Benni und Dennis, Sie haben sich gerade erst mit "World Wide Wohnzimmer" von funk verabschiedet. Wie fühlt es sich an, aus der jungen Zielgruppe herauszuwachsen?
Benni Wolter: Der Wechsel ist für uns der nächste logische Schritt. Als wir bei funk gestartet sind, waren wir sieben Jahre jünger – und so haben wir uns damals auch gefühlt. Inzwischen sind wir tatsächlich ein bisschen erwachsener geworden.
Dennis Wolter: Es ist noch ein bisschen ungewohnt, aber auch schön, dass wir jetzt nicht mehr darauf achten müssen, dass vor allem sehr junge Menschen jeden Gag verstehen. Ab sofort machen wir einfach Open-End-Unterhaltung. Achja: Auch dem Bildungsauftrag haben wir “Adieu” gesagt!
Sie hätten noch ein weiteres Jahr bei funk bleiben können. Weshalb haben Sie sich dagegen entschieden?
Dennis Wolter: Wir haben uns schon mit der Frage beschäftigt, was wäre, wenn funk irgendwann aufhört. Damit sind wir auch gestartet. Dass wir nicht noch 50 Jahre dort bleiben können, war uns daher natürlich bewusst. Die Aussicht, noch ein weiteres Jahr für funk produzieren können, war aus wirtschaftlicher Sicht ein gutes Angebot. Andererseits fühlte es sich für uns nicht richtig an, bis dahin mit einer Art Stoppschild weiterzumachen. Mit Joyn hat sich glücklicherweise eine neue Perspektive ergeben. Aus einem Flirt wurde ein richtiges heißes Tinder-Match! (lacht)
Sie haben bereits im vergangenen Jahr zusammen mit der Florida eine eigene Produktionsfirma PrettyWellDone gegründet. Wurden damit in gewisser Weise schon die Weichen gestellt?
Benni Wolter: Die Verbindung mit Florida ist unglaublich viel wert. Wir sind ja eine ganz, ganz kleine Produktionsfirma und können täglich von so einem großen Unternehmen lernen. Das hat uns schon in den vergangenen Monaten sehr geholfen, gerade wenn es darum ging, auch mal größere Sachen zu machen. Durch den Support der Florida war es möglich, unser Song-Quiz “Erkennst du den Song?” mal im großen "Late Night Berlin"-Studio zu produzieren. In Zukunft werden wir erst recht davon profitieren, gerade wenn wir auch mal “echtes” Fernsehen machen wollen.
Nun aber erst mal Joyn. Was macht Sie zuversichtlich, dass die Fans, die Sie über so viele Jahre begleitet haben, diesen Weg mitgehen werden?
Benni Wolter: Ganz viele aus unserer Community, die unseren Weg schon lange verfolgen, haben uns gesagt, dass es ihnen gefällt, wie wir uns weiterentwickeln. Auch von den Gästen, die bislang schon zu uns kamen, haben wir viele positive Signale erhalten. Daher sind wir zuversichtlich, dass unsere Shows auch bei Joyn ihr Publikum finden werden. Wir werden weiterhin unser ganzes Herzblut geben. Mehr als das können wir nicht machen.
In der Joyn-Ankündigung war die Rede von witzigen Quizspielen, Talkgames und Interviews. Klingt irgendwie ein bisschen wie das, was Sie auch bisher schon gemacht haben, oder?
Dennis Wolter: Wir werden auf jeden Fall eine Schippe drauflegen, wollen unseren Fans aber gleichzeitig auch die Formate bringen, die sie lieben. Nur etwas neuer und deutlich cooler. Alles wegzunehmen, was sie kennen, macht keinen Sinn – und uns selbst machen diese Formate ja auch nach wie vor Spaß. Unser Ziel ist es daher, einen Mittelweg zu finden zwischen bekannten Formaten und neuen Dingen, auf die wir beide extrem Bock haben, beispielsweise größere oder auch szenische Drehs.
Sie machen bei Joyn drei Shows pro Woche. Warum diese vergleichsweise hohe Taktung?
Benni Wolter: Wir machen diese Taktung ja schon seit Beginn des Formats. Es gibt Wochen, in denen wir jeden Tag drehen – und danach geht’s dann direkt in den Schnitt. Wir hatten jetzt gerade Julia Beautx zu Gast. Mit ihr haben wir, glaube ich, insgesamt fünf Formate gedreht. Diese Taktung brauchen wir irgendwie für uns selbst. Wir brauchen den Thrill. Aber auch für das Format ist das wichtig, weil es dadurch – eben wie bei einer klassischen Late-Night-Show – möglich ist, dass wir uns auf das beziehen können, was vor zwei oder vier Tagen schon bei uns Thema war.
Hinter Joyn steckt mit ProSiebenSat.1 ein großer Fernsehkonzern. Ist das klassische Fernsehen gerade ein Thema für Sie?
Benni Wolter: Unser voller Fokus liegt auf geilem Content. Daher ist es uns erst mal egal, wo unsere Gags gesehen werden. Aber natürlich ist das Fernsehen eine Welt, die uns sehr gut gefällt. Da wird spätestens 2025 bei ProSieben auch ganz sicher noch etwas kommen.
Gab es in den vergangenen Jahren eigentlich einen konkreten Moment, an dem Ihnen klar wurde, dass Sie von dem, was Sie da vor der Kamera machen, leben können?
Benni Wolter: Ich glaube, das ist im Kopf immer noch nicht so ganz angekommen. Klar, durch die Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlt es sich mehr nach Arbeit an als noch vor vier oder fünf Jahren. Aber wir haben das große Glück, dass uns das, was wir machen, großen Spaß macht. Gleichzeitig ist es für mich immer noch komisch, dass wir damit unser Geld verdienen. Ich habe immer noch jeden Tag Angst, dass es auf einmal vorbei sein könnte. Deswegen geben wir nach wie vor doppelt Gas, damit wir nie mehr normal arbeiten gehen müssen. (lacht)
Dennis Wolter: Keine Sorge, Benni. Im Zweifel kannst du ja vielleicht bei DWDL die Jobanzeigen checken. Oder wir ziehen ins "Forsthaus Rampensau". (lacht)
Vielen Dank für das Gespräch.
"World Wide Wohnzimmer", ab Donnerstag bei Joyn. Neue Folgen danach immer montags, mittwochs und freitags.