Herr Schulte, wie blicken Sie derzeit auf das Genre Quizshow im deutschen Fernsehen?
Quizshows werden ja gerne mal belächelt, aber wer genauer hinschaut, wird feststellen, dass ein Quiz bei den meisten Sendern zu den erfolgreichsten Formaten zählt. Selbst das Vorurteil, dass Quizshows nur von älteren Menschen gesehen werden, stimmt nicht. Denken Sie nur an "Wer stiehlt mir die Show?", das bei ProSieben die derzeit höchsten Quoten in der Zielgruppe einfährt. Unsere ARD-Show "Wer weiß denn sowas?" erzielt auch nach neun Jahren immer noch neue Rekorde, nicht nur bei den Gesamtzuschauenden, sondern auch bei den 14- bis 49-Jährigen, und selbst bei "Wer wird Millionär?" ist nach 25 Jahren kein Ende abzusehen.
Was macht es so schwer, ein gutes Quiz zu entwickeln?
Eine gute Spielmechanik zu entwickeln, ist nicht einfach. Denn auch wenn jedes Jahr viele Formate getestet werden, bleiben am Ende nur einige wenige übrig. Gerade in einem Markt, in dem es viele Quiz-Formate gibt, braucht es daher einen USP, der nicht "more of the same" ist. Bei "Wer wird Millionär?" ist dieser USP ganz sicher Günther Jauch, bei "Wer stiehlt mir die Show?" gibt es diese Season-Struktur, die dazu führt, dass man das Format eher wie eine Serie konsumiert, und bei "Wer weiß denn sowas?" ist es die Kombination aus Kai, Elton und Bernhard, den abgefahrenen Facts und den Gästen. Es kommt also letztlich auf ein cleveres, uniques Konzept an – kombiniert mit der richtigen Besetzung.
Sie versuchen sich also gewissermaßen an der Quadratur des Kreises.
Man braucht schon eine Art Zauberformel. Aber wenn man sie hat, ist sie viel wert, denn Menschen, die Quizshows schauen, sind in der Regel sehr loyal.
Mit "Frag mich was Leichteres!“ startet an diesem Montag ein neues Quiz von UFA Show & Factual im Nachmittagsprogramm der ARD. Worin liegt dort der USP?
Ein Unterscheidungsmerkmal liegt darin, dass wir mit der schwierigsten Frage anfangen und damit den gelernten Quiz-Ablauf ein Stück weit auf den Kopf stellen. Es geht allerdings nicht ausschließlich um Wissen, sondern auch darum, sich gegenseitig einzuschätzen und zu entscheiden, ob ich mir die Beantwortung der Frage zutraue oder ob ich sie meinem Gegenüber zuschiebe. Dazu kommt ein prominentes Experten-Team, gegen das die Kandidatinnen und Kandidaten in verschiedenen Kategorien antreten müssen: Jens Riewa steht für die "Tagesschau", Marwa Eldessouky für "Brisant" und Ralph Caspers für „Alles, was man wissen sollte“. Außerdem haben wir mit Lea Wagner ein frisches Gesicht als Moderatorin, die bei den Aufzeichnungen sehr souverän zu verstehen gegeben hat, wer das Sagen hat. Das hat mir gut gefallen.
Wie ist das Format entstanden?
Die Ursprungsidee zu "Frag mich was Leichteres!" kommt vom NDR, der an mehrere Produzenten herangetreten ist, um ein Feintuning zu entwickeln. Das haben wir getan und mit unseren Ideen überzeugt, sodass daraus nun die Show entstanden ist, die von diesem Montag an für sechs Wochen am Nachmittag zu sehen ist.
Muss sich ein tägliches Quiz am Nachmittag von der Dramaturgie unterscheiden?
Wir kommen etwas freundlicher und heller daher als klassische Primetime-Shows. Eine Show auf diesem Sendeplatz muss dem Publikum zudem jederzeit die Möglichkeit geben, einsteigen zu können. Die größte Herausforderung ist es aber sicher, Sehgewohnheiten zu verändern. Ich hoffe daher, dass wir in den sechs Wochen einen positiven Quoten-Trend anstoßen können, sodass wir die Show zu einem späteren Zeitpunkt über eine längere Strecke senden können.
In den Mediatheken sind eher fiktionale Formate, Dokus oder Realitys gefragt, Shows spielen bislang eine Nebenrolle. In den USA gibt’s das "1% Quiz" dagegen künftig zunächst bei Prime Video zu sehen und erst später im Free-TV. Ist das auch ein mögliches Ausstrahlungsmodell für den hiesigen Markt?
Die Chance besteht perspektivisch ganz sicher, auch wenn wir mit "Frag mich was Leichteres!" jetzt ein vorwiegend lineares Publikum ansprechen. International ist durchaus der Trend erkennbar, dass der Markt an Fiction und Realitys allmählich gesättigt ist, sodass Streamer gezwungen sind, sich neuen Genres zu öffnen, um weiter zu wachsen. In Italien hat beispielsweise unser Fremantle-Format "Got Talent" bei Disney+ sehr gut funktioniert. Und wer weiß: Vielleicht wird sich auch in Deutschland der Streaming-Trend irgendwann in Richtung Shows erweitern.
A propos Ausland: Ihr Format "Wer weiß denn sowas?" läuft inzwischen auch in anderen Ländern. Wie blicken Sie auf diese Adaptionen?
"Wer weiß denn sowas?" ist inzwischen in neun Länder verkauft worden, was für eine deutsche Show ein sehr schöner Erfolg ist. Zwar konnte das Format bislang in keinem Key Market wie etwa Großbritannien platziert werden, läuft dafür aber in einigen osteuropäischen Ländern sehr gut, etwa in Polen oder neuerdings in Bulgarien. Ich war einige Male vor Ort und fand es jedes Mal beeindruckend zu sehen, dass das Publikum im Studio genauso viel Spaß hatte wie bei uns – auch wenn ich selbst kein Wort verstanden habe. Das zeigt mir, wie stark das Format ist.
Herr Schulte, vielen Dank für das Gespräch.
"Frag mich was Leichteres", montags bis freitags um 16:10 Uhr im Ersten