Dem eigenen Königspaar bei dessen Intimleben zuzuschauen, fühlt sich für viele Niederländer offenbar unbehaglich an. So beliebt und erfolgreich der im April beim Streamingdienst Videoland veröffentlichte Sechsteiler "Máxima" auch sein mag – zu den Sexszenen lassen sich allerhand negative Social-Media-Kommentare der Untertanen finden. Beispielhaft sei Zuschauerin Eveline zitiert, die alles andere an der Serie toll fand: "Ist natürlich typisch holländisch, aber fühlt sich trotzdem weniger respektvoll gegenüber den Royals an. Bei 'The Crown' zum Beispiel war das überhaupt nicht der Fall."
Wenn die deutsche Videoland-Schwester RTL+ die Biopic-Saga in Kürze übernimmt, blickt das hiesige Publikum mutmaßlich weniger pikiert ins Palast-Schlafzimmer. Das generelle Interesse dürfte ähnlich hoch liegen, denn einschlägigen Umfragen zufolge gelten Willem-Alexander und Máxima hierzulande als zweitbeliebtestes Blaublut-Paar nach William und Kate. Zudem ist die aufwendig produzierte Serie nicht nur juicy genug, sondern wartet auch mit einer so interessanten Perspektive auf, dass die Zielgruppe weit über Hardcore-"Goldenes Blatt"-Leserinnen hinausreicht.
Ein Missverständnis sollte man freilich gleich aus dem Weg räumen: Wer "Máxima" als Hollands Antwort auf "The Crown" tituliert, baut nicht nur wegen der unterschiedlichen Handhabung von Intimszenen eine schiefe Analogie. Während Peter Morgans legendärer Netflix-Hit ein multiperspektivisches Drama aus Sicht der königlichen Familie und ihrer Zwänge war, konzentriert sich die Verfilmung von Marcia Luytens Biografie "Moederland: De jonge jaren van Máxima Zorreguieta" voll und ganz auf ihre Titelfigur – und changiert eher zwischen RomCom und Coming-of-Age als wirklich tief ins Drama einzutauchen.
Den Anfang der ersten und das Ende der sechsten Folge rahmt eine Szene ein, in der Máxima und Willem-Alexander über Jorge Zorreguieta streiten, Máximas Vater, der zur Hochzeit in Amsterdam wegen seiner Rolle als Minister unter der argentinischen Militärdiktatur nicht willkommen ist. Von dort aus blickt die Serie zurück auf jenen Moment, als das junge Paar sich während eines Frühlingsfests 1999 in Sevilla kennenlernt, verkuppelt von gemeinsamen Freunden. Von Máximas Kindheit und Jugend in Buenos Aires sowie ihrer späteren Arbeit als Bankerin in New York wird der Bogen geschlagen zum Leben hinter all den Balkonauftritten, Fotoshootings, Staatsbesuchen und sonstigen Pflichten im Dienst der niederländischen Krone.
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Die unangenehmen Seiten bleiben dabei nicht ausgespart. Wer nicht mehr weiß, dass Königshaus und Parlament der Ehe erst zustimmten, nachdem der Kronprinz mit Thronverzicht gedroht und Máximas Vater sein Fernbleiben von der Hochzeit versichert hatte, wird hier daran erinnert. Zwar deckt "Máxima" kaum ungekannte Fakten aus dem weithin ausgeleuchteten Prinzessinnendasein auf, doch die konsequente Innensicht funktioniert wunderbar als Stilmittel, um die Gefühlswelt einer modernen jungen Frau in einem für sie maximal fremden System zu vermitteln. Wie wahrheitsgetreu diese Empfindungen im Einzelnen sind, ist dabei zweitrangig – dramaturgisch wirken sie wahrhaftig und glaubwürdig wie vom Autorinnenteam um Marnie Blok, Ilse Ott und Marcela Guerty ersonnen.
Optisch ähneln Delfina Chaves als Máxima und Martijn Lakemeier als Willem-Alexander ihren realen Rollenvorbildern auf eindrucksvolle Art. Von gut studierten Nuancen in der Mimik bis hin zu typischen Bewegungsmustern wie Willem-Alexanders berüchtigt linkischen Tanzkünsten gelingt die Annäherung überzeugend. Noch wichtiger ist natürlich, dass insbesondere Chaves den auf Máxima lastenden Druck und die daraus resultierende Unsicherheit nachvollziehbar durchscheinen lässt. Und wenn man sieht, wie gut die beiden Schauspieler vor der Kamera miteinander harmonieren, ist man nicht allzu verwundert, dass die Argentinierin und der Holländer seit den Dreharbeiten auch im echten Leben ein Paar sind. In einer starken Nebenrolle schafft es Sebastian Koch als Prinz Claus, durch prononciertes Schweigen die Verletzlichkeit des Königinnengemahls zu zeigen.
Ob die echte Máxima jemals eingeschaltet hat, ist nicht überliefert – aber eher unwahrscheinlich, da sie nach eigenen Angaben schon Luytens Buch nicht gelesen hatte. Schön anzuschauen ist die Serie allemal, da sie mit Drehorten in New York, Buenos Aires, Spanien, Belgien und den Niederlanden ihren hohen Production Value ins Schaufenster stellt. Der Weltvertrieb Beta Film hat "Máxima" in 25 Länder verkauft, die Dreharbeiten zur zweiten Staffel sollen im Oktober beginnen.
"Máxima" startet am 17. August bei RTL+ und läuft am 18. und 25. August jeweils ab 20:15 Uhr auf RTL Passion.