"Mordkomplott? Kennen wir doch, in allen möglichen Varianten! Geschmiedet von Ehefrauen? Auch das - gähn." Selbst wer so denkt, sollte dringend weiterlesen. Denn in "Black Widows" geht es zwar um ein Mordkomplott von Ehefrauen - aber im Mittelpunkt stehen nicht etwa die Vorgeschichte, das Planen und das Ausführen. Sondern das, was danach kommt: Schuldgefühle, Angst vor dem Auffliegen, Ziellosigkeit und unerwartete Enthüllungen. Herausgekommen ist eine spannende Krimi-Beziehungsdrama-Serie - in der es für eine nordische Produktion überraschend sonnig ist.
Trotz des guten Wetters: Die finnische Serie erzählt keine "Ach, wie lustig ist das Witwenleben"-Geschichte. Sondern es geht hier um drei Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen sehr verzweifelt waren und nun nach Orientierung und Halt suchen. Auch wenn ihre Lebenslust immer wieder sehr spürbar ist und hin und wieder sogar für Schmunzler nach "Desperate Housewives"-Art sorgt - der Grundtenor der Serie ist düster. Denn statt sich nur auf die drei Frauen zu konzentrieren, haben die Autoren eine weitere Geschichte eingewoben, die im Hintergrund lauert. Sie erzeugt beim Zuschauen ein gewisses Unbehagen, weil klar ist, dass sich etwas zusammenbraut - allerdings schwer zu greifen ist, was da genau kommt.
Wie viele nordische Filme und Serien spart auch "Black Widows" an Worten - Dialoge beschränken sich aufs Nötigste, viele Charaktere sind wortkarg. Das kann unter Umständen dazu führen, dass diejenigen Zuschauer, die selten nordische Produktionen schauen, in den ersten Episoden mit einigen Figuren fremdeln. Doch im Grunde ist es eine wohltuende Abwechslung im riesigen Meer der vielen - vor allem amerikanischen - Serien-Produktionen, die mit Worten oft geradezu verschwenderisch umgehen.
In Finnland kam die Serie - der Originaltitel lautet übrigens "Mustat Lesket" - sehr gut an: Bei der Erstaustrahlung im März 2014 erzielte der Privatsender Nelonen damit Rekordwerte, die Pilotfolge hatte einen Marktanteil von 30 Prozent. Beim Kultainen Venla, dem wichtigsten finnischen Fernseh-Preis, gab es 2014 drei Auszeichnungen: in den Kategorien "bestes Drama", "beste Regie", "bestes Drehbuch". Eine zweite Staffel ist bereits in Arbeit und ist für Winter 2015 angekündigt.
Auch außerhalb Finnlands ist man auf die Serie aufmerksam geworden: CBS hat sich die Rechte gesichert, um ein Remake für den US-Markt daraus zu machen. Doch das soll nicht das einzige Remake bleiben: Die Modern Times Group MTG will ebenfalls eine neue Version produzieren und zwar für die konzerneigenen Sender in Dänemark, Schweden und Norwegen. Der schwedische Schauspieler Peter Stormare (international bekannt durch seine Rollen in US-Produktionen, zum Beispiel im Film "Fargo") soll eine wichtige Figur spielen, die Ausstrahlung ist für 2016 geplant. In Deutschland wird bald das Original zu sehen sein - auf welchem Sender, das darf leider noch nicht verraten werden.