Je näher die Festtage rücken, desto mehr füllen sich Streaming-Plattformen und Fernsehprogramme mit Weihnachtsfilmen. Dabei gilt es als Naturgesetz, dass sich das saisonale Genre – irgendwo zwischen Melodram und romantischer Komödie verortet – Jahr um Jahr vermehrt. Schließlich lockt die enorme Repertoirefähigkeit, sprich: Die alten werden immer wieder geguckt, die neuen frischen die Auswahl auf.
Als bekennender Fan des Genres zählt Friedemann Goez zu den regelmäßigen Konsumenten und nennt "Tatsächlich... Liebe" sowie "Das Wunder von Manhattan" als seine Lieblingsfilme. Es ist also kein Zufall, wenn das erste TV-Movie seiner noch jungen Produktionsfirma unter die Kategorie Weihnachtsfilm fällt. Eine "herzerwärmende Geschichte", die durch ihre "märchenhafte Erzählweise" besteche, so die "Abendzeitung"; laut "TV Spielfilm" ein "origineller Mutter-Tochter-Clash mit bittersüßen Noten".
Die Rede ist von "Zitronenherzen", einer Weihnachtswunderkomödie fürs ZDF, in der TV-Reporterin Carla (Paula Kalenberg) ihre Mutter, die Groschenroman-Königin Marlene (Leslie Malton), interviewen soll, aber dann plötzlich als Hauptfigur mitten in deren kitschiger Romanwelt aufwacht. Die Neigung zum High-Concept-Ansatz mag noch aus Goez' vorheriger Berufsetappe stammen. Der Berliner Jungunternehmer stand zuletzt vier Jahre in Diensten von Intaglio Films und war dort als Producer für die aufwendige Frank-Schätzing-Verfilmung "Der Schwarm" zuständig.
"Spannend, bereichernd und inspirierend" sei die Zeit bei dem Joint Venture von Beta Film und ZDF Studios gewesen, sagt Goez im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Den 'Schwarm' produzieren zu dürfen, habe ich wie eine Art Gesellenstück empfunden." Der Handwerksvergleich legt nahe, dass im Anschluss daran das Streben nach Selbstständigkeit einsetzte. "Mit dem Erfolg der Berlinale-Premiere 2023 hat sich das Gefühl noch einmal bestätigt: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um mein eigenes Ding zu machen", so Goez. Seine Produktionsfirma Narrative Way hatte er da schon gegründet.
2016 ging Goez als Vice President Co-Production & Development zur Beta, die ihn zwei Jahre später nach Berlin entsandte, um mit Doelger als kreativem Kopf die Intaglio aufzubauen. Wer bei Lehrmeistern wie Hofmann, Mojto und Doelger jahrelang kreativ-unternehmerisches Denken eingeatmet hat, dürfte so einiges an Rüstzeug mitbringen, auch wenn Goez natürlich keine leichte Zeit zum Start einer neuen Produktionsfirma erwischt hat. Narrative Way ist mit dreieinhalb Vollzeitstellen bewusst schlank aufgestellt. Als 5-Prozent-Gesellschafter und Fachmann fürs Kaufmännische ist Jörg Balzer mit an Bord, der zuletzt bei Intaglio für Business & Financial Affairs zuständig war.
Innerhalb der letzten anderthalb Jahre hat die Firma vier Produktionen abgeschlossen – neben "Zitronenherzen" und "Was du von mir sehen kannst" auch noch die Fußball-Doku "7:1 – Das Jahrundertspiel" und die Dokuserie "Freestyle – Geschichten aus dem Actionsport", beide ebenfalls fürs ZDF. Die Netzwerke scheinen zu funktionieren: Isabelle Caps-Kuhn entwickelte für Goez gleich nach ihrem Diplomfilm auch das Weihnachtsmärchen, die Regie übernahm Jan Haering, Goez' WG-Genosse aus Ludwigsburger Studientagen. Und Filmemacher Floris Asche, der zeitgleich mit Goez bei der UFA war, suchte gerade ein neues Dach für seine dokumentarischen Projekte.
"Unser Ziel im Fiktionalen wie im Dokumentarischen ist es, besondere Geschichten zu entwickeln, die den Zuschauern ein hohes Identifikationspotenzial bieten", formuliert Goez seine Mission. Zu den Entwicklungsprojekten von Narrative Way zählen zwar auch Serien, doch den Schwerpunkt sollen bis auf weiteres 90-Minüter bilden. "Bei aller kreativen und kaufmännischen Faszination für Serien möchte ich Fernsehfilme nicht missen", so Goez. "Sie sind ein wesentlicher Teil unserer TV-Kultur, den es sich zu pflegen lohnt."
"Zitronenherzen" läuft am Montag um 20:15 Uhr im ZDF, "Was du von mir sehen kannst" am Donnerstag um 21:35 Uhr auf Arte