden, der hat 2024 gelernt: Das ZDF kann noch peinlicher und das leider nicht nur in Bezug auf die Verkleidung. Auch inhaltlich war diese Doku so schlecht und in Stellen falsch, dass das ZDF sie kurzerhand offline nahm und erstmal überarbeiten musste. Die Deutsche Bahn übte Kritik - amüsierte sich aber doch auch über die Gesichtsmasken ehemaliger Mitarbeiter, die man "eher im Karneval als beim ZDF vermuten" würde.
- Der Goldene Günter in der Kategorie "Wettbewerbsverhüter" geht an: Die unglaublich langsamen Mühlen des Bundeskartellamts
Ende Juni 2023 wurde das Bundeskartellamt über die Absicht informiert, die Werbemarktung von RTLzwei in die Hände der Ad Alliance zu geben. Darauf hatte sich die Geschäftsführung von RTLzwei in Abstimmung - und auf Drängen - der Gesellschafter des Senders entschieden. Damit begann das Warten. Für eine Beurteilung der Marktsituation und damit Gewissheit für alle Beteiligten ließen sich die Wettbewerbshüter fast 18 Monate Zeit. Anderthalb Jahre, in denen auch keine wesentlichen Veränderungen im Markt eine so lange Entscheidungsfindung erkoren würden. Eine Hängepartie, auf Kosten von Wirtschaftlichkeit und den Nerven dutzender Mitarbeitenden. Wie dann entschieden wurde, ist nochmal ein Thema für sich.
- Der Goldene Günter in der Kategorie "Falsch kalkuliert" geht an: Die ARD und der Denkfehler bei den Telenovelas am Nachmittag
Da hat wohl nochmal jemand nachgerechnet. Im Mai verkündete die ARD zwar eine Verlängerung des Produktionsauftrags für seine beiden werktäglichen Telenovelas, allerdings nur noch als Halbstünder. Eine Sparmaßnahme im Programm, verkauft als Möglichkeit, am Nachmittag auch mal andere Ideen auszuprobieren. Doch das versucht man schon seit Jahren immer und immer wieder, bemerkenswert erfolglos. Und dann auch noch das: Zwei Monate nach der angekündigten Einsparung bei den Telenovelas fiel beim Nachrechnen auf: Halb so lang ist ja gar nicht gleich halb so teuer. Die verkürzten Serien wären im Minutenpreis teurer geworden. Also: Rolle rückwärts.
Und jetzt sind Sie dran! Stimmen Sie ab!
Die ultimative Peinlichkeit des Jahres wählen jetzt Sie, die Leserinnen und Leser des Medienmagazins DWDL.de: Bis einschließlich 29. Dezember 23:59 Uhr haben Sie die Chance zur Abstimmung und wählen unter unseren elf Goldenen Günter-Preisträgern den Super-Günter, die ultimative Peinlichkeit des Medienjahres. Wer gewonnen hat, lösen wir dann am 30. Dezember auf.