Die Highlight Communications AG mit Hauptsitz in der Schweiz wurde 1983 gegründet und ist in den Segmenten Film sowie Sport und Event tätig. Sie hält 100 Prozent der Anteile an der Constantin Film AG, im Sport-Segment gehört die Sport1 Medien AG zum Konzern. Die Hälfte der Anteile daran hat Highlight Communications kürzlich jedoch an das türkische Unternehmen Acunmedya verkauft. Mit der Team Holding vermarktet man u.a. die verschiedenen UEFA-Wettbewerbe wie die Champions League, mit der Highlight Event AG ist man auf die Vermarktung internationaler Musik-, Kultur- und Unterhaltungsprojekte spezialisiert. Bernhard Burgener führte das Unternehmen 1999 an die Börse und verantwortet bis heute die Geschäfte als Präsident des Verwaltungsrats.

Herr Burgener, wenn Sie wählen müssten, was schauen Sie am liebsten? "Kaulitz & Kaulitz", "Rehragout-Rendezvous" oder "Doppelpass"?

Bernhard Burgener: (lacht) Das Schöne ist: Wir sind in der Sportwelt, Filmwelt, Entertainment- und Musikwelt zu Hause. Unser Ziel ist es, dass wir auf der ganzen Welt operativ tätig sind. Und bis auf Sport1 sind wir ja in allen Bereichen weltweit tätig, sei es in der Vermarktung, im Vertrieb oder der Produktion von Content. Unser Ziel ist, dass unsere Filme überall gezeigt werden und das gleiche gilt für die Rechte, die wir an dem Eurovision Song Contest (ESC), den Wiener Philharmonikern und den europäischen Klubfußball-Wettbewerben halten - also der UEFA Champions League, der UEFA Europa League und der UEFA Europa Conference League. Ich gehe also gerne privat ins Kino, schaue mir Fußballspiele an und war auch schon beim ESC. Am Ende hatte ich das große Glück, in einer Welt tätig zu sein, die mir gefällt.

Das hört sich schon fast nach einem Abschied an, wenn Sie das so formulieren.

Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Bislang war das so und natürlich schaue ich nach vorn. Ich plane definitiv keinen Abschied, ganz und gar nicht. Ich habe meinen Vertrag gerade erst verlängert. Ich bin mit mittlerweile etwas mehr als 23 Prozent der größte Einzelaktionär der Highlight Event and Entertainment AG (HLEE). Und es stimmt schon, inzwischen bin ich auf der “falschen Seite” von 60, man könnte auch sagen: von 65, aber das Geschäft hält mich jung (lacht).

 

Wir sind kein großer Flugzeugträger. Stattdessen haben wir viele kleine Schnellboote, die als Frühwarnsysteme dienen.

 

Wie schwer ist es eigentlich, mit Constantin Film und Sport1 zwei so unterschiedliche Bereiche unter einem Dach zu haben? Da gibt es nicht viele Synergien.

Das ist richtig. Bei uns in der Schweiz geht es viel um Föderalismus und deshalb haben wir in den einzelnen Bereichen der Highlight-Gruppe immer darauf geachtet, dass die Eigenständigkeit durch starke CEOs bewahrt wird. Bei Constantin Film hat gerade erst Oliver Berben die operative Leitung übernommen, da gibt es einen großen Innovationsgedanken und da wird in den nächsten Jahren viel passieren. Bei Sport1 hat es durch den Einstieg von Acunmedya ebenfalls Veränderungen gegeben, ebenso wie bei TEAM und der Highlight Event AG. Diese sind aufgrund der verschiedenen Geschäftsbereiche selbstständige Segmente, die an uns berichten. Natürlich gibt es monatliche Reports und laufende Gespräche, aber wir sind kein großer Flugzeugträger. Stattdessen haben wir viele kleine Schnellboote, die als Frühwarnsysteme dienen.

Eines dieser Schnellboote, die Sport1 GmbH, steuern Sie künftig gemeinsam mit dem türkischen Medienunternehmen Acunmedya. Wie ist es dazu gekommen?

Auf das Segment Sport sind in den vergangenen Jahren die meisten Verluste zurückzuführen gewesen, das hat uns in der Gruppe belastet. Ein guter Geschäftspartner hat mich angerufen und mit Acunmedya zusammengebracht. Wir waren im Dezember in Istanbul und hatten gute Gespräche. Acunmedya ist in vielen Ländern tätig und ist dort immer sehr erfolgreich gewesen. Was mich beeindruckt hat: In jedem Land, in das sie gegangen sind, konnten sie die Marktanteile innerhalb von ein bis zwei Jahren teilweise massiv erhöhen.

Ist das auch das Ziel für Sport1?

Für uns ist es entscheidend, die Reichweiten in der Primetime zu steigern. Da werden die meisten Einnahmen generiert. Bislang hatten wir hier nur wenig zu bieten und wir können es uns nicht leisten, für alle Sendeplätze teure Sportrechte zu erwerben. Wir mussten eine Kompensation finden und mit Acunmedya glauben wir an den Erfolg. Ich habe nicht nur ein sehr gutes Gefühl, sondern bin überzeugt davon, dass wir innerhalb der nächsten eineinhalb bis drei Jahren eine sehr positive Entwicklung und Veränderung bei Sport1 sehen werden.

