Der erste Eindruck ist die unfassbare Schönheit der Landschaft. Im Vordergrund der Staudamm der Tignes-Talsperre, im Hintergrund die Berge des Vanoise-Massivs. Und alles ummantelt von Stille. Bis plötzlich ein Schulbus durch die Szenerie rast, die Klippen hinabstürzt und in einer Rauchwolke aufgeht. So beginnt die außergewöhnlichste Serie, die das französische Fernsehen seit Jahren hervorgebracht hat.

Was dann acht Folgen lang geschieht, ist mit dem Attribut 'mysteriös' nur unzureichend beschrieben. Das beim Busunfall tödlich verunglückte Mädchen Camille kehrt vier Jahre später zu ihrer Familie zurück, als sei nichts gewesen. Simon durchsucht das kleine Bergdorf nach seiner Verlobten Adèle - dabei war er vor zehn Jahren gestorben. Der alte Monsieur Costa findet seine Frau 30 Jahre nach deren Tod kerngesund am Küchentisch vor. "Les Revenants", die titelgebenden Wiedergänger, kehren aus dem Jenseits zurück.



Als Frankreichs Pay-TV-Marktführer Canal+ die Serie Ende 2012 ins Programm nahm, dauerte es nicht lange, bis sich die Qualitäten des Mystery-Schockers international herumsprachen. Über eine Wiederauferstehung des Fantasy-Genres jubelte "Le Monde", an das legendäre "Twin Peaks" fühlte sich "Libération" erinnert. Und zum US-Start bei SundanceTV unter dem englischen Titel "The Returned" urteilte die "Los Angeles Times": "Die sehr reale Angst und Spannung kommen nicht von plötzlichen Schocks, die tausend Horrorfilme einen zu erwarten gelehrt haben. Vielmehr resultieren sie daraus, dass man sich wünscht, den lebenden und untoten Personen in dieser Geschichte möge es am Ende gut ergehen, und doch fühlt, dass es anders kommen könnte." Auch Stephen King outete sich als Fan der Serie.

Autor und Regisseur Fabrice Gobert, der 2013 den International Emmy Award für die beste Drama-Serie einsacken durfte, hatte als Vorlage einen gleichnamigen französischen Zombie-Film von 2004 gewählt - und diesen künstlerisch um Längen übertroffen. Jegliches Bild, das man als Zuschauer bei Untoten oder Zombies unweigerlich im Kopf hat, wirft Gobert über den Haufen. In "Les Revenants" geht es um grundsätzliche, geradezu philosophische Fragen: Wie reagieren Menschen auf das Unbegreifliche? Ist Freude möglich oder Grauen unvermeidbar, wenn die Ratio versagt? In der Serie erlebt man die unterschiedlichsten Wege, damit umzugehen - oft extrem und tragisch.

Das macht es dem Zuschauer nicht immer leicht, sich auf die Rückkehrer einzulassen. Wer vordergründigen Grusel sucht, ist sowieso an der falschen Stelle. Wer aber der Story Zeit gibt und viele offene Fragen aushält, wird mit einem ungewöhnlich dichten Serien-Universum und einer regelrecht magischen Sogwirkung belohnt. Zur Atmosphäre trägt gehörig der Soundtrack bei, der von der schottischen Band Mogwai stammt und von düsteren Klängen geprägt ist.

In Deutschland war "Les Revenants"/"The Returned" bislang über die VoD-Plattform Watchever und den Pay-TV-Sender RTL Crime zu sehen. Ihre Free-TV-Premiere feiert die Serie ab 24. September mittwochs um 22.15 Uhr im WDR Fernsehen. Eigentlich hätte die zweite Staffel längst abgedreht sein sollen - doch Verzögerungen bei Gobert und seinen Mitautoren haben dazu geführt, dass Canal+ die Ausstrahlung nun erst für 2015 einplant. Unterdessen ist auch ein US-Remake unter dem Titel "The Returned" in Produktion. "Lost"-Macher Carlton Cuse fungiert als Executive Producer und schreibt den Piloten. A&E hat zehn Folgen bestellt, die 2015 auf Sendung gehen sollen. Bei Sky Italia ist zudem ein italienisches Remake in der Mache.