Wo genau? Beim Umsatz? Bei den Reichweiten?

Sport1 finanziert sich über Werbeeinnahmen, insofern bestimmen die Reichweiten den Umsatz. Im Herbst startet mit “Exatlon” das erste neue Format von Acunmedya und dann kann man ja sehr transparent sehen, wie erfolgreich das sein wird. Ich will nicht in die Glaskugel schauen, aber wir haben einen starken Partner und haben das mit einer 50:50-Aufteilung der Anteile sehr fair vorgenommen.

 

"Wir haben viele freie Slots, für die wir Programme benötigen und die eine gewisse Reichweite haben müssen."

 

Der Verkauf der 50 Prozent der Anteile an Sport1 war aber nicht Ihr Einstieg in den endgültigen Ausstieg, oder?

Wir wollen die restlichen 50 Prozent nicht verkaufen. Wir wollen den Sender stärken. Die größte Herausforderung bei Sport1 war und ist, dass wir unsere Leuchttürme haben, die immer wieder für hohe Reichweiten sorgen. Das Problem ist aber, dass die Reichweiten regelrecht einbrechen, wenn diese Sendungen, sei es der “Doppelpass” oder die Übertragungen aus der 2. Bundesliga, vorbei sind. Hinzu kommt, dass die Rechte für diese Leuchttürme sehr teuer sind. Acunmedya war auf der Suche nach Programmfenstern. Das hat bei uns gepasst, denn wir haben viele freie Slots, für die wir Programme benötigen und die eine gewisse Reichweite haben müssen.

Sie haben "Exatlon" bereits angesprochen, das ist eine Sport-Reality-Show, die in der Primetime zu sehen sein wird. Jetzt ist Sport1 nicht unbedingt bekannt für diese Programmfarbe. Wie groß ist das Risiko, das Sie durch den Deal eingehen?

Wir sehen da kein Risiko. Wir haben bereits vor einigen Monaten damit angefangen, alte Serien wie "Hausmeister Krause" ins Programm zu nehmen, damit konnten wir bereits teilweise sehr hohe Quoten erzielen. Zuletzt haben wir auch unsere Nachtschiene umgebaut. Sport1 konnte anlässlich der Darts-WM 2024 vom 15. Dezember 2023 bis 3. Januar 2024 neue Bestwerte, sowohl bei den TV-, als auch bei den digitalen Reichweiten erzielen. In der Spitze verfolgten über 2,2 Millionen Zuschauer die Darts WM im TV-Bereich. Das zeigt: Wenn Sie das richtige Programm haben, sind auch die Zuschauer da. Deshalb bin ich auch überzeugt davon, dass "Exatlon" auf Interesse unseres Publikums stoßen wird.

Was sind die Ziele für die Show?

Wir haben eine gewisse Bandbreite diskutiert, wo die Show landen könnte und sollte. Auch auf Basis der Erfahrungen, die Acunmedya in anderen Ländern gemacht hat. Ich bin schon sehr zufrieden, wenn es nur ein kleiner Anteil dessen wäre, was Acunmedya erwartet (lacht). Es wäre schon verrückt genug, wenn sich unser Marktanteil nur verdoppeln würde. Dass Acunmedya das kann, haben sie schon in 15 anderen Ländern unter Beweis gestellt.

 

"Ich bin schon sehr zufrieden, wenn es nur ein kleiner Anteil dessen wäre, was Acunmedya erwartet."

 

Bei diesem ganzen Fokus auf Unterhaltungsformate: Welchen Stellenwert haben die Bundesligarechte künftig noch für Sport1? Darüber werden Sie mit dem neuen Mit-Eigentümer wohl vor seinem Einstieg gesprochen haben?

Darüber haben wir gesprochen. Wir werden für diese Rechte weiter mitbieten, das ist doch logisch, da wir eine langjährige Partnerschaft haben. Wir stehen zum Sport und wir stehen zum Fußball. Das Problem war bislang nur, dass wir trotz dieser Leuchttürme in der Primetime viele Programmslots frei hatten. An fünf von sieben Tagen in der Woche haben wir um 20:15 Uhr freie Sendeplätze. Es geht bei dem Deal mit Acunmedya nicht um eine Verdrängung zugunsten von Shows, es ist eine Ergänzung, Erweiterung und das wird eine Verbesserung, die den gesamten Sender nach vorn bringen wird.

Reden wir doch kurz über die Bundesliga-Rechte. Da ist die entsprechende Rechteausschreibung durch den Streit zwischen Liga und DAZN aktuell unterbrochen. Wie bewerten Sie das?

Da haben Sie bitte Verständnis, dass ich mich dazu nicht äußern werde, denn wir wollen an dieser Ausschreibung teilnehmen. Generell ist aber zu beobachten, auch in anderen Ländern, dass im Fußball viel im Umbruch ist. Natürlich gibt es für uns da auch Grenzen, aber es ist ja klar, dass die Rechte für uns wichtig sind. Gut wäre es im Sinne aller Beteiligten, wenn es im September zu einer Lösung kommt, damit der Prozess der Rechtevergabe weiter geht.

Nach dem vollzogenen Einstieg von Acunmedya bei Sport1 hat es in der Geschäftsführung die erste Veränderung gegeben. Matthias Kirschenhofer ist alleiniger Geschäftsführer des Senders, er hatte das zuvor gemeinsam mit Robin Seckler gemacht. Wird es dabei bleiben oder sind weitere Änderungen geplant?

Der Wunsch war, und das haben wir auch verstanden, dass wir uns bei der Sport1 GmbH auf einen Geschäftsführer konzentrieren. Ich will nicht ausschließen, dass es in Zukunft weitere Änderungen geben wird. Herr Robin Seckler ist weiterhin im Vorstand von Sport1 Medien AG und ist verantwortlich für den digitalen Bereich. Für den Moment ist der Sender damit gut aufgestellt.

Bei Constantin Film hat durch den Abgang von Martin Moszkowicz und die Beförderung von Oliver Berben ebenfalls eine Neuaufstellung stattgefunden. Auch das kam in einer turbulenten Zeit, 2023 war ein Krisenjahr für viele Produktionsunternehmen. Constantin Film hat massiv an Umsatz verloren. Ist das Unternehmen Stand jetzt gut aufgestellt?

Ja, Constantin Film ist für die Zukunft gut aufgestellt. Oliver ist schon lange bei uns und ich schätze ihn sehr. Er ist dynamisch, hat ein großes Netzwerk und hat die Constantin zusammen mit Martin und den anderen Vorständen sehr gut aufgestellt. Nächstes Jahr kommt die Fortsetzung von "Schuh des Manitu", "Das Kanu des Manitu" - auch das ist ein großer Verdienst von Oliver Berben. Wir standen bei Prime Video mit "Those About To Die" auf Platz eins. Und 2025 wird Constantin wieder ein ganz anderes Unternehmen sein als zuletzt…

 

"Es gibt immer wieder Anfragen von Unternehmen, die ihr Interesse an der Constantin Film bekunden. Das kommt für uns nicht infrage."

 

Und der Umsatzverlust?

Der Umsatzverlust ist gut begründet. Wir haben in der Corona-Zeit viel weniger produziert, das hat sich 2023 im Umsatz niedergeschlagen. Ab dem nächsten Jahr geht es Vollgas weiter, da werden wieder deutlich mehr Produktionen kommen. Constantin Film hat über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte eine große Library aufgebaut, da gibt es große Werte, die aber nicht in der Bilanz ausgewiesen werden. Aber genau deshalb gibt es auch immer wieder Anfragen von Unternehmen, die ihr Interesse an der Constantin Film bekunden. Das kommt für uns nicht infrage.

Auch hinter den Kulissen war zuletzt viel los bei Highlight, weil mit Alexander Studhalter ein Großaktionär auf die Sanktionsliste der USA gekommen war. Inzwischen steht er dort nicht mehr, zuvor wurde seine Beteiligung durch eine Kapitalerhöhung verwässert. Welche Auswirkungen hatte das alles dennoch? Einmal konkret im Geschäftlichen, aber auch in der Außenwahrnehmung des Konzerns?

In den letzten zwei Jahren haben wir uns hauptsächlich darum kümmern müssen. Es war wichtig, dass wir die regulatorischen Anforderungen gegenüber der Banken weiterhin erfüllen. Und wenn dann jemand involviert ist, der auf der Sanktionsliste der OFAC steht, muss man bestimmte Auflagen erfüllen. Deshalb haben wir die Kapitalerhöhung durchgeführt. Und natürlich wird man, egal wo man hinkommt, mit Fragen dazu konfrontiert. Ich bin sehr glücklich, dass sich die ganze Sache in der Zwischenzeit gelöst hat.

Alexander Studhalter wurde vor einigen Wochen von der Sanktionsliste gestrichen.

Die Departments haben mittlerweile eingeräumt, dass Alexander Studhalter zu Unrecht auf der Liste gelandet ist. Das Tragische ist ja, dass wenn man einmal draufsteht, es große Auswirkungen hat.

Jetzt ist die Sache gelöst, aber es bleibt trotzdem immer etwas hängen, oder?

Bei uns bleibt nichts hängen, aber natürlich stimmt es: In der Öffentlichkeit ist es leider oft so, dass man ohne Beweise jemand vorverurteilt, und wenn sich dann herausstellt, dass dies nicht gerechtfertigt war, die falsche Berichterstattung bestehen lässt.

Blicken wir in die Zukunft: Wo steht die Gruppe am Ende des Jahres?

Ganz generell bin ich optimistisch, dass wir nach sieben schwierigen nun sieben guten Jahren vor uns haben. Ich bin überzeugt, dass wir trotz der einen oder anderen Herausforderung, die wir noch haben und die wir angehen werden, auf einem viel besseren Weg sind als noch vor wenigen Jahren.

Herr Burgener, vielen Dank für das Gespräch!